Vom Raspeln in die Kirche

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Am späten Abend begleiteten die älteren Raspler die Auferstehungsfeier als Messdiener.
Am späten Abend begleiteten die älteren Raspler die Auferstehungsfeier als Messdiener.
K.- H. Hofmann

Brauchtum Die Feuerwehr hält spontan eine Tradition in Haßlach bei Kronach am Leben.

In Haßlach zogen an den Kartagen besondere Raspler durchs Dorf und sammelten für einen guten Zweck. Zu den Gründen dafür berichtete der Vorsitzende der Feuerwehr Haßlach , Michael Müller : „Wir saßen an der Kirchweih vergangenes Jahr am Stammtisch im Sportheim. Kirchenpfleger Stefan Klinger erzählte von seinen Sorgen um den Nachwuchs für den kirchlichen Brauchtumserhalt.“ Sowohl die Tradition der „ Sternsinger “ wie auch das seit vielen Jahrzehnten zur Tradition gewordene Raspeln als Ersatz für das Glockenläuten sah Klinger in Gefahr. Es fehle an Kindern, die dazu bereit sind.

Diese Nachricht am Stammtisch war ein Alarmsignal für die Feuerwehr. So wurde deren Vorsitzender, Michael Müller , hellhörig. „Brauchtumserhalt ist wichtig für unsere Dorfgemeinschaft“, war sein erster Gedanke. „Das machen wir“, sagte er Hilfe zu. Bei seinen Floriansjüngern entfachte diese Idee Feuer und Flamme. Und die Resonanz an den stillen Kartagen? An Karfreitag und Karsamstag war sie überwältigend. Angeführt vom frisch gekürten „Ehrenmaster“ Andreas Müller zogen über 20 Personen mit ihren zum Teil über 60 Jahre alten Raspeln durch das Dorf.

Kinder machen mit

Die Feuerwehrleute zeigen somit nicht nur Verantwortung als Brandschützer und sorgen rund um die Uhr für die Sicherheit der Bevölkerung, sondern sie sind auch bereit, das Brauchtum zu pflegen und Motor für eine intakte Dorfgemeinschaft zu sein. Diese Einsatzbereitschaft steckte auch einige Kinder von der Kinderfeuerwehr an, die sich mit Begeisterung und Freude den Vätern und Opas zum Raspeln anschlossen.

Es sprach sich auch schnell im Dorf herum, dass die Raspler den Reinerlös ihrer Sammlung der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) der Sozialstiftung Bamberg , Stützpunkt Kronach, zukommen lassen werden. Als Höhepunkt und krönenden Abschluss ihrer Raspelaktion begleiteten die Raspler das Hochamt der Auferstehungsfeier in der Kirche St. Johannes der Täufer in Haßlach und machten mit 13 Messdienern diese Auferstehungsfeier zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Der anschließend erfolgte Kassensturz ließ erneut Begeisterung aufkommen. Sage und schreibe 1800 Euro können an den SAPV in Kronach überreicht werden. Dieser besondere Einsatz der Brandschützer war für viele ein Gewinn, besonders wurde die intakte Dorfgemeinschaft um den Erhalt von kirchlicher Tradition bereichert.

Die Feuerwehr dankte allen Teilnehmern und Spendern aus der Bevölkerung und zog ein Fazit voller Optimismus mit Blick auf nächstes Jahr: „Nach dem Raspeln ist vor dem Raspeln.“