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Kreative Konzepte für die Heimat


Autor: Carmen Schwind

Ebermannstadt, Dienstag, 30. Juni 2020

Eine Online-Plattform für Spezialitäten aus der Fränkischen Schweiz, eine Hundetagesstätte für Ebermannstadt und viele weitere zukunftsstarke Ideen zeigten die Gewinner des Wettbewerbs "Stadtup - Frische Köpfe für die Insel".


"Mit dem Sieg hatten wir nicht gerechnet", sagt Anja Meusel vom Projekt "Echda Ebsa": Sie, Moritz Neuner und Lukas Gebhard hatten die Jury des Wettbewerbs "Stadtup - Frische Köpfe für die Insel" mit ihrem Konzept überzeugt und den ersten Platz geholt. "Das Projekt sollte so oder so stattfinden. Das war aber dann der Anlass, dass aus der Idee ein Konzept wurde und wir uns zusammengesetzt haben, um die Idee zu Papier zu bringen", ergänzt Anja Meusel.

Selbstgemachtes online

Die drei Freunde hatten vor drei Jahren am Weihnachtsmarkt in Ebermannstadt einen Stand und verkauften selbstgemachte Produkte. Anja Meusel hatte Handtaschen mit Holzgriffen gefertigt, die wiederum von einem Schreiner gefertigt wurden. Den Freunden wurde bewusst, dass es in der Fränkischen Schweiz außergewöhnliche Produkte gibt. Diese sollen nun über eine Plattform verkauft werden können. "Hier könnte auch eine Großmutter selbstgestrickte Socken vertreiben", so Anja Meusel.

Die Gewinner möchten einerseits ein Ladengeschäft in Ebermannstadt aufbauen, die Produkte aber auch online präsentieren und verkaufen. Die Produzenten können sich dann für die Vermarktung, die unter einem Dach geschieht, beraten lassen. Außerdem soll eine Art Kulturzentrum entstehen, in dem Dienstleistungen angeboten werden. Der Laden soll eine Anlaufstelle für Produzenten werden mit einem Stammtisch, um sich auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen. Für August ist eine Auftaktveranstaltung geplant. Die drei stehen in engem Kontakt mit der Stadt. Als Gewinner können sie viele Dienstleistungen in Anspruch nehmen. "Bis jetzt ist da aber noch kein akuter Bedarf, denn es müssen noch grundlegende Fragen geklärt werden", meint Anja Meusel.

Bessere Ausbildungsbedingungen

Bei der Zweitplatzierten sieht das anders aus. "Ich werde relativ viele der gewonnenen Dienstleistungen in Anspruch nehmen", sagt Siw Jörgensen von "Siw's Hundesalon". Sie will den Laden in der Innenstadt erweitern und eine Hundetagesstätte einrichten. Dazu kann sie die Beratungen und Werbemaßnahmen gut gebrauchen. Sie will sich auch dafür einsetzen, dass die Ausbildung zum Hundefrisör in Deutschland besser wird. Ihre Familie stammt aus Franken, doch sie lebte lange Zeit in Arizona. Hier wurde sie in 450 Stunden und einem Praktikum ausgebildet. Sie hatte ein Geschäft mit 15 Angestellten. Doch 2017 erkrankte sie an Borreliose. "Solange man in Amerika gesund ist, ist alles gut. Doch die Kosten im Krankheitsfall sind sehr hoch", erzählt Siw Jörgensen.

An Träumen festhalten

Deshalb zog sie mit ihren sieben Hunden und sechs Katzen wieder zurück nach Franken und eröffnete den Hundesalon in Ebermannstadt. Was ihr ebenfalls auffiel, ist, dass die Menschen hier sehr viel Dienstleistung für wenig Geld verlangen. Dabei bietet sie einen Rundum-Service an. Sie kann erklären, wie das Tier richtig gepflegt wird und welche Ernährung für welchen Typ Hund die richtige ist. Ihre Hunde brauchen zum Bespiel keinen Zeckenschutz, da sie Kokosflocken in die Nahrung bekommen und Tee trinken. Und sie gibt ihren Kunden Hausaufgaben mit. Ihr Motto: "Egal, was deine Leidenschaft ist, gehe in diese Richtung."

Eine Leidenschaft von Mike Schmitt ist das Bier. Er und Jennifer Henzold wollen ein Bierfassdorf bei Ebermannstadt eröffnen. Die Wohnfässer hat er bei einem Schreiner in Nordrhein-Westfalen begutachtet und auch darin geschlafen: "Da kann man auch im Winter darin übernachten".

Ein Dorf aus Bierfässern

Er will erst einmal die Beratungen bei den Banken in Anspruch nehmen, denn das Projekt muss finanziert werden. Im Augenblick ist er auf der Suche nach einem Grundstück. Gemeinsam mit der Stadt will er Flächen begutachten, die im Besitz seiner Familie sind. Geplant sind 20 Einheiten. Jedes Schlaffass soll einen eigenen Bereich auf dem Gelände und ein Sanitärfass haben.

Etwas anderer Urlaub

Es soll einen Aufenthaltsraum mit Essens- und Getränkeautomaten geben. Hier soll auch eine Angestellte für ein paar Stunden am Tag Ansprechpartner bei Fragen sein. Bei Buchung erhalten die Kunden einen Code, mit dem sie die Fässer öffnen können. Schmitt will mit Dienstleistern zusammenarbeiten, die dann zum Beispiel am Abend vorher bestelltes Frühstück liefern. "Dann gibt es wieder mehr Übernachtungsmöglichkeiten in der Region", sagt Mike Schmitt. Allerdings wird das Projekt nicht wie geplant 2021 starten können.