Druckartikel: Lernen mit Kopf, Herz und Verstand

Lernen mit Kopf, Herz und Verstand


Autor: Gabi Arnold

Einberg, Freitag, 19. Dezember 2014

Leseförderung  In der Einberger Grundschule spielen Bücher eine besonders wichtige Rolle - was den Schüler offensichtlich gut gefällt.


von unserer Mitarbeiterin Gabi Arnold

Einberg — Das Lachen der Kinder ist bis vor das Klassenzimmer zu hören. Drinnen ist es dunkel, nur die Leselampe leuchtet. Auf einem roten Sessel hat es sich Lehrerin Anne Skarra gemütlich gemacht. Sie liest aus dem Buch "Hilfe, die Herdmanns kommen." In der Adventszeit lädt die Grundschule alle Kinder an verschiedenen Tagen zu Leseabenden ein. Die besinnlichen und heiteren Abende sind ein Teil eines Gesamtkonzeptes, das der Leseförderung der Grundschüler dient.
Konzentriert lauschen kleine wie große Zuhörer der Geschichte der chaotischen Familie Herdmann und lachen immer wieder lauthals über die Aktionen der "schlimmsten Kinder." Bei der Erzählung handelt es sich nicht eine gewöhnliche Weihnachtsgeschichte, denn die Herdmann gelten als sozial schwach. 45 Minuten lang liest Anne Skarra die Abenteuer der Herdmanns.

Kommen und zuhören

In der Adventszeit kommen die Kinder am Abend mit den Eltern in die Schule, um Geschichten zu hören. Dies gehört zum Konzept der Schule, die sich die Leseförderung auf die Fahnen geschrieben hat. Viele Projekte gibt es bereits, auch Kooperationen mit den Kindergärten bestehen. So besuchen die Vorschulkinder die Schule und den Unterricht, um einen Einblick in das Schulleben zu bekommen. Das Lesen gilt als Schlüsselkompetenz schlechthin und das Interesse am Buch soll deshalb frühzeitig geweckt werden.

Eine Frage der Technik

Matthias Volk unterrichtet Deutsch und Religion im zweiten Jahr an der Einberger Schule. "Lesen ist die Kulturtechnik", sagt er. Die Schule sei deshalb gefordert, dies den Kindern zu vermitteln. So habe jede Grundschule ein eigenes Motto. "Bei uns ist das Lernen mit Kopf, Herz und Verstand", sagt der Pädagoge. Das heißt: Neben dem kognitiven Lernen müsse auch der Lernwille der Schüler geweckt und die Begeisterung gefördert werden. Insbesondere geht dies durch entsprechend gestalteten Unterricht.
Ob Kinder und Jugendliche im Zeitalter von Handy, Internet tendenziell weniger in Büchern schmökern, kann der junge Lehrer nur vermuten: "Ich meine schon, es geht rückwärts. Aber wenn ein Angebot da ist, wird gelesen", hat Volk beobachtet. Schon deshalb sei Schule gefordert, den Kindern das Lesen schmackhaft machen, sagt der Lehrer und erzählt begeistert von Projekten und Unterrichtsinhalten. In der ersten Klasse steht das Vorlesen mit Mittelpunkt: laut und leise; betont, mit Emotionen vorgetragen. So wird das Interesse der Kinder am Buch geweckt.
"Beim Lesen können sich Kinder im Kopf ihre Welt schaffen", weiß Volk. In einem Einberger Klassenzimmer hat der Lehrer eine kleine Leseecke eingerichtet, die die Kinder immer, wenn Zeit ist, nutzen dürfen. Die Eltern wurden gebeten, Bücher und Lektüren zum Ausleihen mitzubringen.
Aktionen zur Leseförderung laufen das ganze Jahr über auf unterschiedliche Art und Weise - im Zeitalter von Internet natürlich auch mit Online-Programmen wie dem "Floh-Lese-Fitnesstest", der individuelle Leseleistung abfragt.
Zudem kommen Lese-Mentoren in die Schule und es besteht eine Lesekofferaktion in Kooperationen mit einer Buchhandlung. Auch Autoren werden eingeladen, wie der Kinderbuchautor Fabian Lenk. Am Welttag des Buches beteiligt sich die Einberger Schule sowieso. "Die Kinder bringen ihr Lieblingsbuch und lesen vor", so Volk.

Schon wieder die Herdmanns

Auf die Frage nach dem Lieblingsbuch überlegen die Mädchen und Jugend dann auch nicht lange. Sie greifen in das Regal der Bücherei, holen Bücher hervor, versammeln sich um den Lehrer und stecken ihre Nasen in die spannenden Geschichten - von Detektiven, Prinzessinnen, Monstern oder eben den chaotischen Herdmanns.