Druckartikel: Launige Lieder und Luther-Lesung

Launige Lieder und Luther-Lesung


Autor: Evi Seeger

Höchstadt a. d. Aisch, Montag, 03. April 2017

Die Vollblutfranken Wolfgang Buck und Stefan Kügel schauten in Höchstadt nicht nur dem Reformator "aufs Maul".


Sie haben sich gesucht und gefunden: Stefan Kügel und Wolfgang Buck, Schauspieler, Liedermacher, Sänger, Kabarettisten. Jeder für sich einzigartig, sind sie miteinander genial. Dass sie ihre Heimat lieben, darf unterstellt werden. Es geht aus ihren Texten hervor. "Franken, des is doch des Paradies", findet Buck. Trotzdem schauen die beiden Vollblutfranken über ihren "fränkischen" Tellerrand. Auch wenn dort noch so "schöna Schäuferla mit aner kracherten Schwarten" liegen. "Luther aufs Maul gschaud" stand über dem musikalisch-literarischen Abend, zu dem die evangelische Kirchengemeinde Höchstadt in die Fortuna Kulturfabrik eingeladen hatte. Augenzwinkernd humorvoll, aber auch hintersinnig schauten die Künstler nicht nur dem Reformator, sondern den Franken überhaupt "aufs Maul". Mit seinem Willkommensgruß dankte Pfarrer Fritz Schäfer Jeanette Exner, die den Abend vorbereitet hatte. Das Thema passe gut zum Reformationsjubiläum, fand Schäfer.
Von Luther übersetzte Bibeltexte, die - erstmals in der Sprache des Volkes - zu seiner Zeit auch verstanden wurden, las Stefan Kügel. Bucks fränkische Lieder, mal deftig, mal melancholisch, fast Blues-artig, waren sensibel auf die Texte abgestimmt.
"Warst du scho im Aischgrund an einem Frühlingsabend?", fragt der Liedermacher fast poetisch sein Publikum. Um dann musikalisch festzustellen, dass Franken nicht am Meer liegt, sondern in der Mongolei oder am Ganges. "Und wer hat hier nicht alles Genmaterial hinterlassen." Bis zur aktuellen Flüchtlingsfrage ist es da nur ein winziger Schritt.
Trotz aller Liebeserklärungen an Franken - zugedeckt wird da nichts. Vielmehr legen die Künstler den Finger in die Wunde menschlicher Schwächen. Und das mitunter mit deftigen Worten: "Schau ner hie, wie konn mer bloß mit so an fetten Orsch so a enge Hos'n trog'n?"
Fragt sich schließlich der gebeutelte Stefan Kügel: "Warum bin i so wie i bin - a Muggerschieß im Gornix?" Sein "In-greisch" sei "total im Orsch". Das "Tu di net o" seines Kollegen könnte darauf die tröstliche Antwort sein. Denn laut Buck sollte sich ein Franke nur in einem Fall "abtun": Dann nämlich, "wenn der Club führt und kurz vor Schluss nu a Tor neikriegt".
Morbider Charme tritt zutage, wenn Kügel feststellt: "Alles hat seine Zeit", und Buck noch eins drauflegt: "A Leben lang gerafft. Des wor's dann!"