Kunde ist nicht erziehbar
Autor: Klaus Klaschka
Stadtsteinach, Freitag, 17. August 2018
Der Kommunalberater Wilfried Weisenberger erklärt, warum Stadtsteinach großes Potenzial hat.
Wenn der letzte Bäcker und Metzger im Zentrum schließt, ist es schon zu spät, sich um das Leben im Dorf Sorgen zu machen. "Das Zentrum ist schon vorher gestorben", weiß Wilfried Weisenberger. Auch Appelle an die Bevölkerung, im Ort einzukaufen, änderten nichts: "Man kann die Kunden nicht erziehen."
Weisenberger hat 2011 das Planungs- und Beratungsbüro "Standort Kommune" in Fürth gegründet. Er blickt auf 20 Jahre Erfahrung in der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Doch er agiert nicht als Alleinkämpfer. Vernetzung von Kompetenzen ist seine Devise; die Zusammenarbeit mit weiteren Spezialisten sei unabdingbar.
Und er setzt dabei auch auf Digitalisierung. "Dieses Schlagwort ist in aller Munde, aber so recht anfangen kann man damit noch nichts", sagt er.
Probleme sind bekannt
Das Problem ist bereits eingehend beschrieben: Der demografische Wandel, gepaart mit einer Abwanderung von jungen, gut ausgebildeten Menschen, zieht eine Überalterung und Schrumpfung der ländlichen Gesellschaft nach sich. Öffentliche und private Dienstleistungen sowie technische und soziale Infrastruktur werden unrentabel und dünnen aus. Entsprechend eingeschränkt sind dann der öffentliche Personennahverkehr, die medizinische Versorgung sowie das Angebot an kulturellen, Sport- und Freizeiteinrichtungen und Einkaufsmöglichkeiten vor Ort.
Fachkräftemangel, niedrigere Löhne, ein höheres Pendleraufkommen sowie ein eingeschränktes Angebot an Betreuungs-, Ausbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten sind weitere Folgen.
Viele Kommunen kämpften mit erschwerten Rahmenbedingungen, so Weisenberger. Dabei hätten sie gegenüber Oberzentren klare Vorzüge, die für das Leben auf dem Land sprächen: Mehr Naturnähe, ein großzügiges Flächenangebot, günstigeren Wohnraum, höhere Lebensqualität und einen höheren Gemeinschaftssinn im meist intakten Vereinsleben.