Langsamer durch den Ort
Autor: Thomas Ahnert
Kleinbrach, Donnerstag, 12. Oktober 2017
Eine Reduzierung der Geschwindigkeit beim Durchgangsverkehr war das heiß diskutierte Thema in der Bürgerversammlung. Das Problem ist schon seit Längerem bekannt, denn täglich passieren 6000 Fahrzeuge die Stelle.
Die Menschen im kleinsten Stadtteil Bad Kissingen hätten es gerne etwas langsamer, sie wollen Entschleunigung: nicht in ihrem gesellschaftlichen und privaten Leben, sondern auf der Kleinbracher Straße (St 2292), ihrer Ortsdurchgangsstraße. Eine Reduzierung des Tempos war das heiß diskutierte Thema in der Bürgerversammlung.
Das Problem ist bekannt. Die Klagen sind ja nicht neu. Und die Stadt Bad Kissingen führt schon seit einiger Zeit Gespräche mit dem Straßenbauamt, das allerdings außer Willensbekundungen noch nichts Konkretes geliefert hat, wie Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) erläuterte. Dabei besteht Handlungsbedarf. Denn täglich passieren 6000 Fahrzeuge die Problemstelle: "Wir haben dem Straßenbauamt auf die Füße getreten, aber wir warten immer noch auf Antwort."
Nicht ganz hilfreich ist ein Hinweis des OB, dass das Gefühl der Kleinbracher vielleicht nicht ganz stimmt. Bei einer Geschwindigkeitsmessung mit dem so genannten "Tempo-Smiley", der nur Geschwindigkeiten aufzeichnet und anzeigt, aber keine Autonummern registriert, hatte sich ergeben, dass 82 Prozent der Autofahrer aus Richtung Hausen und 92 Prozent aus Richtung Großenbrach unterhalb der Beanstandungsgrenze fuhren. Die liegt allerdings innerorts bei 59 km/h. Und die Zahlen stammen von 2012. Ob sie angesichts des steigenden Verkehrsaufkommens durch die Entwicklung vor allem im Großenbracher Gewerbegebiet noch stimmen, kann man bezweifeln. Und es ist auch schon ein Unfall einer zu viel.
Das Problem ist neben der grundsätzlichen Zu-schnell-Fahrerei vor allem ein optisches: Durch die beide Bushaltebuchten am Zusammenfluss von Staatsstraße und Kleinbracher Straße nördlich der Kirche wirkt die Straße erheblich breiter, als sie tatsächlich ist: "Die wirken wie eine Aufforderung zum Zielschuss", meinte ein Bürger. Linksabbieger in beiden Richtungen würden grundsätzlich mehr oder weniger ungebremst rechts überholt.
Wie soll man da als Fußgänger, vor allem als Grundschulkind, oder als Radfahrer über die Straße kommen. Die Haltebuchten zurückbauen und die Busse auf der Fahrbahn halten zu lassen, war ein Vorschlag. Aber zum einen erhöht das die Gefahr von Auffahrunfällen vor allem aus Richtung Hausen, weil wegen der Rechtskurve die Busse erst sehr spät zu erkennen sind. Vor allem aber wirkt das ja nur, wenn dort wirklich Busse halten, und das sind pro Tag nur ein paar Minuten.
Wenig Fürsprecher fand ein Fahrbahnteiler, weil der an dieser Stelle eher einen Gefahrenpunkt darstellt und die Geschwindigkeit nicht wirklich herausnimmt. Eine andere Stelle müsse man nicht erst versuchen: 100 Meter Umweg geht niemand.
Auf große Zustimmung und Applaus stieß dagegen der Vorschlag einer "Römershager Fußgängerampel". Die schaltet automatisch auf Rot, wenn sich ein Fahrzeug mit mehr als 51 km/h nähert - auch wenn weit und breit niemand über die Straße gehen will. Aber Bernd Czelustek wies darauf hin, dass diese Ampel von Fahrern aus Richtung Hausen auch zu spät gesehen wird - vor allem, wenn sie ohnehin zu schnell sind. Und er sah auch keine Chancen einer Genehmigung.
Christian Pörtner schlug eine Regelung über Geschwindigkeitstrichter vor, vor allem aus Richtung Hausen: Dort fahren die Leute noch mit 70 km/h über die Brücke. Das Ortsschild ist zu spät zu sehen: "Wenn wir vor der Brücke schon 50 km/h fordern und am Ende der Brücke, also bei der Ortseinfahrt, 30 km/h, dann bekommen wir die meisten Leute zumindest auf 50 km/h herunter." Vielleicht hat irgendwann einmal ein Verwaltungsgericht etwas gegen diese Regelung, "aber eine Gefahrensituation ist gegeben." Man sollte es zumindest versuchen. Außerdem könne man auch, wie in vielen anderen Ländern, bremsende Schwellen auf der Fahrbahn anbringen. Die Stadt will dran bleiben.