Leichter im Netz suchen
Autor: Klaus Rößner
Kulmbach, Montag, 05. Juli 2021
Studium Katharina Müggenburg hat sich in ihrer Bachelor-Arbeit mit der Barrierefreiheit im Internet befasst. Das bescherte ihr auch Platz drei bei einem Wettbewerb des Bayerischen Staatsministeriums für Digitales.
Kaufen und verkaufen. Neue Leute kennenlernen. Sich informieren und unterhalten lassen. Lernen. Das Internet dominiert das Leben des modernen Menschen. Wie wenig anderes durchdringt es nahezu alle Bereiche.
Daher scheint es unverzichtbar zu sein für den Mensch der Gegenwart. Doch nicht selten hat gerade der so seine liebe Not im Umgang mit dem World Wide Web. Verzwickte Menüführungen, ellenlange, technokratische Texte, sperrige Layouts - das Netz ist in den seltensten Fällen anwenderfreundlich. Und grenzt Randgruppen aus. Behinderte zum Beispiel, die aufgrund ihres Handicaps Inhalte nur schwer oder gar nicht erfassen können.
"Das muss anders werden", beschloss Katharina Müggenburg. Die junge Kulmbacherin verfasste eine Arbeit über "Barrierefreiheit im Internet." Und landete damit einen riesigen Erfolg. Mit ihrem Werk belegte sie einen respektablen dritten Platz bei "B. Digital", dem Digitalwettbewerb des Staatsministeriums für Digitales: Ministerin Judith Gerlach zeichnete sie aus (wir berichteten).
Katharina Müggenburg ist eine junge, moderne Frau. Sie interessiert sich für Medien, Fotografie, Kunst und Musik - und für Kommunikation. Das kommt nicht von ungefähr: Ihre Eltern Elisabeth und Lutz Müggenburg betreiben einen Verlag.
Mit diesen Genen ausgestattet, verwundert es nicht, dass sich Katharina in eine ähnliche berufliche Richtung orientiert: In Münchberg belegte sie den Studiengang Medien-Design, den sie heuer mit dem Bachelor of Arts beendete.
Antiquierte Web-Bausteine
Jetzt hat sich die 23-Jährige beworben für einen Master-Studiengang im Bereich Design, Marketing und Management. All diese Segmente sind durchdrungen von den Möglichkeiten der Neuen Medien. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass sich Katharina für den Digitalpreis des Bayerischen Staatsministeriums für Digitales interessierte. "Mein Professor Michael Zöllner hat mich darauf aufmerksam gemacht. Er hat vorgeschlagen, meine Bachelor-Arbeit einzureichen."
In dieser geht es um Barrierefreiheit im Internet. Das ist ein durchaus relevantes Thema für das WWW. Denn dort sind viele Dokumente veraltet, in einer umständlichen Behördensprache und Juristen-Kauderwelsch abgefasst oder unübersichtlich gestaltet. Nicht selten gründen sie auf den Standards der Web Content Assistability Lines, einer Unterorganisation der Internet-Gründer. Entsprechend veraltet ist das Ganze. Doch warum werden solch antiquierte Web-Bausteine heute noch eingesetzt? "Damit will sich keiner beschäftigen. Weil es kompliziert, umständlich und lästig ist."
Katharina jedenfalls war diese Arbeit nicht zu lästig. Deshalb recherchierte sie, nutzte alle sich bietenden Quellen und analysierte unzählige Sites. Sie interviewte Experten, las Fachbücher zu diesem Thema. Zudem befragte sie Nutzer des Internets. So fuhr sie nach Bamberg, um dort bei der Lebenshilfe mit behinderten Usern zu sprechen. Darunter waren auch Blinde. Für sie birgt die Nutzung des Net oft schwer überwindbare Hürden.
Doch nicht nur sie sollen von Katharinas Arbeit profitieren. Denn auch für den "ganz normalen Surfer" sind viele Sites problembehaftet. Das geht schon los bei der verwendeten Typografie. Die ist mitunter so unglücklich gewählt, dass sich Buchstaben wie das "a" und das "e" kaum unterscheiden.
"Ich habe viel gelernt daraus"
Ein anderes Gebiet stellen Struktur, Gliederung und Menüführung dar. "Die sind oft unüberschaubar", kritisiert die Studentin. Dann das "responsive Webdesin". Es soll gewährleisten, dass Sites, die für den PC entwickelt wurden, möglichst schlüssig und unkompliziert in andere Ausgabe-Formate umgewandelt werden können, wie sie beispielsweise beim Betrachten auf dem Handy-Display nötig sind. Dazu müssen verschiedene Parameter wie etwa der Kontrast angepasst werden.
Die Resultate der Arbeit ("Ich habe viel gelernt daraus") sind keine rein akademischen Erkenntnisse, sondern können für viele Organisationen von praktischem Nutzen sein. Etwa Behörden, die mit Behinderten zu tun haben. Oder diverse Hilfsorganisationen und soziale Einrichtungen. Auch Kommunen können von den Erkenntnissen profitieren. Bei denen gibt es nicht selten einen Umsetzungsstau: "Es existiert die gesetzliche Vorgabe, dass die Veröffentlichungen bis Ende letzten Jahres barrierefrei gestaltet sein mussten. Real ist das aber noch längst nicht überall vollzogen."
Katharina hatte mit ihrer Bachelor-Arbeit viel Erfolg. Nicht nur im Studium. Sie reichte das Werk bei "B. Digital" ein, dem Digital-Wettbewerb des Bayerischen Staatsministeriums für Digitales. Und hatte Erfolg. Ob seiner Anwendungsmöglichkeiten wurde der Beitrag auf Rang drei gewählt. Der praktische Nutzen hatte offenbar die Jury überzeugt. Als Preise gab es 500 Euro für Hard- und Software, eine Urkunde und eine besondere Glühbirne: Sie schwebt kontaktlos über ihrem Sockel und leuchtet hell.
Zukunftsweisender Erfolg
Die Freude über diesen Sieg ist bei Katharina (und natürlich auch deren Eltern) groß. Denn die junge Kulmbacherin stammt als einzige Preisträgerin aus Franken. Das Gros der anderen Gewinner kam direkt aus der Landeshauptstadt.
Dieser Erfolg ist zukunftsweisend: Er ermutigt die 23-Jährige, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. "Bei meinem Master-Studiengang würde ich gern auf diesem Thema aufbauen."