Leerstand nach 90 Jahren Fußball
Autor: Martin Kreklau
Bamberg, Mittwoch, 14. Juni 2017
Im Bamberger Fuchs-Park-Stadion sind seit dem sportlichen Abstieg des FC Eintracht Bamberg 2010 nur noch ausgewählte Fußballspiele zu sehen. Doch Theo Gulden, Mitglied seit 1939, hofft auf eine Rückkehr.
Martin Kreklau
Immobilien in einem solch guten Zustand sind in Bamberg selten: Das Gebäude wurde 2008 generalsaniert, bietet alle Annehmlichkeiten, etwa eine eigene Bar, und hat obendrein ein hervorragend gepflegtes Rasenstück direkt vor der Haustür. Und doch steht das Fuchs-Park-Stadion in Bamberg bis auf wenige Ausnahmen leer.
Vor kurzem war die ehemalige Hauptkampfbahn im Volkspark noch die Heimat des FC Eintracht Bamberg. Doch nach dessen sportlichem Absturz in die Bezirksliga gibt es dort keinen Fußball mehr zu sehen. Das stimmt den 93-jährigen Theo Gulden mehr als traurig: Er ist seit 1939 Mitglied des Vorgängervereins 1. FC 01 Bamberg, hat alle Höhen und Tiefen miterlebt. Trotz des Abstiegs ist er noch bei jedem Spiel dabei. Eine Tradition, die er seit den 30er-Jahren pflegt, als er die Spiele des FC 01 mit seinem Vater besucht hatte. Die Spielklasse damals? Bezirksliga.
Sportanlagen für alle
Die Idee für den Volkspark, der nicht nur das Stadion, sondern auch die umliegenden Sportstätten umfasst, hatte 1926 Gartenbau-Direktor Viktor Luster. Seine Vision war, außerhalb des Stadtzentrums eine riesige Sportanlage zu schaffen - damals eine Modeerscheinung. Dort fanden fast alle Vereine Platz: Neben zahlreichen Fußballplätzen gab es eine Radrennbahn, ein Schwimmbecken, Schießstände für die Sportschützen und vieles mehr. Was es nicht gab: einen Bus. "Wir haben damals am Grünen Markt gewohnt, und wenn wir ins Stadion wollten, mussten wir hinlaufen - und natürlich auch wieder zurück", sagt Gulden. Insgesamt knapp acht Kilometer.
Tomaten für ein Tor
Am liebsten erinnert sich der 93-Jährige an die Elf, die 1946 in der höchsten Klasse gespielt hat: der süddeutschen Oberliga. Ernst, Krügel, Then, Machate, Ulzheimer und Wilde sind nur einige der Namen, die für den größten Erfolg der Vereinsgeschichte verantwortlich waren. "Der Wilde war der beste Außenverteidiger, den ich je gesehen habe", sagt Gulden und strahlt. "Wie der an der Linie entlanggerannt ist, war einfach einmalig." Icke - so lautete der Spitzname des Berliners - handelte vor dem Spiel mit dem Vorsitzenden gern Torprämien aus. Da der damalige Klubchef Gärtnermeister war, gab es statt Geld oft Gemüse. Schließlich ging es für die Bamberger sportlich wieder bergab. Gulden weiß, warum: "Wenn der Machate nicht gegangen wäre, wären wir nie abgestiegen." Über eine Statistik freut sich Gulden noch heute: Der FC Bamberg hat den FC Bayern München sowohl am zweiten als auch am 22. Spieltag der Saison 1946/1947 jeweils mit 2:1 besiegt.
Gulden kann sich nicht so recht entscheiden, welche die schönste Zeit für ihn war. Auch die 50er-Jahre hatten ihren Reiz, als Bamberg in der II. Division gespielt hat und in ganz Süddeutschland unterwegs war. Gegner damals waren etwa Waldhof Mannheim und der SSV Reutlingen. Danach traten die FC-Kicker in der Bayernliga an. "Da gab es Duelle gegen den FC Haßfurt, den FC Lichtenfels und den VfB Coburg. Da waren jedes Mal um die 10 000 Zuschauer im Stadion", sagt Gulden.