Druckartikel: Leiden der Rehe soll vermieden werden

Leiden der Rehe soll vermieden werden


Autor: Rainer Glissnik

Burgstall, Dienstag, 02. Mai 2017

"Rehwild leidet leise - man hört es nicht", erklärt der Koordinator des Landkreisprojekts Wild und Straße, Klaus Riedel, sein mehr als 25-jähriges Engagement gegen Wildunfälle. "Gefährlicher" Duft bringe die besten Erfolge - und da gibt es ja noch die blauen Bändchen.
Jürgen Meusel bereitet sich auf die Jägerprüfung vor. Dazu gehört auch die Kenntnis des Ausbringens eines Duftzauns zum Schutz gegen Wildunfälle.  Foto: Rainer Glissnik


Hier auf der alten Bundesstraße 303, zwischen Burgstall und Mitwitz, ist ein akuter Wildunfallschwerpunkt. Dabei haben die dortigen Jagdpächter seit vielen Jahren etliche Maßnahmen wie Wildäcker, Wildwarngeräte und Duftzaun angebracht. Jetzt wurden die Maßnahmen in diesem Bereich noch einmal kräftig aufgestockt.
Klaus Riedel demonstrierte die möglichen Maßnahmen hier vor Ort dem diesjährigen Jungjägerkurs.


Wolf, Bär, Luchs und Mensch

Praxisnah brachte er dem Jägernachwuchs sein Anliegen nahe. Seit über 25 Jahren sei im Projektteam enorm viel geleistet worden, um die Zahl der Wildunfälle deutlich zu verringern.
Nach wie vor sei es der Duft, der die besten Erfolge bringe - noch besser in Kombination mit anderen Maßnahmen. Der Duftstoff der Firma Hagopur aus Landsberg am Lech ist eine Duftkombination, die nach Wolf, Bär, Luchs und Mensch riecht. Dabei kennen Reh und Hirsch eigentlich nicht mehr den Geruch der lange in unseren Regionen unbekannten Wildtiere. Dennoch lösen diese Gerüche Gefahrenimpulse aus. Vor allem Rehwild, Hirsche und Elch reagieren. Wildschweine lassen sich dadurch weniger stören.
Die Kreisgruppe Kronach im Bayerischen Jagdschutz- und Jägerverband unterstützt die Anschaffung mit 30 Prozent der Kosten. Dann gibt es den Duftzaun mit blauen Bändchen. Wildbiologen fanden heraus, dass Wildtiere vor allem die Farbe Blau erkennen. Diese Bändchen werden noch mit Duftstoff besprüht. Alle halbe Jahre muss der Duftstoff ausgebracht werden. Dieses flatternde Wild-Schreck-Band ist auch kostengünstig.
Riedel zeigte auch die vom Brandenburger Jäger Detlef Roggan entwickelte "Wildtierampel". Sein Multi-Wildschutz-Warner vereint verschiedene Funktionen und Reflektoren in einem Bauteil. Der eigentliche Clou an der Erfindung sind die im unteren Bereich angebrachten wabenförmigen und verschiedenfarbigen Reflektoren. Die Reflektoren erzeugen Lichtblitze, welche die Aufmerksamkeit der Wildtiere erregen. Das sich ständig verändernde Lichtbild nehmen die Wildtiere als Bewegung wahr. Die bis zu 156 verschiedenen Lichtblitze je Einzelreflektor wirken wie eine Ampel - eine Wildtierampel. Im oberen Bereich der Wildtierampel ist zusätzlich ein leicht zugänglicher Schwamm zur Aufnahme eines Wildvergrämungsmittels eingelassen, wie dieser sich beim "Duftzaun" oder beim "Wildschreck" bereits erfolgreich zeigte.


Auch akustische Signale

Der ehemalige Förster im Bereich Cramer-Klett und Naturschutzbeauftragte der BJV-Kreisgruppe Kronach, Adolf Bayer, zeigte die praktische Ausbringung des Duftzauns an den Bäumen neben der Bundesstraße 303 zwischen Burgstall und Mitwitz. Dazu gehörte auch das akustische Wildwarnschutzgerät Awiwa, das auch in einem Teilabschnitt angebracht ist. Hier werden beim Auftreffen vom Licht eines Autos auch noch akustische Signale ausgesendet. Diese Geräte sind allerdings sehr teuer.
Insgesamt sind oft hohe Fahrgeschwindigkeiten der Autofahrer in gefährdeten Bereichen eine Ursache. "Oft wird sehr schnell gefahren", erklärte Kreisjagdberater Winfried Wachter. Wer gefährliche Strecken kenne, fahre dort langsamer. Wenn ein Wildwarnschild zu sehen ist, sollte höchstens mit 70 Stundenkilometern gefahren werden, auch wenn mehr zulässig sei, riet er. Diese Zeichen stünden wirklich nur dort, wo ein hohes Wildunfallrisiko bestehe.