Kronacher Oblaten geben einen Blick hinter die Klostermauern
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Kronach, Mittwoch, 18. April 2018
Marion Krüger-Hundrup BNormalerweise hört man eher Negatives: Klöster, die aufgegeben werden, überalterte Gemeinschaften, denen der Nachwuchs fehlt, starres Festhalten an jahrhundertealten Regeln und ...
Marion Krüger-Hundrup
BNormalerweise hört man eher Negatives: Klöster, die aufgegeben werden, überalterte Gemeinschaften, denen der Nachwuchs fehlt, starres Festhalten an jahrhundertealten Regeln und Vorschriften. Und dann sagt Schwester Claudia Hink: "Klöster haben Zukunft! Sie müssen erst kleiner werden, damit etwas Neues wachsen kann!" Diese Worte der Franziskusschwester von Vierzehnheiligen und Ordensreferentin im Erzbistum Bamberg klingen geradezu biblisch. Kein geringerer als Prophet Jesaja sagte: "Es wächst etwas Neues, hört ihr es nicht?" Wer also Ohren hat, kann am kommenden "Tag der offenen Klöster" zarte Grashalme wachsen hören: Die Bamberger Ordensniederlassungen präsentieren sich als lebendige Gemeinschaften.
Gleich ob Gebet, Arbeit, soziales Engagement prägendes Merkmal des jeweiligen Ordens ist: Der Blick hinter Klostermauern offenbart eine - gemessen am Ernst der Lage - erstaunlich gute Stimmung: "Wir können lachen, tanzen, weinen. Wir sind für andere da und vor allem ganz normale Menschen", lacht Schwester Claudia. Die 54-jährige Ordensfrau, die schon im zarten Alter von 17 Jahren im Vierzehnheiligener Mutterhaus anklopfte, spricht sehr bewusst von einer Umbruchphase, von vielleicht unentdeckten Berufungen, weil Ordensgemeinschaften zu alt und zu klein geworden sind, um junge Frauen oder Männer aufnehmen und integrieren zu können.
Außerdem "sind junge Leute von ihrer Zeit geprägt, sodass das alte System nicht mehr gelebt werden kann", meint Schwester Claudia. Sie denkt dabei zum Beispiel an ungeregelte Arbeitszeiten in verschiedenen Berufen, denen Ordensleute nachgehen. "Das hat Auswirkungen auf die gemeinsamen Gebetszeiten", führt sie ein wesentliches Element des Tagesablaufes in einem Kloster an. So werde sich das traditionelle Chorgebet verändern in Richtung mehr Stille: "Betrachtung von einem Psalm statt von drei oder vier Psalmen", sagt die Ordensreferentin.
Individualität muss gelebt werden
Auch die kontemplativen Gemeinschaften müssen Umbrüche bewältigen: "Kontemplation muss in mir stattfinden im Kontakt mit draußen", bringt es Schwester Claudia auf den Punkt. Und sie plädiert dafür, dass Ordensleute in der familiengleichen Gemeinschaft Individualität leben dürfen - "aber nicht nur". Neben dem "Tag der offenen Tür" bieten nahezu alle Orden auch "Kloster auf Zeit" an, um einer möglichen Berufung nachzuspüren oder einfach eine spirituelle Auszeit zu nehmen. Die Sankt Franziskusschwestern von Vierzehnheiligen ermöglichen neuerdings sogar ein "freiwilliges Klosterjahr". "Sie sind bei uns fest angestellt und bekommen eine geistliche Begleitung", erklärt Schwester Claudia.
Wenn sich aus einem solchen Jahr eine Lebensentscheidung für das Kloster ergeben sollte, entspricht das durchaus der Intention dieses Projektes.
"Ich bereue keinen Moment"
"Ich bin glücklich auf meinem Weg, mir geht's gut und ich bereue keinen Moment, auch wenn es Wüstenzeiten gegeben hat", bilanziert die Schwester ihr nunmehr 36-jähriges Ordensleben. "Jedes Loslassen ist Auferstehung", sagt sie nur zu der Tatsache, dass sie zum ersten Mal von der Generaloberin zum Ortswechsel gebeten wurde. Nach verschiedenen Leitungsaufgaben in Vierzehnheiligen hat Schwester Claudia Hink das Amt der Oberin von 14 Mitschwestern im Erlanger Waldkrankenhaus übernommen.