Leckerbissen gegen die Krisenstimmung
Autor: Gerd Fleischmann
Kronach, Sonntag, 19. April 2020
Im Frankenwald spielten Obstbäume gerade in schweren Zeiten eine große Rolle. Auch heutzutage liegen sie im Trend.
Der heimische Garten ist ein Stück Lebensqualität, ja er ist eine Quelle der Gesundheit. Mit der derzeitigen Corona-Krise wird dies umso mehr erkennbar. Immerhin hat sich der Stellenwert des eigenen Obstbaumes in den letzten Jahren erhöht. Der Gartenbaukreisverband Kronach unter der Leitung von Fritz Pohl aus Theisenort mit seinen 44 angeschlossenen Vereinen fördert diesen Trend zu mehr Nachhaltigkeit.
Die Lehrgänge zum zertifizierten Obstbaumpfleger sowie Obstbaumschnittkurse zählen mittlerweile zum Standardprogramm. Der alljährliche Kronacher Apfelmarkt auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände ist zu einem beliebten Treffpunkt für Jung und Alt geworden.
Dem Apfel und der Umwelt verpflichtet ist insbesondere der Obst- und Gartenbauverein Effelter mit seinem Vorsitzenden Ottmar Löffler: Jedes Neugeborene erhält vom Verein einen Apfelbau. Der Gartenbaubezirksverband hat 2019 diese bemerkenswerte Initiative entsprechend honoriert: Die Gartenfreunde aus Effelter sind in Oberleiterbach durch Bezirksvorsitzende Gudrun Brendel-Fischer mit dem Preis "Dorfökologie - Gartenbauvereine vorbildlich aktiv" ausgezeichnet worden.
Gründungswelle
Dazu sagt Projektleiter und Kreisfachberater Friedrich Haun (Kulmbach): "Eine Obstwiese entsteht durch die Pflanzung von ,Baby-Bäumen‘. Jedes Neugeborene erhält vom Verein einen Apfelbaum, der auf dieser Wiese gepflanzt wird. Eltern und Kinder übernehmen die Patenschaft für diesen. Die Bäume prägen inzwischen den Eingang zum Dorf."
Erinnert sei unter anderem an den viel zitierten Ausspruch von Martin Luther: "Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen."
Ein Blick in die Historie zeigt, dass es vor allem in schlechten Zeiten zu Gründungen von Gartenbauvereinen gekommen ist. Am 13. März 1910 schlossen sich in Kronach acht Obstbauvereine zu einem Bezirksverband zusammen. Dazu zählten Küps, Kronach, Friesen, Posseck, Steinberg, Schmölz, Theisenort und Unterlangenstadt. Erst dreieinhalb Jahre später wurde im Rahmen einer Obstbau-Wanderversammlung in Pressig ein Obstbauverband für den Bezirk Teuschnitz ins Leben gerufen. Ihre Entstehung habe eine neue Qualität in der Pflege des Obstbaus, später auch des Gartenbaus und schließlich der privaten Garten- und der Ortsbildpflege begründet, weiß Bezirksheimatpfleger Günter Dippold zu berichten.
Ortsnamen wie Birnbaum und Effelter scheinen darauf hinzudeuten, dass schon in alter Zeit Wert auf Obstbäume gelegt worden ist. Bereits 1482, also vor der Klimaverschlechterung des 16. Jahrhunderts, seien Birnen und Äpfel aus Weismain nach Kronach gebracht worden. Eine statistische Erhebung im Jahr 1868 zeigte, wo Obst gewachsen ist: So standen in der Gemarkung Friesen, wo man in der frühen Neuzeit sogar Wein angebaut hatte, 500 Apfel-, 300 Birn- , 1200 Zwetschgen-, 50 Kirsch-, 20 Nuss- und 100 Pflaumenbäume. Aus Großvichtach wurde gemeldet, "dass sich in hiesiger Gemeinde mindestens 2794 Obstbäume befinden, von welchen zur Zeit 1270 tragbar sind". In Weißenbrunn standen rund 900 Obstbäume, die Ertrag brachten. Spitzenreiter war Oberlangenstadt mit über 4000 Obstbäumen.