1408 löste die Stadt Kronach den verpfändeten Zoll des Bischofs für 175 Gulden aus und durfte fortan alle Markteinnahmen für sich behalten. Das führte im Laufe der Zeit zu einer beträchtlichen Aufbesserung der Stadtkasse, denn Kronach entwickelte sich für das Umland immer mehr zu einem ansehnlichen Handelsplatz. Nicht nur die Fernstraße Nürnberg-Leipzig tangierte den Ort, auch die günstige Lage an der flößbaren Rodach trug dazu bei, dass Kronach Stapel- und Umschlagsplatz für die Handelsgegenstände aus den umliegenden Regionen wurde.
Für die Bamberger Bischöfe war Kronach mit seiner Festung Rosenberg zudem ein wichtiger Außenposten an der nordöstlichen Grenze des Fürstbistums, deren wehrhafte und treue Bürger die Gunst des Bamberger Landesherrn immer wieder erfuhren. So konnte Kronach bis in den Dreißigjährigen Krieg hinein kräftig prosperieren.
Dies zeigte sich auch in der Vielfalt des Marktangebotes, das sich nicht nur auf Grundnahrungsmittel beschränkte, sondern auch den Handwerkern die Möglichkeit bot, ihre Erzeugnisse feilzubieten. So fanden sich ansässige wie auch auswärtige Handwerker auf dem Kronacher Markt ein: Gerber, Riemenschneider, Sattler, Messerschmiede, Flaschner, Taschner, Kannengießer und Schuhmacher. Für die tägliche Versorgung wurde Brot, Fleisch, Fisch, Hirse, Zwiebeln, Rüben, Obst , Gemüse , Salz, Kümmel und vieles mehr angeboten. Aber auch Gebrauchsgegenstände wie Sicheln, Hufeisen und sogar Mühlsteine konnten erworben werden. Pferde, Rinder, Schweine, Kälber, Schafe und Ziegen bildeten das lebende Angebot. Wer nur deren Häute benötigte, fand diese ebenfalls auf dem Kronacher Markt.
Feste Verkaufsstände
Die örtlichen Bäcker und Metzger hatten fest installierte Verkaufsstände. Die der Metzger befanden sich im Untergeschoss des Alten Rathauses, wo noch heute zur Rathausgasse hin die Eingänge sichtbar sind. Ihnen war es auch erlaubt, ihre Waren täglich anzubieten. Für die Tuchhändler wurden im Obergeschoss des Alten Rathauses für deren edle Stoffe vom Stadtknecht extra drei Ellen breite Stände aus "Gewanddielen und Böden" aufgebaut. Für diesen Aufwand waren die fremden Tuchhändler bereit, eine höhere Marktgebühr zu bezahlen. Offenbar liefen für sie die Geschäfte in Kronach besonders gut. Ein außerordentlich lohnender Markt für die Tuchhändler muss der St. Martinsmarkt am 11. November gewesen sein, denn da wurde auffallend viel Tuch gehandelt.
Um 1500, als Lucas Cranach noch in Kronach weilte, gab es in der "rechten Stadt ", wie auch die Obere Stadt zu der Zeit genannt wurde, 13 Märkte: Sieben Wochenmärkte jeweils am Donnerstag und sechs Jahrmärkte, die an Sonntagen stattfanden. Es war Brauch, dass der Markt erst nach der gesungenen Messe eröffnet werden durfte. Die Kronacher Bürger hatten das Vorrecht, als erste einkaufen zu dürfen. Die Preise, die dabei ausgehandelt wurden, mussten den ganzen Markttag gelten. So schützten sich die Kronacher vor einer Verbilligung der Waren im Laufe des Tages. Nachdem die Bürger der Oberen Stadt ihren Einkauf getätigt hatten, war der Markt für die Allgemeinheit zugänglich.
Martinimarkt war am lukrativsten
Die Jahrmärkte fanden an besonderen (Feier-)Tagen statt. Der erste an der Kirchweih am Sonntag nach Ostern. Dann folgte der St. Veitsmarkt am Sonntag nach dem 13. Juni, der Pflaumenmarkt am Sonntag nach dem 15. August ( Christi Himmelfahrt). Dem Markt zur Kalten Kirchweih am Sonntag nach dem 8. September folgte der St. Martins-Jahrmarkt am 11. November und der St. Claus-Markt am 6. Dezember. Den Abgaben zufolge war der Markt zu St. Martin besonders stark von Händlern besucht und für die Stadt am lukrativsten. Die kassierte ihre Marktgebühren zum einen am Stadttor für das Transportmittel und auf dem Markt selber für die angebotene Ware. Genauso mussten die Händler eine Gebühr bezahlen, wenn sie die Stadt wieder verließen.
Die guten Zeiten für einen "gewöhnlichen" Wochen- oder Jahrmarkt sind anscheinend längst vorbei. Jahrhundertelang bis in die 1960er Jahre ist das Konzept der Märkte auch in den kleineren Städten einigermaßen aufgegangen. In Kronach hat der Monatsmarkt auf dem Kaulanger wesentlich länger ausreichend Käufer angelockt. In den letzten Jahren ist aber das Angebot merklich geschrumpft. Der Bauernmarkt auf dem Melchior-Otto-Platz fand für seine regionalen Erzeugnisse eine treue Stammkundschaft und bringt samstäglich ein klein wenig Marktleben wieder in die Obere Stadt zurück. Man muss sich aber aufgrund der Entwicklung fragen, ob in Zukunft ein Markttreiben nur noch in historischer Form stattfinden wird, so wie es das Kronacher Stadtspektakel alle zwei Jahre anbietet. Das Kaufverhalten der Konsumenten und die zunehmende Beliebtheit digitaler Marktplätze lassen nichts Gutes ahnen.