Leichtigkeit kam damals nicht an
Autor: Sabine Meißner
Ebern, Sonntag, 06. Oktober 2019
Der Maler Gerhard Rießbeck soll den Kunstpreis der evangelischen Landeskirche in Bayern erhalten. Er erhält am 25. Oktober in München den renommierten Preis, der alle drei bis fünf Jahre von einer Fachjury vergeben wird.
In den Haßbergen verschmäht, in Schweinfurt geachtet, in München geehrt: Der Maler Gerhard Rießbeck wird den Kunstpreis der evangelischen Landeskirche in Bayern erhalten. Die Verleihung des Kunstpreises findet am Freitag, 18. Oktober, ab 19 Uhr in der Rogate-Kirche in München/Laim statt. Am Donnerstag, 24. Oktober, ist in München die Ausstellungseröffnung in der Galerie an der Pinakothek der Moderne.
Die Polarregionen faszinieren Rießbeck. Nach zahlreichen Exkursionen in eisige Gegenden verarbeitet er die Erlebnisse in seinem mittelfränkischen Atelier. Dabei entstehen Gemälde, die zum Teil mehrere Quadratmeter groß sind.
Er malt unendlich erscheinende Landschaften aus Wasser und Eis, hält surrealistische Stimmungen fest und stellt die ursprüngliche Natur der Arktis und Antarktis mit seinen Mitteln dar. Wiederholt erlebte er in der Realität vor Ort, was den Erfolg seines künstlerischen Schaffens begründet.
Die Arbeiten des 55-Jährigen sind in der Vergangenheit verschiedentlich gelobt und mit Preisen bedacht worden. Rißbeck wurde aber auch mit Desinteresse und Kritik konfrontiert, wie etwa vor knapp sechs Jahren, als seine Kirchenkunst in der Eberner Christuskirche äußerst umstritten war und entfernt werden musste.
Was war passiert? Rießbeck hatte den Auftrag erhalten, für die Christuskirche ein Kunstwerk zum Thema "Leiden und Sterben Jesu nach dem Lukasevangelium" zu schaffen. Den Rahmen bildete die Aktion "12 (W)Orte", initiiert durch die evangelische Landesbischöfin Dorothea Greiner in Bayreuth.
In der Kirchengemeinde in Ebern wurde diskutiert, ob man der Kunst Rießbecks in der architektonisch schlicht gehaltenen Kirche eine Chance geben wolle. Sein bunter Entwurf, eine gut zwei Meter im Durchschnitt messende Scheibe an der Decke sowie an den Wänden platzierte Luftballons, sorgten für Zündstoff. Um es vorweg zu nehmen: Am Ende stimmte die Gemeinde demokratisch gegen diese Kunst in ihrer Kirche. Die Auseinandersetzung mit dem Künstler, dem biblischen Text und dem Kunstwerk, dem Rießbeck den Namen "Dornenkrone mit Luftballons" gegeben hatte, begann am Tag seiner Vorstellung in Ebern.
Eine schwere Last
"Der Kreuzigungstext ist eine schwere Last für mich als Künstler", hatte Rießbeck gesagt. Zugleich bezeichnete er den Auftrag als "eine tolle Aufgabe und eine sehr große Chance". Einzelne Gemeindeglieder trugen von Beginn an ihre Ansichten vor, und der Tenor, "Wozu brauchen wir das?", war unschwer zu erkennen. Von "Die Kirche soll in ihrem Inneren so bleiben wie sie ist" bis zu "Ich bin neugierig darauf" gingen die Meinungen auseinander. Als Platz für seine Kunstinstallation hatte Rießbeck die Kuppel der Kirche gewählt. Im Frühjahr 2014 präsentierte er das fertige Modell: bunte Luftballons, eine schwebende Dornenkrone und ein offener Himmel, in den die Ballons entflogen.