Kundenfreundlichkeit fehlt
Autor: Josef Hofbauer
Forchheim, Mittwoch, 07. Februar 2018
Die Aufzüge am Forchheimer Bahnhof und in Kersbach sollten seit Monaten funktionieren. Doch die Bahnreisenden müssen mindestens bis Mitte März Treppen steigen.
Josef Hofbauer
Vollmundig wirbt der Berliner Aufzug-Bauer Schindler "Wir bewegen täglich
eine Milliarde Menschen." Nur leider nicht am Forchheimer Bahnhof . Hier sind die drei Aufzüge, die den umgebauten Forchheimer Bahnhof barrierefrei machen sollen, nach wie vor außer Betrieb. Ebenso der Aufzug am Kersbacher Bahnhof.
Dort hatten im Oktober und November Kofferträger des Sicherheitsdienstes Nürnberg (SDN) die Funktion des Fahrstuhles übernommen. Die sind mittlerweile wieder abgezogen, auch wenn der Aufzug nach wie vor außer Betrieb ist. Bürger hätten immer wieder bei der Bahn angerufen, dass da "so merkwürdige Gestalten am Kersbacher Bahnsteig herumlungern", erklärt Alfons Plenter, Projekt-Abschnittsleiter beim Ausbau der ICE-Strecke Nürnberg - Berlin. Daraufhin habe die Bahn die Hilfskräfte wieder abgezogen.
Hinter dem Zeitplan her
Einen Termin für die Inbetriebnahme des Aufzuges am Bahn-Haltepunkt Kersbach kann er noch nicht nennen, räumt aber ein, dass die Sache "höchst ärgerlich" sei. Bei der Vielzahl der Baustellen würden bedauerlicherweise erst die großen Knotenpunkte bedient.In Forchheim hofft Plenter, dass der Aufzug an der Westseite des Bahnhofes Ende dieses Monats in Betrieb genommen werden kann. Auf die Frage, warum die Firma hier monatelang hinter dem ursprünglichen Zeitplan hinterherhinke, nennt Plenter nicht. Er lenkt vielmehr das Interesse der Reisenden auf den vierten Aufzug, den die Stadt Forchheim auf der Oststeine unmittelbar hinter dem Eingang zum Fußgängertunnel errichtet. "Der könnte längst fertig sein", findet Plenter.
Werner Schaupp, Leiter des Tiefbauamtes, wehr ab. Die Maßnahme, die nur dank des kommunalen Investitionsprogrammes (KIP) finanziert werden konnte, habe mit der Barrierefreiheit des Bahnhofes nichts zu tun. Das sei ein gesondertes Verfahren. Hier sei alles im grünen Bereich, doch bei einem Termin für die Inbetriebnahme. hält auch er sich bedeckt. Die baldige Barrierefreiheit, auf die Pfarrer Enno Weidt bei der offiziellen Eröffnung des Fußgängertunnels Mitte Dezember gehofft hatte lässt offenbar weiter auf sich warten.
Wie beim Flughafen Berlin
"Das sind ja fast schon Zustände wie beim Berliner Flughafen", ärgert sich Bahnfahrer Günther Kaiser (85). "Ich hatte bereits zweimal einen Leistenbruch und kann deshalb nicht mehr so schwer schleppen", klagt Kaiser. Er bezeichnet es als eine Zumutung, dass Senioren mit ihrem schweren Gepäck allein gelassen würden. Auch Mütter mit Kinderwagen seien auf die Hilfe von Passanten angewiesen. Aber die Aufzüge bewegen sich doch. Ein Servicetechniker testete am Mittwochvormittag den Fahrstuhl an den Gleisen vier und fünf. Eine Aussage darüber, wann diese Anlage voraussichtlich in Betrieb genommen werden soll, vermochte auch er nicht zu sagen.
Die Aufzüge sind komplett fertig, sind aber nicht benutzbar, ärgert sich Günther Kaiser. Bahn-Pressesprecher Frank Kniestedt stellt dagegen klar. "Die Fahrstühle sehen nur fertig aus; sie müssen erst durch den TÜV abgenommen werden." Einen solchen Termin zu bekommen, sei nicht einfach, informiert Kniestedt.