Druckartikel: Lernen muss ein Wollen sein

Lernen muss ein Wollen sein


Autor: Brigitte Krause

Sand am Main, Freitag, 01. Sept. 2017

Die Schreinerei Krines beschäftigt rund 70 Leute in Sand und bildet sechs junge Menschen aus. Die Firmenchefs Jochen und Gunther Krines haben auch sechs Mitarbeiter und einen Lehrling von "allmilmö" übernommen.


Brigitte Krause

Ob es Alexander Glos ist oder Julius Schneider, beide haben mit einer Lehre (Bürokaufmann, Schreiner) angefangen. Nach Jahrzehnten sind sie Schlüsselfiguren im Betrieb. Glos schreibt Angebote an die zumeist betuchten Privatkunden, Schneider haben die Chefs mit einer handverlesenen Crew schon 18 Mal nach Los Angeles fliegen lassen, um dort Ware der Franken zu montieren.
Am gestrigen Freitag haben sie sich vielleicht an ihre Anfangsjahre erinnert. Das Ausbildungsjahr begann neu.
Gunther Krines, mit seinem Bruder Jochen heute Nachfolger der Firmengründer Peter und Elisabeth Krines, bekennt sich im Blick auf die Lehrlingssuche zu einer Grundphilosophie: "Ich mach' ohne Praktikum gar nichts. Es müssen keine Einserschüler sein. Der Spaß am Beruf ist mir wichtiger." Das Sander Unternehmen, das mit rund 70 Mitarbeitern Fenster, Türen und Wintergärten herstellt, setzt auf den persönlichen Eindruck.
Freilich ist der hochmoderne Betrieb attraktiv: Unter den drei neuen Lehrlingen (insgesamt sind es sechs) ist die angehende Bürokauffrau Anna-Lena Werb aus Steinbach, eine der Schulbesten an der Eltmanner Realschule.
Sie bewarb sich auf die Zeitungsanzeige, wurde genommen und düst nun mit dem Roller zur Arbeit, auch die Mama fährt sie ab und zu. Im Januar wird sie 18; dann wird aus dem begleiteten Fahren ein eigenverantwortliches. Nicht weit hat es der 17-jährige Daniel Baum. Nach der "allmilmö-Insolvenz" in Zeil ist der Sander froh, bei Krines seine Lehre beenden zu dürfen. Mit ihm arbeiten sechs weitere frühere allmilmö-Kollegen nun hier.
Quereinsteiger ist der 24-jährige Johannes Mück. Er hat das Wirtschaftsingenieur-Studium für die Lehre als Schreiner aufgegeben und sein Hobby zum Beruf gemacht.
Sie sind der Nachwuchs in dem Betrieb, in dem zwei millionenschwere CNC-Fräsmaschinen stehen, die fortwährend "befüttert" werden müssen. Das machen - neben den Produktionsmitarbeitern in der Halle - Techniker und Fertigungsplaner: Aus ihrem Schreinerjob ist der Platz am Schreibtisch hinter großen Bildschirmen geworden, wo sie die Objekte aufzeichnen, akribisch überplanen, das Material bis zur letzten Schraube bestellen und Holz und Aluminium per Mausklick in die Fräsmaschine schicken. Eben modernes Handwerk (siehe den weiteren Bericht zum Ausbildungsstart).