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Landkreis einst belächelt, heute vielfach gelobt


Autor: Werner Reißaus

Kulmbach, Montag, 07. Februar 2022

Das Klimaschutzmanagement am Landratsamt Kulmbach bekommt personelle Verstärkung. Bisher war Ingrid Flieger gewissermaßen eine Einzelkämpferin, was die Klimamanagerin jedoch in den vergangenen zehn Ja...
Der Walderlebnistag im Landkreis Kulmbach geht mit auf die Initiative von Ingrid Flieger zurück. Unser Bild zeigt sie in der Stadtsteinacher Schneidmühle.


Das Klimaschutzmanagement am Landratsamt Kulmbach bekommt personelle Verstärkung. Bisher war Ingrid Flieger gewissermaßen eine Einzelkämpferin, was die Klimamanagerin jedoch in den vergangenen zehn Jahren erreicht und mit den Kreisgremien umgesetzt hat, kann sich sehen lasen. Nicht umsonst steht der Landkreis Kulmbach in Bayern in Sachen Klimaschutz mit an der Spitze.

Auf Antrag der Grünen-Kreistagsfraktion befürwortete der Kreisausschuss als personelle Verstärkung des Klimaschutzmanagements die Schaffung einer Koordinationsstelle für die Kommunen des Landkreises (wir berichteten). Das Projekt ist auf 48 Monate angelegt und wird mit bis zu 90 Prozent gefördert.

Entscheidung in fünf Monaten

Die neue Kraft soll Ingrid Flieger unterstützen und Ansprechpartner für die Gemeinden sein. "Wir werden in den nächsten Wochen den Antrag stellen, bis zum hoffentlich positiven Förderbescheid ist mit mindestens fünf Monaten zu rechnen", so Flieger.

Als sich die Kulmbacher Ende der 1990er Jahre stärker für Energie und Klimaschutz engagierten, sei man noch belächelt worden, weiß der Landrat noch gut. "Ausgangspunkt war der Agenda-21-Prozess. Damals haben bayernweit viele Gebietskörperschaften Handbücher und riesige Skripte erstellt, was in den nächsten 20 Jahren in Sachen Klimaschutz getan werden müsste. Wir haben uns für pragmatische Lösungen entschieden und die Energieagentur Oberfranken gegründet.

Der Erfolg des Klimaschutzmanagements ist für Söllner eng mit dem Namen Ingrid Flieger verbunden. "Wir sind nicht überall Spitze im Landkreis, aber wir haben unglaublich viel bewegen können. Wir haben auch unsere Bürger erreicht, weil wir praxisbezogene Projekte umgesetzt haben."

Der Klimaschutz sei im Landkreis Kulmbach längst angekommen, so der Landrat. So übernehme die Energieagentur seit 2000 das kommunale Energiemanagement für alle Liegenschaften des Landkreises. Laut Flieger setze man auf Energieeinsparung und Effizienzsteigerung und nutze Ökostrom.

Eigene Klimaschule eröffnet

Ein weiteres Themenfeld sei der Wald mit dem durch den klimawandel notwendigen Umbau. Seit 1999 gebe es bereits die Walderlebnistage.

2007 habe der Kreistag einstimmig eine verstärkte Klimaoffensive beschlossen, so Söllner. Nicht zu vergessen die Einrichtung der Klimaschule "Schlönz" oder die Energieberatung der privaten Haushalte und Vereine durch die Energieagentur. Dazu Flieger: "Die Kosten hierfür übernimmt der Landkreis. Seit 1. Januar 2021 wird die Beratung der privaten Haushalte auch vom Bund gefördert. Nur eine langfristig angebotene Energie-Beratung ist auch eine nachhaltige."

Aktuell hat das Klimaschutzmanagement einen Blick auf Wasserstoff. Hier ist der Landkreis eine sogenannte HyStarter-Modellregion. "Mit seiner Dekarbonisierungsstrategie ist Kulmbach auf dem Weg zu einem klimaneutralen Landkreis", sagt Flieger, für die Wasserstoff der ideale umweltfreundliche Energieträger ist. Erkannt hätten die Vorteile bereits das starke Handwerk, innovative Planungsbüros und zukunftsorientierte Unternehmen.

Das freut auch Klaus Peter Söllner: "Wir haben hier den Schulterschluss mit unserer Wirtschaft gesucht, um sie für die Wasserstoff-Strategie zu gewinnen. Neben anderen Akteuren haben sich hier vor allem IHK-Vizepräsident Michael Möschel und der externe Wasserstoff-Experte Rainer Herold aus Kasendorf sehr stark gemacht." Unterm Strich habe man in Sachen Klimaschutz viel erreicht, aber, so der Landrat: "Es gibt noch viel zu tun." Rei.