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Landwirte kritisieren Bürokratie


Autor: Karl-Heinz Hofmann

Kronach, Freitag, 20. März 2015

Haig — Der Bayerische Bauernverband (BBV), Kreisverband Kronach, hat im Landgasthof Detsch seine öffentliche Kreisversammlung abgehalten. Kreisobmann Erwin Schwarz ergriff für die ...
Bürgermeister Rainer Detsch, Kreisobmann Erwin Schwarz, Kreisbäuerin Rosa Zehnter, Landwirtschaftsdirektor Rainer Prischenk , Landratstellvertreter Gerhard Wunder und Landwirtschaftsdirektor Guido Winter (v. l.) Foto: Hofmann


Haig — Der Bayerische Bauernverband (BBV), Kreisverband Kronach, hat im Landgasthof Detsch seine öffentliche Kreisversammlung abgehalten. Kreisobmann Erwin Schwarz ergriff für die rund 800 aktiven produzierenden landwirtschaftlichen Betriebe, die im Landkreis Kronach einen Mehrfachantrag abgeben, das Wort und lobte den Einsatz der Landwirtsfamilien und deren Arbeit zur Erhaltung der Kulturlandschaft.
Insgesamt zählt der BBV- Kreisverband Kronach rund 1500 Mitglieder. Jeder siebte bis achte Arbeitsplatz sei von der vor- und nachgelagerten Landwirtschaft abhängig. Jeder produzierende landwirtschaftliche Betrieb ziehe auch im Landkreis Kronach mehrere Arbeitsplätze nach sich.

Höherer Standard

Jeder Euro an Fördermittel wird laut Schwarz von den Landwirten investiert und dadurch Arbeitsplätze geschaffen oder erhalten. Dazu komme, dass in Deutschland ein höherer Qualitäts- und Lohnstandard sowie Umweltauflagen herrschten als anderswo in Europa. Als Beispiel für seiner Meinung nach oft sinnloser Auflagen nannte Schwarz die neueste Diskussion um Abschaffung der Anbinde-ställe bis 2020, die wohl in Niedersachsen schon eingeführt sei.

Genaue Dokumentation

In Bayern sei dies dagegen noch kein Thema, auch wenn sich dies schnell ändern könne. Der Kreisobmann kritisierte aber auch Gesetze und Auflagen, die für die Bauern große Herausforderungen und teils auch Hürden darstellten. Eine dieser Erschwernisse ist die Aufzeichnungspflicht nach Stunden in Zusammenhang mit dem Mindestlohn.
Obwohl die meisten Landwirte über dem Mindestlohn bezahlen, müssen sie genaue Dokumentationen vorlegen. Dies bürde vor allem kleineren Betrieben eine "unmögliche Bürokratie" auf. "Das ist ein Wahnsinn!", seufzt Schwarz in diesem Zusammenhang.
Ein weiteres Thema ist für die Landwirte der Flächenverbrauch in Deutschland. In den vergangenen zehn Jahren wurden durch Ansiedlung und Verkehr rund 792 000 Hektar an Fläche verbraucht. Rechnet man dies auf das Jahr um und vergleicht dies mit der Fläche im Landkreis Kronach, so werde jährlich die doppelte Größe der landwirtschaftlich genutzten Fläche des Landkreises Kronach, die rund 17 500 Hektar landwirtschaftliche Fläche und insgesamt mit Waldbewirtschaftung rund 40 000 Hektar umfasst, durch Baumaßnahmen versiegelt.

Falsche Entscheidung

Dies bedeutet auch, dass immer weniger Wasser im Boden versickern kann und immer mehr in Vorflutern abgefangen werden muss.
Trotz dieses enormen Flächenverlustes ist es der Landwirtschaft gelungen, die Nahrungssicherung aufrechtzuerhalten, was nicht zuletzt auf Technisierung und Modernisierung der landwirtschaftlichen Produktion zurückzuführen sei.
Schwarz sah es als unglückliche Entscheidung des Wasserwirtschaftsamts an, die Bäume und Sträucher an Gewässergrenzen wuchern lassen zu wollen. Dies sei nicht im Sinne der Landwirtschaft und stoße bei Landwirten auf Unverständnis. Sorgen bereiten den hiesigen Landwirten die Feinabgrenzungen von FFH-Gebieten. Diese Gebiete sind den Landwirten oft nicht bekannt und daher wisse er nicht, verstoße er gegen die Vorschriften eines ausgewiesenen Biotops oder Ähnlichem. Darauf machte auch Alfred Hofmann aus Häusles aufmerksam, dass der Landwirt nicht darüber informiert werde, wenn sich in seiner landwirtschaftlich genutzten Fläche ein Biotop befinde.
Reiner Wittmann aus Steinbach an der Heide fand es bedauerlich, dass die Energiewende mit Erneuerbaren Energien nicht konsequenter forciert werde, obwohl viel Potenzial dahinter stehe. Rainer Prischenk stellte sich als neuer Leiter der Gruppe "Landwirtschaft, Forsten und Hochwasserschutz" an der Regierung von Oberfranken vor. Der Freistaat sei nach zehn Jahren zu der Erkenntnis gekommen, dass man doch wieder eine Abteilung für Landwirtschaft und Forsten in der Regierung von Oberfranken ansiedeln müsse.
Der Stellvertreter des Landrats, Gerhard Wunder, wies auf die Bedeutung der Landwirtschaft im Landkreis Kronach hin und bekräftigte, dass der Landkreis zur Landwirtschaft stehe.
eh