Wo steckt der Gartenschläfer?
Autor: Heike Schülein
Kronach, Mittwoch, 18. August 2021
Artenvielfalt Mit dem Projekt „Spurensuche“ wird im Frankenwald der Lebensraum des bedrohten Nagetiers untersucht. Ranger wirken dabei mit.
Die über Jahrhunderte entstandene kleinteilige Kulturlandschaft des Naturparks Frankenwald bietet Lebensraum für vielfältige Tierarten . Manche zeigen sich häufig, andere leben zurückgezogen oder sind selten geworden und daher kaum zu beobachten. Aber gerade für diese Arten ist der Naturpark als Lebensraum wichtig, da sie auf die besonderen Lebensbedingungen hier angewiesen sind. Eine dieser charakteristischen Arten des Naturparks ist der Gartenschläfer. Doch wo die kleine Schafmaus sich versteckt und warum ihre Bestände so rapide zurückgegangen sind, ist noch unbekannt.
Der scheue Schwarzstorch ist ebenfalls von großer Bedeutung im Frankenwald, denn der Verbreitungsschwerpunkt des bunten Schreitvogels in Bayern liegt im Frankenwald. Ein weiterer besonderer Vogel der Region ist das Braunkehlchen, das sich in den offenen, feuchten Brachflächen des Naturparks zu Hause fühlt. Gut zu erkennen sind die im Frühjahr aus dem 5000 Kilometer entfernten tropischen Teil Afrikas kommenden, gerade einmal zwölf bis 14 Zentimeter großen Bodenbrüter an ihrem hellen Streifen über dem Auge.
Flache Tümpel und mit Wasser gefüllte Fahrspuren braucht hingegen die Gelbbauchunke mit ihrem markanten schwarz-gelb gemusterten Bauch. Mit nur einem nachgewiesenen Standort im gesamten Naturparkgebiet gehört sie zu einer der gefährdetsten Tierarten in der Region. Die großen zusammenhängenden Wälder bieten auch einer besonders scheuen Tierart ein Zuhause, nämlich der Wildkatze , die immer häufiger gesehen wird.
Ein Allrounder, was den Lebensraum betrifft, ist der selten gewordene Gartenschläfer. Auch er hat einen Verbreitungsschwerpunkt im Naturpark Frankenwald. Seine Lebensweise wird derzeit im Naturschutzprojekt „Spurensuche Gartenschläfer“ erforscht. Die putzige Schlafmaus kommt nicht nur in Wäldern vor, sondern lässt sich als Kulturfolger auch in Gebäuden und Kleingärten nieder. Anhand seiner charakteristischen Zorromaske kann man den Gartenschläfer gut von seinen nahen Verwandten wie Siebenschläfer und Haselmaus unterscheiden.
Nach einem ausgedehnten Winterschlaf von Oktober bis April in Baumhöhlen, Mauern und Gebäuden ist der Gartenschläfer nur in den Sommermonaten und vor allem nachts aktiv. Den Tag verbringen die Nager in kugelförmigen Nestern, in Baum- und Felshöhlen, Nistkästen oder im Gebüsch, wo sie von Mai bis Juli bis zu sechs Junge auf die Welt bringen. Der Allesfresser von Insekten über Schnecken, Eiern, Samen und Früchten war früher noch ein häufiger Gast. Seine Bestände sind jedoch in den letzten Jahrzehnten so massiv zurückgegangen, dass er in einigen Ländern Europas und in vielen Regionen Deutschlands bereits ausgestorben ist. Damit ist er wohl das am stärksten zurückgegangene Nagetier Europas. Die Ursachen für sein Verschwinden sind bisher jedoch unklar.
Im Naturpark Frankenwald geht man davon aus, dass der Gartenschläfer noch verhältnismäßig häufig verbreitet ist. Sichtungen und Hinweise aus den Forstrevieren belegen dies. Doch wo genau versteckt er sich? Das herauszufinden ist unter anderem Ziel des Projekts „Spurensuche Gartenschläfer“, an dem sich auch die Ranger des Naturparks Frankenwald, Jan van der Sant und Lisa Mareen Fischer sowie Gebietsbetreuerin Anna Bergmann beteiligen. Um dem Gartenschläfer auf die Spur zu kommen, bringen sie sogenannte Spurtunnel aus. Das sind rechteckige, etwa 30 Zentimeter lange Röhren, in denen ein weißer Teststreifen vorne und hinten mit Tinte bemalt wird. Die neugierigen Gartenschläfer erkunden den Spurtunnel und hinterlassen unbemerkt ihre charakteristischen Pfotenabdrücke.