Kunigunden-Wunder wären auch heute noch angebracht
Autor: Margarete Schmidt
Bamberg, Mittwoch, 06. März 2019
Die zehnjährige Mia darf am Montag nach der Schule immer zu ihrer Großmutter zum Mittagessen kommen."Du, Oma", sagt sie gleich nach der Begrüßung, "warum krieng eigentlich etz in Bamberg so wenig Maad...
Die zehnjährige Mia darf am Montag nach der Schule immer zu ihrer Großmutter zum Mittagessen kommen."Du, Oma", sagt sie gleich nach der Begrüßung, "warum krieng eigentlich etz in Bamberg so wenig Maadla bei der Tauf`den Noma Kunigunda?"
"Ja",antwortet die, "vielleicht, wal er nimmä modern is! Mögest du denn so heißn?"""No, des wär doch mol wos Bsonders! Die Lehrerin hat uns nämlich heut a Gschicht vo der Kaiserin Kunigunde vorgelesen! Sie sagt, des nennt mä Legende. Kunigunde und die Wäscherin heißt sie - und die erzähl ich dir jetzt!" "Du kannst sie mir aber auch vorlesen: Ich hab da a Büchla mit Bamberger Sagen und Legenden vom Krischker! "
Also liest die Mia: " Kunigunde, die Gemahlin Kaiser Heinrichs II., war Gebet und frommen Übungen zugetan und stand schon zu Lebzeiten im Rufe einer heiligen Frau. Das ließ den gelben Neid nicht schlafen und Lästerzungen waren beständig bei der Arbeit, den guten Namen der frommen Fürstin zu beflecken. "Heuchelei" sei ihr heiligmäßiges Leben, sagten die Verleumder: Sie stelle sich nur vor der Welt so tugendhaft; im Geheimen sei sie dem Laster ergeben und nehme es gar nicht genau mit der Treue zu ihrem Gemahl.
Solche Lästerungen blieben der Kaiserin nicht verborgen, aber sie ertrug sie nach dem Beispiel Christi mit Ergebung und Geduld und vergalt nie Böses mit Bösem.
"Die Scheinheilige, die Untreue"
Einst wandelte Kunigunde mit einer vertrauten Dienerin am Regnitzufer zu Bamberg, in welcher Stadt sie mit ihrem Gemahl Hof hielt.Sie kam an die Brücke und wollte sie überschreiten. Da sah sie am Rand des Flusses Frauen, die Wäsche und Kleider reinigten.
Sie blieb stehen und schaute den Eifrigen zu. Eine von diesen bemerkte die Kaiserin, zeigte mit der Hand nach ihr und sagte: "Seht, da steht die Scheinheilige, die Ungetreue!" Ob dieser Schmährede schoss der Fürstin jäh das Blut in die Stirn und Wangen und eine tiefe Röte gerechten Zornes flammte über ihr Gesicht. Sie bezwang sich aber und verließ ohne Gegenrede die Brücke.
Als sie auf der Burg angekommen war, befahl sie, in einen Korb drei Krüge Wein und allerlei Backwerk zu packen und einen Diener damit zu den Frauen an der Regnitzbrücke zu schicken. Das sende ihnen die Scheinheilige, die Ungetreue, sollte er sagen.