Leere Straßen, leere Strände
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Donnerstag, 16. April 2020
Auch die Menschen auf der britischen Isle of Wight und im französischen Niort müssen sich mit den Beschränkungen wegen Corona arrangieren. Wie Peter Jackson und Myriam Hoesterey berichten, gelingt das bislang gut.
Es hat schon fast etwas Idyllisches - kilometerweit Sandstrand, fast menschenleer, im Hintergrund die Kreidefelsen von Culver Down. Befänden wir uns nicht mitten im Kampf gegen ein gefährliches Virus, man könnte neidisch werden. Doch natürlich ist der Strand Sandown Bay, den Peter Jackson aus Coburgs Partnergemeinde auf der Isle of Wight bei einem Spaziergang fotografiert hat, nur deshalb so leer, weil die Menschen - genau wie in Coburg - zu Hause bleiben müssen.
Natürlich gilt dieser "Lock-down" ebenso in Coburgs französischer Partnerstadt Niort im Westen Frankreichs. Die Bewegungsfreiheit dort sei sehr eingeschränkt, wie Myriam Hoesterey, Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Allemagniort, dem Tageblatt per E-Mail berichtet. Wer sich nicht aus beruflichen Gründen draußen bewegen müsse, dürfe nur einmal am Tag das Haus für maximal eine Stunde verlassen - und auch nur, um Lebensmittel einzukaufen oder für medizinische Besorgungen.
Sport ist allerdings auch in Niort erlaubt: "Es ist möglich, einmal am Tag im Umkreis von einem Kilometer von zu Hause eine Stunde spazieren zu gehen, zu joggen oder Fahrrad zu fahren", erzählt Myriam Hoesterey. Bei jedem Ausflug seien die Menschen aber verpflichtet, eine ausgefüllte Bescheinigung mitzuführen, die den Grund nennt, warum sich jemand außer Haus aufhält.
Im Großen und Ganzen seien die Menschen auf der Isle of Wight ruhig geblieben und hielten sich an die Regeln, beschreibt Peter Jackson die Situation. "Die Straßen sind viel leerer als normal, und die meisten Menschen sind darauf bedacht, Abstand zu anderen zu halten. Wir haben mehr Platz als die bevölkerungsreicheren Teile Großbritanniens, also haben wir nicht die Situation wie in London, wo Parks geschlossen werden mussten."
Eine harte Probe
Ähnliches berichtet Myriam Hoesterey aus Niort: Wie überall würden die Menschen in Nordostfrankreich auf eine harte Probe gestellt. Dennoch zeigten sie Solidarität und respektierten die Anweisungen nach bestem Wissen und Gewissen. "Wir langweilen uns nicht und sind in unseren Häusern und Gärten sehr aktiv, sofern wir das Glück haben, einen Garten zu besitzen."
Ein ganz anderes Kapitel sind die familiären Bindungen. "Die Familiensituation ist ein echtes Problem", sagt Peter Jackson. "Mein Sohn lebt in Northampton, meine Tochter in Chessington, beide auf dem Festland. Keiner von uns kann reisen. Skype, Zoom, Whatsapp, E-Mails und das Telefon sind für alle, die sie bedienen können, von unschätzbarem Wert, um mit Kindern und Enkelkindern kommunizieren zu können." Besonders schlimm sei die Tatsache, dass ältere Verwandte in Pflegeheimen nicht besucht werden dürfen, selbst dann nicht, wenn diese im Sterben liegen.
Wie geht es Peter Jackson persönlich? "Wir bleiben so viel wie möglich zu Hause", schreibt er. "Wir bestellen Einkäufe per Hauslieferung und lassen uns von unserem Nachbarn helfen. Wir sind im Haus und Garten beschäftigt. Wir sind in der Lage, innerhalb der von der Regierung vorgegebenen Zeit Sport zu treiben, und wir haben ziemliches Glück, weil wir recht nahe an der Küste wohnen. Wir sind im Ruhestand, also haben wir keine Probleme mit der Arbeit. Mein Sohn und meine Tochter können dank des Internets von zu Hause aus arbeiten, aber mein Schwiegersohn, der Zimmermann ist, muss staatliche Unterstützung beantragen."