Theaterexperiment Einst waren sie der größte Arbeitgeber in Nordhalben: Die wahre Geschichte der Unternehmerfamilie Pensel wurde am Wochenende auf die Bühne gebracht.
Der Unternehmer und Vordenker Ernst Pensel sowie seine Frau Carmen prägten über viele Jahre das Geschehen in Nordhalben . Beim ersten Real-Theater war am Wochenende die „Rehbach-Saga“ zu sehen, die auf der wahren Geschichte der Unternehmerfamilie basiert. Rudolf Ruf, aus dessen Feder das Stück stammt, beschreibt das Stück als Experiment mit Laiendarstellern, die teilweise zum ersten Mal auf der Bühne stünden. Die Firma „J.J. Rehbach“ hatte zu ihrer besten Zeit sieben Werke und beschäftigte um knapp 1000 Mitarbeiter.
Die erste der sieben Szenen blickt auf eine Frühstückspause im Jahr 1955 zurück, als Gottfried Pensel Kurzwaren verkaufte. 1920 wurde der Backsteinbau am damaligen Mühlberg errichtet. 26 Ochsen seien notwendig gewesen, um die Dampfmaschine vom Bahnhof zur Firma zu bringen. Schon der Vater von Ernst Pensel sei seiner Zeit voraus gewesen. Schon sehr früh sicherte der sich die Markenrechte an „JJ-Rehbach“.
Eine Produktbesprechung im Kontor im Jahr 1958 unter der Leitung von Ernst Pensel war in der zweiten Szene zu sehen. Damals existierte bereits ein Haustelefon zum Vertrieb. Auch das Kultusministerium zeigte Interesse an den Produkten aus der Klöppelgemeinde, insbesondere an einer neuen Linierung der Schiefertafeln, die nicht mehr eingekratzt, sondern aufgedruckt wurde. Die Verkaufszahlen stiegen, die Firma war sehr gut im Geschäft. Nach dem Motto des Chefs, Probleme seien da, um gelöst zu werden, musste Maschinenmeister Siegfried Koffnitt (gespielt von Horst Schnura) die Maschinen während des 24-Stunden-Betriebs warten. Produktionsteile wurden ins Werk II ausgelagert. Der Chef träumte bereits zu dieser Zeit von sieben Werken. Ein großer Anschlussauftrag über 400.000 Tafeln machte die Anschaffung neuer Maschinen notwendig. Zwischenzeitlich wurden neben Schreibtafeln auch Bleistifte und Holzspielzeuge hergestellt. Erst als die „feine Dame“ Carmen Pensel von den Plänen für den Bau eines Tennisplatzes beim Menger erfuhr, stimmte sie der Planung ihres Mannes zu, ein Schwimmbad für die Belegschaft zu errichten. Ihr wäre eine große Urlaubsreise lieber gewesen.
In der Nacht zum 29. April 1972 gerieten Lackreste in Verbindung mit einem Kurzschluss in Brand. 17 Feuerwehren und die Bundeswehr versuchten, den großen Brand zu löschen. Sie konnten jedoch nur ein Übergreifen auf die Nachbargebäude verhindern. Den Firmenchef erreichte die Nachricht im 5000 Kilometer entfernten Ghana.
Familie Pensel blieb vom Pech verfolgt: Auf einen schweren Verkehrsunfall folgte 1976 die Insolvenz. Für die Verbindlichkeiten haftete die Familie mit ihrem gesamten Vermögen. Ernst Pensel und seine Frau verließen schließlich Nordhalben in Richtung der Heimat von Carmen Pensel. Der Firmenchef starb 1980 im Alter von 58 Jahren nach seinem dritten Herzinfarkt. Zwei Jahre später wurde der älteste Sohn Falk nach der Rückkehr von einem Auslandsaufenthalt ermordet.
