Fasching treibt seltsame Blüten
Autor: Alexander Grahl
Kronach, Donnerstag, 24. Februar 2022
Brauchtum Was sich hinter dem „unsinnigen Donnerstag“, dem „rußigen Freitag“ und dem „Fressmontag“ verbirgt.
Das Wort „ Fasnacht “ ist seit 1200 bezeugt als „vastnaht“, später „vasenaht“. Eine andere Ableitung des vielumstrittenen Wortes „ Fastnacht “ ergibt sich dem mittelhochdeutschen Wort „vaselen“, das „gedeihen“ oder „fruchten“ bedeutet. Im Jahr 1283 wird von der „vasinaht, 1299 von der „Faßtnaht“ und um 1500 von der „Vosernacht“ berichtet. Und so oder so ähnlich heißt dieser Tag bei uns in Franken noch heute.
Den Reigen der närrischen Tage eröffnete der „unsinnige Donnerstag“. An diesem Tag war das „Fleischstehlen“ erlaubt, das heißt: Es konnten Fleisch, Preßsäcke und Würste gestohlen werden, ohne dass dies einer Strafverfolgung oder Anzeige unterlag. Man durfte dabei bloß nicht vom Bauern oder der Bäuerin erwischt werden, auch durfte es nicht per Einbruch erfolgen. Dazu wissen muss man natürlich, dass es Fleisch bei den meisten Bauern nur an Sonn- und Feiertagen gab. Fleisch war in einer Weise begehrt, wie wir es uns, die wir an seinen täglichen Genuss gewöhnt sind, nicht mehr vorzustellen vermögen. „A Unsinniga hat mir mei Fleisch g’stohln“, lamentierte da die Bäuerin und erntete dafür schadenfrohes Gelächter.
Schutz vor bösen Geistern
Der „rußige Freitag“ ist heute fast vergessen. In einer Zeit, da in katholischen Gegenden die Mädchen nicht pfeifen durften, weil die Muttergottes darüber hätte weinen müssen. Lehrer und Pfarrer in Zeyern wären noch in den fünfziger Jahren darüber entsetzt gewesen. Im „Gschdanzela“ heißt es dazu: „A Maala wu pfeuft, a Henna wu grejd, denna küjed alla Zwaa dä Holls rümmgedrejd“. Wer von den Mädchen und Mägden sich nicht maskierte, wurde geschwärzt und dies im ganzen Gesicht. Der Hintersinn des Brauches: Maskierte und „Gerußte“ seien sicher von den in diesen Tagen umgehenden bösen Geistern und Dämonen.
Am sogenannten „schmalzigen Samstag“ wurden früher im oberen Rodachtal die Küchla gebacken, meist in der Ausführung als „fette“ und „dürre“ Küchlein. Nach altem Brauch wurde der Teig deswegen übers Knie gezogen, damit sie recht groß wurden. Nach einer alten Bauernweisheit durfte zum Küchlabacken der Schmalzhafen nicht leer werden, weil er sonst das ganze Jahr über leer bleiben würde.
Im „Dreiländereck“ war auch das Brezenbacken üblich. Wenn ein junger Bursche in der „Fousanoacht“ sein Mädchen ausführte, so mussten Brezen gekauft werden. Beide zogen an der Breze, und wem beim Auseinanderbrechen das größere Stück zugefallen war, der hatte die größere Liebe.