Kunst entsteht nicht von allein
Autor: Thomas Ahnert
Bad Kissingen, Freitag, 14. Sept. 2018
Im Luitpoldbad startete ein Workshop für junge Leute, die das Musikmanagement kennenlernen wollen. Gepaukt wird nicht nur Theorie, sondern es gilt, ein Konzert im November auf die Beine zu stellen. Mitbeteiligt sind drei Schulen.
Musik ist Kunst - meistens jedenfalls. Da besteht wohl allgemeines Einverständnis. Ein Konzert besuchen ist keine Kunst, sondern eher eine Frage des Willens. Denn es wird einem ja alles abgenommen - außer der Entscheidung und dem Sich-Aufraffen von der Couch. Man muss sich ja nur eine Karte kaufen - am besten im Vorverkauf, damit man nicht auf das Schild "Ausverkauft" stößt ("Ich hab's ja gleich gewusst!"). Man muss hingehen, sich seinen Platz suchen und warten, bis die Künstler auftreten. Und wenn hinterher alle den Saal verlassen, erhebt man sich ebenfalls und geht nach Hause.
Die Kehrseite der Medaille sieht freilich ganz anders aus. Denn es ist ja kein Zufall, dass in dem Augenblick, in dem man sich im Konzertsaal auf seinem Platz niedergelassen hat, auch tatsächlich Künstler auftreten. Was da alles zusammenkommen und zusammenpassen muss, welch enorme Arbeit dahintersteckt, kann man als Außenstehender kaum ermessen. Das soll sich ändern, zumindest schrittweise. Und dafür gibt es die "Tonali-Tour" mit dem Motto "Jung organisiert, spielt, hört klassische Musik".
Hochdotierter Wettbewerb
Tonali ist einem breiteren Publikum vor allem bekannt als hochdotierter Wettbewerb für Musiker zwischen 16 und 21 Jahren, die in Deutschland studieren. Jedes Jahr findet dieser umfangreiche Wettbewerb in der Hamburger Elbphilharmonie statt - das Finalkonzert übrigens mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen - und bedient im dreijährigen Wechsel die Instrumente Violine, Violoncello und Klavier - sowie Komposition. Mittlerweile ist der 2009 von den beiden Cellisten Amadeus Templeton und Boris Matschin gegründete Wettbewerb zu einem ganzjährig international tätigen Netzwerk geworden, das mit namhaften Konzerthäusern, Festivals, Hochschulen und Agenturen kooperiert.
Und so kommt der Kissinger Sommer ins Spiel, der eine Kooperation mit Tonali begonnen hat. Im östlichen Eckrisalit des Luitpoldbades startete jetzt ein mehrwöchiger Workshop für junge Leute, die das Musikmanagement kennenlernen wollen.
Nach einem ausgeklügelten Plan werden sie in die Anforderungen und Geheimnisse des Metiers eingeführt, und das nach einem straffen Zeitplan: Am Ende steht - drohend und unverrückbar - ein Kammerkonzert am 9. November um 19.30 Uhr im Rossini-Saal mit drei Tonali-Gewinnerinnen: Lara Boschkor (Violine), Anastasia Kobekina (Violoncello) und Elisabeth Brauß (Klavier) - die Kissinger kennen sie bereits als Gewinnerin des KlavierOlymps 2016. Und das unter einer Bedingung: Es müssen 300 Besucher kommen - bevorzugt junge!
Weg genau vorgezeichnet
Woher die nehmen? Der Weg dorthin ist hart, aber genau vorgezeichnet. Und er kann durchaus gelingen. Drei Gruppen mit vier Schülern sind angetreten - natürlich mit lehrkräftiger Unterstützung: von der Anton-Kliegl-Mittelschule, vom Jack-Steinberger-Gymnasium und von der Berufsfachschule für Musik in Bad Königshofen. Jede der drei Gruppen bekam eine der Musikerinnen zugewiesen, zu denen Amadeus Templeton und seine Kollegin Lea Gollner gleich einen direkten Kontakt per Skype herstellten. Denn die Zeit drängt - wie immer in dem Metier.
Schließlich müssen die Jungmanager/-innen vor dem Kammerkonzert in ihrer Schule ein Solokonzert mit ihrer Musikerin organisieren, und das mit allem Drum und Dran. Da bleibt keine Zeit für langwierige Grundsatzdiskussionen. Da muss rangeklotzt werden. Denn es geht ja nicht nur um technische Fragen für das Konzert, sondern das Werwaswannwowie setzt ja schon weit vorher bei der Werbung und der Erarbeitung einer möglichst geistreichen Moderation ein und endet nicht mit der Überreichung eines Geschenks.