Lähmungen durch Zeckenstich
Autor: Petra Malbrich
Gräfenberg, Mittwoch, 08. Juli 2020
Eine unerkannte Borrelien-Infektion führte zu einer Hirnhautentzündung mit lebensbedrohlichen Folgen für die Gräfenbergerin Lydia Sojka. Zeckenstiche sind eine ständige Gefahr.
Irgendwann im Sommer 1997 juckte es Lydia Sojka fürchterlich in der Kniekehle. Der Juckreiz hörte nicht auf, weshalb sie zum Arzt ging. Eine Rötung war zu sehen, ein Insektenstich wurde vermutet und Lydia Sojka bekam vorsorglich eine Tetanusimpfung. An einen Zeckenstich dachte niemand.
"Zecken waren damals noch nicht so bekannt", meint Sojka. Ihr dramatischer Krankheitsverlauf bestätigt das. Denn als sie in der Klinik lag, kam sogar ein Arzt aus Heidelberg und interviewte sie stundenlang über ihre Symptome. Die nicht erkannten Borrelien hatten eine Hirnhautentzündung mit lebensbedrohlichen Folgen verursacht.
Im Rollstuhl
Auch im Rollstuhl sitzend wurde Lydia Sojka öfter in den Hörsaal für Medizinstudenten in Erlangen geschoben. Dass ihr "Insektenstich" derartiges Interesse und bei ihr lebensbedrohliche Symptome auslöst, daran hätte Sojka nie gedacht. Für sie war das Thema "Insektenstich" nach der Impfung zunächst abgeschlossen. Keine drei Monate später war sie schwer krank und für die Ärzte im Klinikum begann ein Wettlauf mit der Zeit.
"Ich habe zuerst wahnsinnige Kopfschmerzen bekommen und Doppelbilder gesehen. Ich konnte nicht mehr Auto fahren, sah bei den Menschen entweder zwei Nasen oder keine, und wenn ich von meiner Videothek aus auf die Rathausuhr schaute, konnte ich die Uhr nicht mehr lesen", beschreibt Sojka die ersten Symptome. Ein Blutbild wurde untersucht, das Ergebnis stand noch aus. Noch bevor das Ergebnis kam, konnte Lydia Sojka ihre Zunge nicht mehr bewegen.
Den Notarzt gerufen
Da rief ihr Lebensgefährte Gerhard den Notarzt, der sie in die Kopfklinik nach Erlangen brachte. Die linke Gesichtshälfte war bereits gelähmt. Ein Augenlid konnte sie nicht mehr schließen. Auch der linke Arm war inzwischen betroffen, hing regungslos an ihr herunter, als die Gräfenbergerin um 11 Uhr in der Klinik eintraf. "Vier Stunden später fragten mich die Ärzte, ob ich einen Zeckenstich hatte", erzählt Sojka. Das konnte sie nicht beantworten, denn eine Zecke hatte sie nie an sich gesehen.
Der Wendepunkt
Es war ein Zeckenstich und das kleine Tierchen wurde wohl beim Duschen fortgespült. "Sofort wurde mir ein Mittel gespritzt", erinnert sich Sojka. Das war der Wendepunkt. "Erst bei der Entlassung wurde mir gesagt, dass es Spitz auf Knopf stand. Wenn die Borrelien nicht erkannt worden wären, hätten sie sich auch auf die Atmung legen und ich tot umfallen können", erinnert sich Sojka an das ihr Erzählte. Sie ist erleichtert, dass es rechtzeitig erkannt und behandelt wurde.
Während der ersten Tage mit den unerträglichen Kopfschmerzen hatte Lydia Sojka versucht, sich mit einer Rotlichtlampe Linderung zu verschaffen. Das war kontraproduktiv. "Die Wärme hat den Ablauf der Krankheit vervielfacht", weiß Sojka heute.