Landratsamt weist Vorwürfe in Zusammenhang mit Eberner Netto-Absage zurück
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Ebern, Mittwoch, 17. März 2021
Eckehard Kiesewetter Ebern — Das Scheitern der Bemühungen, einen Netto-Markt anzusiedeln (der FT hat berichtet), wird in der Bevölkerung kontrovers diskutiert. "Benötigen wir wirklich noch einen weite...
Eckehard Kiesewetter Ebern — Das Scheitern der Bemühungen, einen Netto-Markt anzusiedeln (der FT hat berichtet), wird in der Bevölkerung kontrovers diskutiert. "Benötigen wir wirklich noch einen weiteren Supermarkt?", fragen die einen. Schließlich sei Ebern mit etlichen großen Vertretern (Rewe, Edeka, Lidl, Norma) versorgt, während in benachbarten Kommunen nicht mal mehr ein Dorfladen zu finden ist.
"Warum hat eine Stadt von der Größe Eberns keine attraktiven Flächen als Alternative anzubieten?", kritisieren andere und sehen darin Versäumnisse des Stadtrats. Mit weitsichtiger Ausweisung von Gewerbeflächen, so wird argumentiert, hätte man bereits vor Jahren und Jahrzehnten die Weichen für die Ansiedlung von Firmen stellen können.
Die Lage Eberns in weitgehend intakter Natur, umgeben von Schutzgebieten, ist ein Segen im Sinne des Umweltschutzes und der Biodiversität. Andererseits stellt sie sich aber immer wieder als Hemmnis für die Ausweisung weiterer Nutzflächen dar. Hier muss jeweils sensibel und verantwortungsvoll abgewogen werden.
Im konkreten Fall geht es zumindest am Rande um ein Terrain, das als besonders schützenswerte Fläche (Special Protection Area SPA nach der Vogelschutzrichtlinie) ausgewiesen ist. Gemeint ist die bislang ungenutzte Fläche neben der seit längerem leerstehenden Filiale von Reifen Wagner.
Überraschende Vorwürfe
Überrascht hat nun das Maß an Enttäuschung, mit dem Bürgermeister Jürgen Hennemann die Absage der Unternehmenszentrale kommentiert und mit Vorwürfen an das Landratsamt in Haßfurt garniert hat. Die Umweltbehörde am Landratsamt muss regelmäßig bei der Änderung von Bebauungsplänen angehört werden. Sie hatte auf die besondere Schutzwürdigkeit des Areals zwischen der Straße "Klein Nürnberg" und dem Mühlbach hingewiesen und eine Genehmigung mit umfangreichen Auflagen verknüpft.
Bau-Interessent Netto war daraufhin abgesprungen. Eine FT-Anfrage wegen der genauen Hintergründe der Absage bei der Pressestelle des Unternehmens blieb unbeantwortet.
Bürgermeister Hennemann hatte, wie im FT berichtet, den Rückzug auf "überzogene Forderungen" der unteren Naturschutzbehörde zurückgeführt.
Die Behörde muss handeln
Dazu meldet sich das Landratsamt zu Wort und klärt die Zusammenhänge. Die Behörde habe das Bauvorhaben im Rahmen der Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes unter anderem naturschutzfachlich beurteilt. "Ein ganz normaler Vorgang", sagt Landratsamts-Sprecherin Monika Göhr.
"Wegen der überwiegenden Lage im SPA-Gebiet ,Itz-Rodach-Baunachaue' (Europäisches Vogelschutzgebiet) ist eine Verträglichkeitsabschätzung durch einen qualifizierten Biologen erforderlich, um prüfen zu können, ob Erhaltungsziele dieses Gebietes betroffen sein oder beeinträchtigt werden können", teilt die Behörde mit. Da aufgrund der Artenzusammensetzung und den standörtlichen Gegebenheiten mit geschützten Arten gerechnet werden könne, sei in diesem Zusammenhang auch eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung vorzulegen.
Bei den Wiesenflächen im südlichen Anschluss an die vorhandene Bebauung handele es sich um extensiv genutzte Talwiesen, die als magere Flachland-Mähwiesen und somit als gesetzlich geschütztes Biotop einzustufen seien. Bei dieser Bewertung wurde die Untere Naturschutzbehörde laut Mitteilung der Pressestelle durch eine externe Begutachtung unterstützt: "Eine Beeinträchtigung oder Zerstörung solcher Flächen ist grundsätzlich verboten. Eine Ausnahme kann erst nach Vorlage einer Ausgleichsflächenplanung geprüft werden."
Eine solche naturschutzfachliche Prüfung und die Nachforderung entsprechender Unterlagen sei, so teilt Pressesprecherin Monika Göhr mit, "ein ganz normaler Vorgang und ist keineswegs eine überzogene Forderung". Die Notwendigkeit dieser Unterlagen sei gegenüber der Stadt Ebern auch vonseiten der höheren Naturschutzbehörde an der Regierung von Unterfranken bestätigt worden.