Landwirte fordern mehr Fairness
Autor: Günther Geiling
Knetzgau, Freitag, 14. Februar 2020
Beim Behördentreff in Knetzgau tauschten sich Vertreter des Bauernverbandes und der Ämter aus.
Die derzeitige Lage in der Landwirtschaft ist für viele Bauern schwierig und bisweilen frustrierend. "Die Betriebe stehen mit dem Rücken an der Wand, besonders die Schweinehalter. Wenn man die politischen Entscheidungen nicht mehr nachvollziehen kann, wird der Boden bereitet, dass Extreme gestärkt werden. Ich hoffe, dass die Entscheidungsträger dies noch erkennen", sagte der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Klaus Merkel (Haßfurt), beim Behördentreff des BBV in Knetzgau. Er zeigte die Probleme der Landwirtschaft auf und bezeichnete das gegenseitige Verständnis von Landwirtschaft und Behörden als wichtig.
Klaus Merkel verwies darauf, dass die Landwirtschaft bei ihrer Tätigkeit ständig Berührungspunkte mit Baugesetzbuch, Veterinärrecht, Naturschutz, Wassergesetzen oder der Straßenverkehrsordnung habe und auf eine gute Zusammenarbeit angewiesen sei. Der Bayerische Bauernverband verstehe sich als Vertreter der konventionellen und der biologischen Landwirtschaft. Beide Bewirtschaftungsformen dienten der Ernährungssicherheit und der Pflege der Kulturlandschaft. Deswegen wolle man sich auf keinen Fall durch eine verschiedenartige Bewirtschaftung auseinanderdividieren lassen. "Bio" und konventioneller Anbau sollten in einem vernünftigen Miteinander geschehen, erklärte der Kreisobmann.
Allerdings seien derzeit die Preise beim Getreide derart im Keller, dass ein Umsteigen tunlichst unterlassen werden sollte. "Manches war gut gedacht, aber nicht gut gemacht, denn der Markt kann nur so viel aufnehmen, wie auch abgenommen wird. Es wurde aber mehr Angebot geschaffen, als der Markt aufnehmen kann."
Ähnlich sieht Kreisbäuerin Cäcilie Werner (Wonfurt) die Situation in der Landwirtschaft. Die Lage ist nach ihren Worten "dramatisch. Wir Frauen machen Aufklärung mit Kochkursen und vielen anderen Angeboten, damit wir überzeugen. Aber ich sehe bei den Lebensmitteln mit den niedrigen Preisen und großen Konzernen für regionale Produkte schwarz".
Klaus Merkel nahm zu den Schlepperdemonstrationen Stellung und bewunderte alle Landwirte, die mit ihrem Schlepper bis nach Berlin gefahren sind. Er habe das Gefühl, dass die Botschaft zumindest in München von Ministerpräsident Markus Söder und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (beide CSU) gehört wurde, wenn auch eine Umkehr noch nicht ersichtlich sei.
Dann wurde es konkret. Als ärgerliches Thema sprach er die Messstellen für die Nitratkonzentration im Wasser an. Hier könne man nur den Kopf schütteln und manche Vorgehensweise sei "kompletter Unsinn". Die jetzige Regelung reiche und mit Sicherheit könne man damit das Ziel eines Messwertes von unter 50 Milligramm Nitrat pro Liter erreichen. Viele Messstellen lägen zudem nicht im Einflussbereich von Landwirten, sagte Klaus Merkel.
Baudirektor Leonhard Rosentritt vom Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen gab zu, dass die Messstellen eigentlich für ganz andere Zwecke gedacht waren und man bei der Diskussion die Bemühungen der Landwirte zur Reduzierung der Nitratbelastung vergesse. Die jetzige Düngeverordnung treffe die Landwirtschaft wirklich. "Manche Messstellen sind auch nicht sonderlich gut und die Wasserwirtschaft muss hier nachbessern. So sind wir dabei, neue Stellen zu bohren, und machen neue Vorschläge für die Binnendifferenzierung. Allerdings werden wir dabei nicht alle roten Gebiete herausbekommen."