Bei der Premiere war der jüngste Sohn Markus Pensel anwesend. Unterlagen und Bilder seien über ein halbes Jahrhundert verschollen gewesen und erst vor zwei Jahren wieder aufgetaucht. miw
Zunäxt eine Korrektur zu oben:
„einst die größte Firmen“ – Rehbach war sogar einmal Regensburgs größte Fabrik.
Und dann weiter mit
In Erinnerung aus meiner Schulzeit hab ich aber noch das Penselsbad und auch meinen damaligen Mitschüler Falk aus der „Villa Ella“; mit ihm hatte ich auch noch in Berlin (Keithstraße) bis kurz vor seinem schrecklichen Ende guten Kontakt; von dem weiteren Sohn Marco hatte ich damals keine Kenntnis – ihn hab ich erstmals registriert, als er als „Verkäufer von Sicherheitstechnik“ vor 10 Jahren heftige Gegenreaktion als Pegida-Redner in Altdorf erfuhr - wohl die Heimat seiner dort 2009 verstorbenen Mutter; im „Vorwärts“ war damals zu lesen: „Das fränkische Altdorf sagt Nein zu Pegida“
Aber eine Art Wiedergutmachung gab es dann noch – am 8. Mai 2024 am „Kriegerdenkmal“ – und bis heute einmalig in der Region, diese Meldung der Marktgemeinde:
„Die feierliche Enthüllung der Gedenktafel für die Opfer der NS-Herrschaft fand am 08. Mai, dem Tag des Kriegsendes und der Befreiung vom Nationalsozialismus statt.“
Die „wahre Geschichte“ – eine kleine Nachschau:
denn es geht ja im Beitrag unvermittelt weiter mit „1000 Mitarbeitern“ und mit „sieben Werken“ - wohl eben nicht in Nordhalben und Umgebung.
Deshalb ein Rückblick ins letzte und vorletzte Jahrhundert: die ehemals jüdische Firma Rehbach war einst die größte Firmen in Regensburg mit großem sozialen Engagement -Krankenunterstützungsverein und Altersunterstützungsverein.
Im Dunkeln jedoch bleibt vorläufig deren Übernahme im Jahr 1934 durch den ehemaligen Kulmbacher Karl Pensel, geb. 1887, welcher 1908 und 1922 zwei Firmen in Nordhalben gründete und lt. Bundesarchiv NSDAP-Mitglied seit dem 1.5.33 war - mehr zur Rehbach-Übernahme vielleicht und auch zur Rolle des Regensburger Nazi-Oberbürgermeisters Schottenheim in „Die Firma ist entjudet“. Schandzeit in Regensburg 1933 – 1945.
(Der letzter Inhaber der Bleistiftfabrik Rehbach in Regensburg, Hugo Fritz Ammon, soll sogar noch ein paar Jahre in Nordhalben gelebt haben - die einzige Tochter Ida von Käthi und Hugo Fritz Ammon wurde mit Gewalt zwangssterilisiert – aber da wären wir wieder mal bei gern vergessenen Untaten – im Kronacher Jahrbuch 2019 dazu: „… die Zwangssterilisierungen auf Grund eines NS-Gesetzes aus 1934. Betroffen davon waren Hunderttau sende. Allein für Nordhalben sind vier Männer und eine Frau der Jahrgänge 1890 bis 1913 im Bestand „Erbgesundheitsgericht“ beim Coburger Staatsarchiv dokumentiert.“)
Dass die NS-Zeit in der „wahren Geschichte“ wohl keine Rolle spielt – das darf angesichts des zurückhaltenden Umgangs mit jener Zeit im Ort – siehe Festschrift 1954 und Chronik 2024 nicht weiter verwundern, und auch nicht die Beschäftigung von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern bei Pensel/Rehbach , so u.a. in 1944 „8 sowjetrussische Arbeiterinnen“ und „18 Franzosen bei Rehbach“, 1950(!) von der Gemeinde nachgemeldet – diese mussten ja die Nordhalbener Soldaten ersetzen, welche am Raub- und Vernichtungskrieg der Nazis im Osten teilnahmen.