Druckartikel: Kreativ und mit neuem Selbstwertgefühl

Kreativ und mit neuem Selbstwertgefühl


Autor: Werner Vogel

Bad Kissingen, Montag, 20. Juli 2020

Förderschüler haben den Beschränkungen getrotzt und die Krise als Chance genutzt.
Julia und ihr Bild "Mensch als Krone der Schöpfung ". Fotos: Werner Vogel


Unterstützt von Sozialpädagogin Christine Scheckenbach, die freiberuflich für das Deutsche Erwachsenen Bildungswerk (DEB) einen Förderkurs leitet, haben fünf Azubis, die Shutdown-Zeit genutzt, um sich kreativ mit den Auswirkungen auf ihr Umfeld und die eigene Persönlichkeit auseinanderzusetzen. Als Therapie haben sie nebenher Bilder für eine Ausstellung gemalt.

Das DEB, einer der großen Bildungsträger in Deutschland, hat sich auf Ausbildungen und berufliche Fort- und Weiterbildungen spezialisiert, unterstützt Jugendliche, die Hilfe benötigen bei der Suche nach einem Kooperationsbetrieb und hilft durch den Förderunterricht bei Schulthemen beim Abbauen von persönlichen Defiziten.

Das Ziel ist die Übernahme des Azubis in ein normales Ausbildungsverhältnis. Schülerin Christina sagt: "Mit Hilfe des Förderunterrichts wollen wir die Prüfung schaffen." Kursleiterin Christine Scheckenbach erklärt: "Wir helfen den Teilnehmern, sich für einen Einstieg in den Arbeitsmarkt zu qualifizieren und begleiten sie während der Ausbildung." Der Förderunterricht unterstützt die Jugendlichen in erster Linie bei ihrer Persönlichkeitsbildung, strukturiertem Handeln und Wegen zu sich selbst. Die von ihr betreuten Jugendlichen aus dem Landkreis haben völlig unterschiedliche Berufe: Maler, Lackierer, Mechatroniker oder Möbelverkäuferin. Sie alle haben die Corona-Zeit in überraschend positiver Weise genutzt, sich beim Unterricht über die sozialen Medien nicht hängen zu lassen. Im Gegenteil: "Alle haben durch selbständiges Handeln vor allem online erstaunliche Kreativität und neues Selbstwertgefühl entwickelt", sagt Christine Scheckenbach.

Mutige Ausstellung

Das hat ihnen so viel Mut gegeben, dass sie jetzt mit Bildern und handwerklichen Arbeiten sogar eine kleine Vernissage im Füllbacher Hof gestaltet haben. Da zeigt Julia den Menschen als Krone der Schöpfung herablassend auf die Welt schauend, während es ringsum nicht vorwärtsgeht. Als Selbstportrait gedacht, eine weibliche Hand mit filigranem Pinsel, vor einem vielschichtig hellen Hintergrund, der ihr überwiegend positives Erleben der Corona-Zeit ausdrücken soll.

Auch Christina kann für sich Positives aus der Zeit mitnehmen. Ihr Naturbild führt die Schönheit der Wälder vor Augen und macht darauf aufmerksam, dass wir die Vielfalt jetzt vielleicht intensiver wahrnehmen können. Das Bild mit den tiefroten Kirschen auf der üppig gefüllten Schale sagt, dass wir aus diesen Erfahrungen vielleicht gelernt haben, Geschmack intensiver wahrzunehmen.

Florian und Timo machen mit geschichteter Wickel- und Lasurtechnik die zunehmenden Lockerungen mit dunkel-hell abgetönten Flächen sichtbar, und Jello hat eine Maske aus Metall, eigentlich für den Roboter gefertigt, den Mundschutz dann aber doch selbst in die Hand genommen.

Bleibt zu hoffen, dass alle ihre Ausbildung erfolgreich abschließen können und dass den kreativen Azubis das eine oder andere Bild abgekauft wird. Den Erlös wollen sie einem guten Zweck zuführen.