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Krüge werden weiterhin gefüllt


Autor: Petra Malbrich

Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 03. Juli 2018

Das frühe WM-Aus hat in der Region nur wenig Auswirkungen auf den Bierkonsum und somit auf den Umsatz. Im Gegenteil. Wer kein Public Viewing bieten konnte, ist nicht unglücklich, dass die Nationalelf die Koffer packen musste.
Beim Sieg der Deutschen über Schweden wurde kräftig gefeiert - auch die Krüge wurden schnell ausgetrunken.  Foto: Clara Margais/dpa


Zu einem guten Fußballspiel gehört ein gutes Bier, das in geselliger Runde bekanntlich am besten schmeckt und noch besser bei einem gesellschaftlichen Höhepunkt wie der Fußball-Weltmeisterschaft. Das wissen auch die Brauereien, Wirte und Getränkevertriebe und haben mit Public Viewing auf die WM gesetzt.
Kurz darauf kam die Ernüchterung mit dem frühzeitigen Aus für Deutschland. Oder die Erleichterung. "Gott sei Dank ist die WM für Deutschland vorbei", sagt Benno Wirth vom Löwenbräu Neuhaus. "Beim Deutschlandspiel am Samstag vor einer Woche haben wir den Bierkeller um 18 Uhr zugesperrt, weil niemand da war", gibt Wirth zu. Sonst wollen zu der Zeit 400 bis 500 Leute bedient werden, für 600 Leute ist auf dem Felsenkeller Platz. "Am Mittwoch nach dem Spiel gegen Südkorea haben wir erst gar nicht mehr aufgesperrt", erzählt Wirth weiter und ist eher froh, dass die Deutschen das Spiel versemmelt haben und in der Vorrunde schon ihre Koffer packen mussten.


Public-Viewing-Euphorie ebbt ab

Dem Löwenbräu Neuhaus fehlte für diese Deutschland-Spieltage nicht nur der Umsatz am Bier. "Die Leute essen etwas dazu", sagt Wirth. Normalerweise. Doch Public Viewing kann er nicht anbieten. Aber das ist auch kein Garant mehr für eine volle Hütte.
"Das Interesse am Public Viewing nimmt ab", verrät Baptist Ackermann, Seniorchef vom Brauhaus in Höchstadt. "Es kommen nicht mehr so viele Leute, wie es noch bei der letzten WM der Fall war", sagt Ackermann. Und wenn die Leute Fußball verfolgen, vergessen sie zu trinken. Der Festzeltbetrieb bei der Kirchweih locke da schon mehr Gäste an.
Das kann Veronika Gewalt von der Erlanger Brauerei Steinbach bestätigen. Die Fußballspiele wurden extra im Hof übertragen. Trotzdem kamen im Schnitt nur 50 Mann, um die Spiele zu verfolgen. Mit dem WM-Aus für Deutschland ist auch die Euphorie vorbei. Das Public Viewing bietet die Steinbach Bräu weiterhin an, es kommen aber nur einige, die das Angebot annehmen. Es läuft eher nebenher. "Am Absatz merken wir das aber nicht", sagt Gewalt.
Es ist wohl auch das schöne Wetter, das den Bierumsatz steigen lässt. "Wir waren am Samstag vor dem Schwedenspiel fast ausverkauft", sagt Gabi Rößner vom Getränkemarkt Kistner in Höchstadt. Bei dem strahlenden Sonnenschein wird gegrillt und dazu ein Bier oder alkoholfreie Getränke getrunken.
Auch alkoholfreies Bier. Das ist in der Gunst der Käufer gestiegen. "Das Bewusstsein der Käufer hat sich geändert", findet Gewalt. Heute würden die Leute eher darauf achten, weniger Alkohol zu trinken. Einen allgemeinen Trend sehen die Wirte, Brauer und Getränkevertriebe darin aber nicht. "In der Hitze trinken die Leute dann lieber ein Radler", weiß Ackermann. Doch egal ob WM oder nicht, das helle Bier, das nicht so stark ist, wird am liebsten getrunken. Und die Biere aus der Region. "Die fränkischen Biere gehen en masse", sagt Gabi Rößner. Auch ohne WM. Einfach weil sie schmecken und zu einem Grillabend, einem Sommerabend auf der Terrasse oder bei einem Treffen mit Freunden dazugehören. Auch im Biergarten ganz ohne Public Viewing. Und bei den Kirchweihen sowieso.