Krapps Arbeit macht ihm Spaß
Autor: Anette Schreiber
Wattendorf, Montag, 29. Sept. 2014
Sommerinterview Wir sprechen mit Thomas Betz, der in der kleinsten Landkreis- Gemeinde in große Fußstapfen treten muss.
Wattendorf — 36 Jahre und damit die Hälfte seines Lebens hat Rudolf Krapp (CSU) die Geschicke der mit knapp 700 Einwohnern kleinsten Gemeinde im Landkreis Bamberg geleitet. Er war quasi eine Institution auf dem Jura. 44 Jahre jung ist Thomas Betz, Krapps Nachfolger.
Herr Betz, Sie sind seit 1. Mai im Amt. Als feststand, dass Rudolf Krapp, Urgestein der Kommunalpolitik , aufhören würde, war zunächst kein Kandidat in Sicht. Da hat Krapp seinem Nachfolger Hilfe angeboten. War es dieser Aspekt, der Sie zur Kandidatur veranlasst hat?
Nein. Ich habe deswegen gewartet, weil ich erst 100-prozentig sicher sein wollte, dass Rudolf Krapp nicht mehr kandidiert. Bis zum FT-Interview mit Krapp war ich mir nicht sicher, ob er nicht doch noch einmal antreten wollte.
Außerdem wollte ich mich nicht in den Vordergrund drängen.
Ich hätte das Amt nicht unbedingt haben müssen, hatte aber signalisiert, wenn sich niemand anderer findet, dass ich es machen würde. Mein Anliegen ist, dass es in Wattendorf vernünftig weitergehen soll.
Nach knapp 200 Tagen im Ehrenamt, wie geht es Ihnen nun als Erbe Rudolf Krapps?
Es geht mir eigentlich sehr gut. Das Amt macht Spaß. Nur hatte ich mir nicht vorgestellt, dass es so viel Zeit in Anspruch nimmt. Als Gemeinderat kriegt man nur einen Bruchteil dessen mit, was der Bürgermeister alles macht. Viel Arbeit sieht man nicht.
Laut Rudolf Krapp waren die die Hausaufgaben erledigt, so dass an sich keine größeren Herausforderungen anstehen. Ist dem so?
Es gibt schon noch Herausforderungen. Auch wenn Hausaufgaben erledigt sind, kommt die Nachbereitung auf einen zu.
Beim Thema Abwasser zum Beispiel.In der Gemeinde Wattendorf befinden sich vier Kläranlagen. Für diese müssen die Einleitungsgenehmigungen erneuert werden. Das zum Beispiel bedeutet einen immensen Aufwand. Denn allein die Ingenieurkosten dafür betragen zwischen 20 000 und 25 000 Euro. Mit den weiteren Kosten sind das für so kleine Gemeinden wie Wattendorf doch Summen. Richtig brisant bleibt weiterhin das Windpark-Thema. Der Bauantrag, den die Gemeinde abgelehnt hat, liegt beim Landratsamt. Das Problem, er wurde zu einem Stichtag gestellt, an dem noch andere, kürzere Abstandsvorgaben galten. Von elf geplanten Windrädern würden einige auf Wattendorfer Gebiet stehen. Die genauen Flächen sind noch nicht ganz klar. Auf jeden Fall ist dieses Thema eine Herausforderung. Eine weitere Herausforderung bildet die Erschließung mit Breitband, was von Rudolf Krapp in die Wege geleitet wurde.
Im kommenden Jahr soll als erstes Mährenhüll die Glasfaserleitung bekommen.
Wenden wir uns einer wohl eher persönlichen Herausforderung zu: Als Vollzeit-Landwirt hatten Sie bislang gut zu tun. Wie kommen Sie nun mit den zwei Jobs zurecht?
Das ist alles eine Frage der Organisation. Wir haben umorganisiert, bestimmte Dinge ausgelagert und meine Zeit in der Landwirtschaft komprimiert.
Herr Betz, haben Sie das Gefühl, dass man Sie als Krapp-Nachfolger akzeptiert, was machen Sie anders?
Der erste Teil ist eine schwierige Frage. Schwierig schien es im Vorfeld, weil ich nicht aus Wattendorf selbst, sondern aus Bojendorf komme. Aber Wattendorfer waren es, die mich zur Kandidatur ermutigt hatten. Ganz große Veränderungen wird es mit mir nicht geben. Ansonsten versuche ich, auf die Leute zuzugehen und die Dinge anzupacken.
Bis jetzt hat es noch keine schwierige Situation gegeben und ich habe das Gefühl, dass ich akzeptiert werde.
Stichwort Akzeptanz. Auf dem Jura dürfte ein "schwarzer" Bürgermeister mit Pferdeschwanz wohl schon auffallen. Werden Sie deswegen mehr angesprochen als wegen Ihrer politischen Arbeit und: bleibt die Frisur?
Das ist kein Thema. Diese Frisur habe ich schon 20 Jahre. Fast alle Gemeindebürger kennen mich so. Ansonsten werde ich generell öfter angesprochen - wohl nachdem die Leute mein Bild in der Zeitung gesehen haben. Die Frisur bleibt definitiv. Sie ist im Moment wie gesagt kein Thema und auch kein Kriterium.
Herr Betz, Sie sind jetzt 44 und damit fast so jung wie Ihr Vorgänger bei Amtsantritt.
Nach den Erfahrungen der ersten vier Monate im Bürgermeisteramt, könnten Sie sich, das Wählervotum vorausgesetzt, sechs Amtsperioden vorstellen?
Ganz sicher nicht.Weil ich schon ein gewisses Alter habe. Ich wäre dann über 80. Und dann noch Bürgermeister zu sein, ist nicht mein Lebensziel. Ich sehe das ganz locker. Wenn es gewollt ist, dann werde ich weitermachen. Ich hätte aber auch keine Probleme, mich zurück zu nehmen und würde mich dann wieder intensiver der Landwirtschaft zuwenden.
Das Gespräch führte Anette Schreiber.