Künftig Schüler statt Senioren
Autor: Josef Hofbauer
Forchheim, Mittwoch, 18. März 2015
Planung Der Kreis-Bauausschuss hat die Planung für den Neubau eines Schülerheimes in Forchheim-Nord erst einmal auf Eis gelegt. Das Gremium will das Angebot eines Privatinvestors prüfen, der das BRK-Seniorenheim in der Hainbrunnenstraße in ein Schülerheim umbauen will.
von unserem Redaktionsmitglied
Josef Hofbauer
Forchheim — Kreisbaumeister Walter Neuner stellte die Mitglieder des Kreis-Bauausschusses bei der jüngsten Sitzung vor die Alternative, für den geplanten Bau des Schülerwohnheimes mit Mensa in Forchheim-Nord einen Architektenwettbewerb auszuloben oder die Planungen weitgehend selbst zu erstellen und dann ein europaweites Vergabeverfahren durchzuführen. Konsens des früheren Kreistages sei es gewesen, möglichst selbstständig zu bleiben und die Planung soweit wie möglich im Hause voranzutreiben.
Priates Interesse
Kreisrat Edwin Dippacher (CSU) würdigte die bisher geleistete Arbeit, verwies dann aber darauf, dass es sich hier um eine Grundsatzentscheidung handle.
Im Gegensatz zum bisherigen Konsens vertrat Dippacher nun die Meinung, dass der Standort für das Schülerheim nicht zwingend am Schulzentrum Forchheim-Nord sein müsse. Und eine Mensa sei grundsätzlich auch verzichtbar.
Der Grund für diesen Sinneswandels: Dippacher war zu Ohren gekommen, dass das bisherige Seniorenheim des Roten Kreuzes in der Hainbrunnenstraße zum Verkauf steht. Mehr noch: Es soll einen Investor geben, der bereit wäre, die bisherige Seniorenresidenz in ein Schülerheim umzuwandeln.
"Ich bin mit der Lösung des Wohnheimes und der Mensa am Schulzentrum Forchheim Nord noch nie glücklich gewesen", bekannte Dippacher, "habe aber keine andere Lösung gewusst." Nun tue sich eine Alternative auf, die es zu prüfen gelte. Für den Standort Hainbrunnenstaße spreche zum einen die größere Zentrumsnähe, zum andern werde das Grundstück im Forchheimer Norden nicht zerschnitten.
Überdies könnte sich der Landkreis Geld sparen.
Deshalb plädierte Dippacher dafür, erst einmal diese Option zu prüfen, ehe der "Plan B" mit Entwürfen der Landratsamts-Mitarbeiter weiter verfolgt werden solle.
Davon hielt Lisa Badum (Bündnis 90/Die Grünen) gar nichts. "Die gleiche Diskussion haben wir im Herbst schon geführt." Alle Fakten seien damals bereits auf dem Tisch gelegen. Damals habe sich die Mehrheit für ein Heim mit Mensa ausgesprochen.
Überlegenswerte Alternative
Reinhold Otzelberger (SPD) hielt die Idee des Kollegen Dippacher für überlegenswert. "Bevor wir den Startschuss geben für ein großes, teures Projekt, sollten wir die Alternative prüfen", fand Otzelberger. Er bezweifelte aber, ob das BRK-Gebäude, das erhebliche Defizite aufweise, die günstigere Variante darstellt.
Grundsätzlich spreche aber nichts gegen einen Kostenvergleich. "Und wir ersparen uns den Vorwurf, dass wir eine zur Verfügung stehende Alternative nicht geprüft haben", ergänzte Edwin Dippacher.
Auch Sebastian Körber (FDP) sprach sich für eine Prüfung aus. Allerdings plädierte er für einen Architektenwettbewerb, sollte sich herausstellen, dass der Landkreis das Schülerheim mit Mensa bauen will.
Erst prüfen, dann entschieden
Ludwig Brütting (Freie Wähler) beantragte daraufhin eine Vertagung des Tagesordnungspunktes. Es sei müßig über Varianten eines Neubaus zu diskutieren, wenn eine ganz andere Variante zur Verfügung stehe. So stellte sich Brütting hinter den Vorschlag von Edwin Dippacher, in Sachen Schülerwohnheim erst einmal das Angebot des Privatinvestors zu prüfen.
"Wir brauchen verlässliche, vergleichbare Daten", fand Otzelberger, der ebenfalls die Privat-Offerte geprüft wissen wollte. Und Karl-Heinz Fleckenstein (CSU) ergänzte: "Mit Blick auf die Verschuldung des Landkreises, muss uns jede Möglichkeit, Geld zu sparen, gelegen kommen."
Sebastian Körber gab zu bedenken, dass es bei den Gesamtkosten auf lange Sicht wohl keinen großen Unterschied geben werde. "Entweder wir investieren auf einmal oder wir haben monatliche Fixkosten. Das ist ein bisschen so wie linke Tasche, rechte Tasche."
Gegen die Stimme von Lisa Badum, die sich vorkam wie in einer Zeitmaschine, weil sie alles schon mal gehört hatte, sprach sich der Rest des Gremiums dafür aus, in den nächsten drei Monaten das Angebot des Privatinvestors, der das BRK-Seniorenheim in der Hainbrunnenstraße kaufen und sanieren will, zu prüfen.
Wertgutachten wird erstellt
Birgit Kastura, Kreisgeschäftsführerin des Roten Kreuzes, bestätigte auf Anfrage das Interesse eines Investors, der das Gebäude kaufen und sanieren wolle. Allerdings könne von Kaufverhandlungen noch lange nicht die Rede sein. Erst einmal sei ein Experte dabei, ein Wertgutachten für die Immobilie in der Hainbrunnenstraße zu erstellen. Grundsätzlich sei eine Nachnutzung als Schülerheim aber durchaus im Sinne des BRK. Auch die Übernahme der Trägerschaft durch das Rote Kreuz findet Kastura "durchaus überlegenswert".