Lachsalven inbegriffen: So bunt und lebensfroh kann Kirche heutzutage sein
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Scheßlitz, Montag, 06. Juni 2016
Marion Krüger-Hundrup Von wegen nur fromm und brav! Die über 100 Männer und Frauen aus den geistlichen Gemeinschaften im Erzbistum Bamberg zeigten auf dem M...
Marion Krüger-Hundrup
Von wegen nur fromm und brav! Die über 100 Männer und Frauen aus den geistlichen Gemeinschaften im Erzbistum Bamberg zeigten auf dem Marienberg mehr als gefaltete Hände. Nämlich engagierten Einsatz für Flüchtlinge, alte Menschen, Familien, Ehen und Partnerschaften unter dem Motto des von Papst Franziskus ausgerufenen Heiligen Jahres 2016: "Barmherzig wie der Vater".
Domvikar Robert Mayr, Bischöflicher Beauftragter für die geistlichen Gemeinschaften, hatte zu diesem offenen Nachmittag eingeladen und mit einem Vorbereitungsteam ein attraktives Programm auf die Beine gestellt. Im Schönstattzentrum Marienberg in Dörrnwasserlos war der ideale Austragungsort gefunden, der genügend Platz für die vielköpfige Schar bot.
Hausherr Martin Emge, Präses der Schönstatt-Bewegung, Regionaldekan und Pfarrer in Forchheim, freute sich über diese Gäste, "für die wir gern die Tore weit geöffnet haben!"
Eine ausgesprochen bunte Schar, wie sich augenfällig zeigte: Die Vertreter einzelner Gruppen wie etwa die Charismatische Erneuerung, die Dominikanische Laiengemeinschaft, Glaube und Licht oder Oblaten der Abtei Maria Frieden Kirchschletten und Totus Tuus präsentierten sich mit jeweils farbigen Kreppbändern. Eine Idee, die der "Stargast" Benedikt Anzeneder geboren hatte.
Der gerade in kirchlichen Kreisen prominente Pantomime brachte aber nicht nur mit diesen Bändern, die er schwingen ließ, Bewegung in die Versammlung: Wie Anzeneder seine Version der Geschichte von den "Arbeitern im Weinberg Gottes" darbot, hob von den Stühlen und löste Lachsalven aus.
Derart gelockert, konnten alle auch wunderbar die neuen Geistlichen Lieder schmettern, die Schönstatt-Schwester Felisia Leibrecht und Mathias Sennefelder auf Instrumenten begleiteten.
Was bedeutet überhaupt das Tagesmotto, was ist Barmherzigkeit? Professor Peter Wünsche gab in seinem Impulsreferat die unbequeme Antwort: "Barmherzigkeit ist radikal, fängt dort an, wo die Vernunft aufhört", erklärte der Domkapitular und Leiter des Seelsorgeamtes im Erzbischöflichen Ordinariat Bamberg.
Wünsche definierte Barmherzigkeit mit der Abgrenzung von anderen Dingen: "Barmherzigkeit ist mehr als Gerechtigkeit und kann Gerechtigkeit nicht ersetzen, und ist etwas anderes als Klugheit im Sinne - der Klügere gibt nach." Der Priester wurde konkret: "Was wir zum Beispiel für Flüchtlinge tun müssen, ist Gerechtigkeit und nicht Barmherzigkeit." Es sei keine Barmherzigkeit, Flüchtlinge aus dem Mittelmeer zu retten: "Es gibt ein
Recht auf Asyl, auf Flucht aus Gefahr!" Barmherzigkeit bedeute im Sinne des Evangeliums "den lieben, der selbst nicht liebt, dem Gutes tun, den ich nicht kenne, Glauben ernst nehmen und sogar den Feind lieben", so der Domkapitular. Das alles sei schwierig, doch "Barmherzigkeit soll uns nicht fertig machen, sondern zum Leben führen". Schließlich gebe es auch "Barmherzigkeit gegen sich selbst, niemand wird überfordert".