Kritik an "Rolle rückwärts"
Autor: Rainer Lutz
Ahorn, Donnerstag, 19. Sept. 2019
Ahorns Bürgermeister Martin Finzel hat wenig Verständnis dafür, dass Coburger Stadträte den Ausbau im Weichengereuth nun doch nicht mehr wollen. Er argumentiert mit der Sicherheit an gefährlichen Einmündungen.
Seit Jahrzehnten ist der Ausbau des Teilabschnitts der Bundesstraße 4 im Weichengereuth, zwischen Stadtautobahn und dem vierspurigen Ausbau nach Süden ein Thema. Stets waren sich alle Beteiligten einig, dass der vierspurige Ausbau kommen muss. Nun lehnt der Coburger Bausenat den Ausbau mehrheitlich ab und empfiehlt dem Stadtrat, dies ebenso zu tun. Martin Finzel: "Es war immer alles abgestimmt. Ich bin erstaunt über die neue Diskussion."
Er spricht von einer "Rolle rückwärts" der Coburger Entscheidungsträger. Die ärgert ihn nicht nur, weil ihr ein, wie er sagt "langjähriger Abstimmungs- und Entscheidungsprozess der Kommunen und Ämter" vorausgegangen ist. Es geht ihm um Sicherheit. Die bringe die aktuelle Planung für alle Verkehrsteilnehmer. Die Planung gewähre Ein- und Ausfahrten am Ahorner Berg in jede Richtung ebenso wie die Einfahrt. Intelligente Ampellösungen könnten jetzt oft kritische Verkehrssituationen beim Abbiegen verhindern. Fahrrad- und Gehweg in Richtung Wassergasse und Frankenbrücke wären besser platziert. Die teilweise enormen Überschwemmungen, in denen schon Autos stecken blieben, wären Geschichte. Lkw würden sich nicht mehr am Ahorner Berg stauen.
Finanzierung vom Bund
Alles das sieht Martin Finzel nun aufs Spiel gesetzt. Und das angesichts einer Lösung, die zu 100 Prozent vom Bund finanziert werden würde. Der Ahorner Gemeinderat stimmte daher den vom staatlichen Bauamt ausgearbeiteten Plänen auch zu.
Argumente, die jetzt von Gegnern des Ausbaus vorgebracht werden, folgt Martin Finzel nicht. "Grundsätzlich gilt, dass die nun vorliegende Planungen kein unvermitteltes Ergebnis darstellen, sondern einem bereits seit Jahrzehnten laufenden Abstimmungsprozess entsprechen. In zwölf Jahren Tätigkeit als Erster Bürgermeister und fast 20 Jahren Tätigkeit im Rathaus durfte ich diesen partnerschaftlichen Prozess begleiten und bin dem staatlichen Bauamt Bamberg für das vorliegende Ergebnis im Sinne der Bürgerinnen und Bürger dankbar", sagt er beim Ortstermin am Ahorner Berg. Für ihn steht fest: Das Ergebnis des Ausbaus wird mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer, stabile und geordnete Verkehrsflüsse und die Lösung langjähriger Querschnittsthemen, wie zum Beispiel dem Schutz bei Starkregenereignissen, bringen.
Verständnis für Anlieger
Martin Finzel äußert auch Verständnis für die Sorgen der im Weichengereuth betroffen Bürger, insbesondere der direkt an der Bundesstraße gelegenen Grundstücke. Diese sind bereits heute stark belastet. Er meint aber: "Es ist wichtig, sie objektiv und unabhängig zu informieren, damit der vorliegende Planentwurf als Chance gesehen werden kann, an der bereits bestehenden Situation etwas zu verändern."
Anwohner fürchten erhöhtes Verkehrsaufkommen auf der ausgebauten Straße und damit verbunden höhere Schadstoffbelastung. Coburgs Grünen-Stadtrat und Klimaschutzbeauftragter Wolfgang Weiß geht von einem steigenden Ausstoß an Kohlendioxid aus. Trotz der Autobahn 73 habe der Verkehr auf dem Nordring zugenommen.
Anwohner empfinden nach eigenen Aussagen den derzeitigen Zustand im Weichengereuth als hinnehmbar. Selbst Coburgs langjähriger Oberbürgermeister und heutiger Alt-OB Norbert Kastner glaubt nicht mehr an eine Notwendigkeit des Ausbaus. Die Entscheidung des Coburger Stadtrates steht noch aus. Doch eine Mehrheit für die Ablehnung des Ausbaus scheint immer wahrscheinlicher.