Lesepaten investieren wertvolle Zeit in die Kinder
Autor: Pauline Lindner
, Montag, 25. Sept. 2017
Hermann Hahn erzählt vom kleinen Jakob und dessen Vorliebe für Bulldogs. Der Bub will immer eine Geschichte mit einem Fahrzeug und nach einer Viertelstunde,...
Hermann Hahn erzählt vom kleinen Jakob und dessen Vorliebe für Bulldogs. Der Bub will immer eine Geschichte mit einem Fahrzeug und nach einer Viertelstunde, wenn die Geduld nicht mehr reicht, will der Knirps, dass sein Leseopa mit ihm mit dem Bulldog spielt.
Hahn ist Lesepate in Neunkirchen, er liest einmal die Woche bei den Krippenkindern.
Bestätigend nicken die Umstehenden. Denn viele der Teilnehmer an der ersten Bildungskonferenz im Landkreis sind Praktiker, die für Kinder ab zwei Jahren bis ins Grundschulalter vorlesen.
Möglichst früher Beginn
Eine pädagogische Ausbildung oder eine frühere Berufstätigkeit in der Branche haben die wenigsten. Die wissenschaftliche Bestätigung ihrer Tätigkeit erhalten sie durch das Referat von Hermann Ruch vom bayerischen Institut für Schulqualität und Bildungsforschung. "Leseförderung - so gelingt's" hat er seinen Vortrag überschrieben. Ruchs Kernbotschaft lautet, möglichst früh mit dem Vorlesen und Lesen beginnen. Dann wendet er sich mehr der Schullaufbahn zu und fordert besonders für die Klassenstufen fünf bis sieben grundlegende Leseprogramme. Damit kein Kind auf der Lesekompetenz eines Grundschülers stehen bleibt und Lesen als Mittel zur Problembewältigung in Beruf und Alltag nicht hinreichend nutzen kann. "Jeder sechste Erwachsene liest nur wie ein Zehnjähriger", nennt Ruch eine der Folgerungen aus der Pisa-Studie und ähnliche Erhebungen.
Der frühe Beginn mit einer dementsprechend guten Ausstattung - von Lesepaten bis Bücherecken zum Selberschmökern - gilt im Landkreis als gewährleistet. Das ist das wichtigste Fazit, das Juliane Senft, Karin Rosa, Sophia Paramaligam und Sarah Kostner vermitteln. Die vier Studentinnen des buchwissenschaftlichen Studiengangs an der Erlanger Universität unter Volker Titel haben sich akribisch in den 39 Kindertagesstätten im Landkreis umgehört. "Ich hätte nie gedacht, dass das Interesse so groß ist", hat ihnen eine Kinderbetreuerin über die Leseecke berichtet. Einen Wunsch haben die Studentinnen auch mitgebracht: Eine Fortbildung für Lesepaten und der Erfahrungsaustausch untereinander.
Beliebte Gattung
Acht Workshops vertieften Einzelthemen, wobei der Schwerpunkt bei Methoden und Hilfsmitteln zur besseren Übermittlung und Veranschaulichung des Gehörten, des Vorgelesenen lag. Mit einer immer beliebteren Buchgattung - sowohl bei Buchkäufern wie vor allem den Verlagen - befasste sich Ulla Schiller-Irlbacher: den Büchern für Erstleser. "Leseübungsbücher" nennt sie selbst die Gattung lieber. Denn zumeist zielten diese Bücher von Aufmachung und Schriftbild auf das Training der in der Schule vermittelten Fähigkeit, Zeichengruppen mit Wortklang in Übereinstimmung zu bringen. Dabei bleibt manchmal die inhaltliche Quailität auf der Strecke, wurde in der Gesprächsrunde moniert.