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Keine Angst vor dem Gang zum Arzt


Autor: Karl-Heinz Hofmann

Kronach, Donnerstag, 11. März 2021

Die Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins "Gemeinsam gegen Krebs" und Onkologin Dr. Martina Stauch gibt Tipps für Krebspatienten während der Pandemie.
Die Vorsitzende des Vereins "Gemeinsam gegen Krebs", Martina Stauch, gibt Tipps für Krebspatienten.


Kronach  —  "Eine Covid-19-Schutzimpfung sollte zeitnah für alle Krebspatienten mit aktiver Erkrankung angestrebt werden, beziehungsweise wenn die Remission nicht länger als fünf Jahre zurückliegt", sagt Dr. Martina Stauch. Sie ist Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins "Gemeinsam gegen Krebs", der wie viele andere Vereine die Corona-Pandemie zu spüren bekommt. Nicht nur mussten seit März vergangenen Jahres fast alle Vorträge und Veranstaltungen, die immer viel Informationspotenzial enthalten, ausfallen, auch sonstige Zusammenkünfte zum persönlichen Meinungsaustausch und der auch für Krebspatienten und deren Angehörigen so wichtigen Kontakte in lockerer Runde mussten ausfallen. Deshalb gibt die Onkologin und Vereinsvorsitzende auf diesem Wege einige Tipps für Krebspatienten.

Neben der Vermeidung von Kontakt mit infizierten Personen und der Einhaltung der allgemein gültigen Hygieneregeln können Krebspatienten wenig tun, um eine Infektion mit Covid-19 zu verhindern. "Wir wissen aber, dass ein guter genereller Gesundheitszustand, eine gute Ernährung, viel Bewegung (an der frischen Luft) und ein ausreichender Vitamin-D-Spiegel geeignet sind, um den Verlauf der Erkrankung abzumildern." Stauch rät deshalb, dass Menschen mit Krebserkrankungen die routinemäßigen Impfungen (Grippe, Pneumokokken) so gut wie möglich wahrnehmen. Darüber hinaus empfiehlt sie, die Behandlung der Krebserkrankung nicht auszusetzen. Eine gute Kontrolle der Krebserkrankung sei sehr wichtig, um den Verlauf einer Covid-19-Erkrankung günstig zu beeinflussen. Alle Onkologen gäben sich die größte Mühe, die standardmäßige Behandlung für alle Patienten möglichst sicher zu gewährleisten. Die Patienten sollen und brauchen keine Angst vor Terminen bei Ärzten zu haben, betont sie.

Im Falle einer Infektion empfiehlt die Onkologin sehr klar, dass Menschen mit einer Krebserkrankung genauso behandelt werden sollen wie Menschen ohne Krebs. Da zunehmend bekannt ist, dass eine Blutverdünnung in den schwereren Stadien einer Covid-19-Erkrankung eine wichtige Rolle spielt, und Patienten mit einer Krebserkrankung oft eine erhöhte Neigung zu Blutgerinnseln (Thrombose) haben, sollte überprüft werden, ob eine Blutverdünnung verordnet werden sollte. Viele Patienten nehmen bereits regelmäßig Blutverdünner ein. In solchen Fällen sollte die Dosis nicht erhöht werden.

Auftretende Fragen sollten individuell mit dem behandelnden Onkologen besprochen werden. Außerdem sollte geklärt werden, wie mit der weiteren üblichen Medikation zu verfahren ist.

Phänomen bei Krebspatienten

Ein Phänomen wird bei Krebspatienten öfter beobachtet als bei Menschen ohne Krebserkrankung : das Phänomen der verlängerten Virusausscheidung. Während die meisten Menschen nach circa zwei Wochen das Virus nicht mehr ausscheiden, sei bei Patienten mit Immunschwäche zu beobachten, dass das Virus in manchen Fällen noch lange nachweisbar sein kann. Ob dies bei jemandem zutrifft und welche Konsequenzen das für ihn gegebenenfalls hat, sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

Was sollten Krebspatienten auf jeden Fall unterlassen? Für viele Menschen mit einer Krebserkrankung sind einige der Medikamente, die für die Behandlung einer Covid-19-Erkrankung diskutiert werden oder sogar zugelassen sind, bekannte Arzneimittel. Dexamethason zum Beispiel haben viele Patienten im Rahmen ihrer Behandlung schon einmal erhalten und vielleicht sogar noch in der Hausapotheke vorrätig. Stauch: "Diese Medikamente sollten auf keinen Fall vorbeugend (prophylaktisch) oder ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt eingesetzt werden! Dexamethason ist, wenn falsch eingesetzt, möglicherweise gefährlich und sollte deswegen nur so wie ärztlich verordnet eingenommen werden."

Sollen sich Krebspatienten gegen Covid-19 impfen lassen? Die Verträglichkeit der zugelassenen Impfstoffe ist laut Martina Stauch gut. Bei vielen Patienten treten Schmerzen an der Injektionsstelle auf, im Laufe der nächsten 24 bis 48 Stunden könne es zu einer Impfreaktion in Form von Müdigkeit und Fieber kommen. Unklar sei, wie lange der Impfschutz anhält und unklar ist, ob es Langzeitnebenwirkungen gibt. Von anderen Impfstoffen wisse man, dass es keine medikamentöse Tumortherapie gibt, die für sich eine Kontraindikation für Totimpfstoffe darstellt. Dies gelte auch für Medikamente, die das Immunsystem stimulieren, zum Beispiel Interferone oder Antikörpertherapien einschließlich Immuncheckpoint-Inhibitoren.

"Vorsicht ist bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem geboten", so Stauch. Hier sollte, nach jetziger Erkenntnis zum Beispiel mit Anti-CD20- Antikörpern ein Mindestabstand von drei bis sechs Monaten nach der letzten Antikörpergabe eingehalten werden.