Letzte Trift liegt 60 Jahre zurück
Autor: Gerd Fleischmann
Kronach, Freitag, 16. Februar 2018
Die letzte Blöchertrift im Frankenwald fand 1958 statt. Das Holz aus der Grümpel wurde damals nach Friesen befördert.
Vor 60 Jahren fand letztmals im Frankenwald eine Blöchertrift statt, und zwar auf der Grümpel nach Wilhelmsthal, dann weiter auf der Kronach nach Friesen. Mit diesen sogenannten ungebundenen Flößen wurden zum Sägewerk Georg Geiger (Neumühle) an die 120 Festmeter Holz in loser Form auf dem Wasserweg transportiert.
Das war seinerzeit kein Problem, da der Mühlgraben bei Friesen noch vorhanden war. Voraussetzung für die Blöchertrift mit drei bis fünf Meter langen Stämmen war der Grümpelfloßteich mit dem Teichzieherhäuschen, erbaut im Jahr 1854. Dieser markante Aufbau ist längst verschwunden; geblieben ist dagegen die Stauanlage in idyllischer Lage.
Den Winter über hatten die Waldbauern in den Wäldern um die obere Grümpel die Bäume gefällt, sie auf Bretterlänge gesägt und abgeschält. Von den Hängen wurden sie herabbefördert und im Bett der Grümpel zusammengehäuft. Vor der Blöchertrift hatte man den Grümpelfloßteich gestaut sowie Sägewerke und Mühlen in Kenntnis gesetzt.
Dann war es so weit! Punkt 10 Uhr erfolgte die Öffnung des Teiches. An die 6000 Kubikmeter Wasser schossen in das Bachbett. Vorher hatten sich die Treiber, ausgerüstet mit ihren Floßhaken, unterhalb der Anlage eingefunden. Knietief lag an manchen Stellen noch der Schnee. Auf ihre Floßhaken gestützt, warteten die Männer auf ihren außergewöhnlichen Einsatz.
Zur verabredeten Zeit wurde die "Schütze" des Teichzieherhäuschens aufgemacht. Dann kam im mächtigen Schwall das Wasser hervor; die lagernden Blöcher wurden angehoben und trieben zu Tal. Ein unheimliches Poltern und Rumoren ging dem gewaltigen "Schutz" voraus; das schmale Rinnsal "Grümpel" schwoll innerhalb weniger Minuten zu einem bedrohlich wirkenden Bach an.
Großer Kraftaufwand
Schnell trieben die Baumstämme ab. Manchmal stellten sie sich quer, versperrten für die anderen den Weg, wurden wieder losgerissen und bildeten Barrieren. Hier setzte die Arbeit der sechs Treiber ein. Mit ihren Floßhaken beseitigten sie unter großem Kraftaufwand die Hindernisse. Und wenn es länger dauerte, trat das Wasser über die Ufermauer, floss in die Wiese und trug so manche Blöcher mit sich, die dann verstreut liegen blieben.Die Wehre der Mühlen waren aufgemacht worden. Schon nach einigen Stunden kamen die ersten Stämme in Friesen an, wo sie an der "Schere", die aus zwei Floßkuppeln bestand, eingefangen und angehalten wurden. Doch damit war die Aktion noch lange nicht abgeschlossen. Überall lagen nach dem "Schutz" vereinzelt Blöcher herum. Ein zweiter Abfluss musste im zwölf Kilometer entfernten Grümpeltal vorbereitet werden, und bereits am anderen Tag ließen die Männer das Wasser der Stauanlage nochmals ab. Oft bis zum Bauch im eiskalten Wasser watend, machten die Treiber immer wieder die liegen gebliebenen Blöcher flott.
Am Abend waren dann alle an der "Schere" angekommen. Durch den Mühlgraben wurden sie an das Gatter geleitet und als Bretter oder Kanthölzer verließen sie dann wieder das Sägewerk.