Kultur nur "Lack für Negatives"?
Autor: Klaus Klaschka
Stadtsteinach, Montag, 18. April 2022
Kunst Beim dritten Sofagespräch diskutierten die Gäste über Sackgassen und Ausblicke für Schule, Kirche und Kultur.
"So etwas ist in Stadtsteinach eher deplaziert; das gehört mehr in Städte wie Erlangen." Ob Wolfgang Hoderlein diese Bemerkung als Kritik an einem einseitigen Kulturleben in seiner Heimatstadt oder als Kompliment für Wolfgang Martin als Mentor des Frankenwaldtheaters meinte, das ließ er beim dritten Sofagespräch in der Alten Schule offen. Mit ihm sowie dem Songpoeten und Pfarrer Andy Lang aus Gefrees hatte Martin zwei vermeintlich gegensätzliche Personen aus der Region zum Gespräch über "Sackgassen? Passen Kultur und Politik überhaupt noch zusammen?" eingeladen.
Sozialdemokrat Wolfgang Hoderlein mit Hintergrund in der Bildungsforschung und Liedermacher Andy Lang mit christlichem Hintergrund: Beide scheinen zwar auf unterschiedlichen Wegen unterwegs zu sein - beide streben aber dem gleichen Ziel zu: menschliche Begegnungen zu schaffen. Dabei sehen beide ihre jeweiligen Institutionen auf dem Holzweg. Sowohl Schule als auch Kirche haben sich der Aufgabe Bildung und Erziehung verschrieben, schob Martin einen beabsichtigten Disput an.
Als Gymnasiast hatte Hoderlein nach vier Monaten ein Ende seiner Ausbildung an einem katholischen Klosterinternat zu Hause vehement durchgesetzt und wechselte an ein profanes Gymnasium, berichtete er von seiner Erfahrung mit der Kombination beider Institutionen. Dabei sah er die Bemühungen von Kirchen auf dem Bildungssektor eher als untergeordnet: Als "Berufszyniker im Vatikan" würde er sich auch nicht um die säkularisierten Schulen in Mitteleuropa sorgen, denn der Zuwachs an Kirchenmitgliedern finde in Afrika und Südamerika statt. Aus seiner späteren Erfahrung in der Bildungsforschung sei er des weiteren aber auch zur Erkenntnis gelangt, dass staatliche Schulen "an der pädagogischen Wissenschaft vorbei lehren".
An der Wirklichkeit vorbei
Alles sei verkopft, der Bildungsbegriff sei akademisiert. "Schule als Lebenslernort geht an der Wirklichkeit vorbei." Das machte er an einem Beispiel klar, nämlich wie Kinder ihre Muttersprache wie von selbst lernen: "Bestimmt nicht über das Pauken von Grammatik-Strukturen." Nicht zuletzt in der Pandemie habe sich gezeigt, dass es der Schulpolitik in erster Linie um die Vermittlung von Faktenwissen gehe.
Gemeinschaft braucht Struktur