Konzert mit drei Premieren
Autor: Hartmut Hessel
Bad Kissingen, Freitag, 05. Oktober 2018
Ein herbstliches "Festkonzert zum Tag der Deutschen Einheit" gab die Staatsbad Philharmonie Kissingen im Max-Littmann-Saal. Moderator Christian Schwarz führte einfühlsam in die verschiedenen Werke ein.
Kein Programm. Kein Papier an dem man sich festhalten kann. Das nicht, aber mit Christian Schwarz einen höchst kompetenten Moderator und Erzähler, der das herbstliche "Festkonzert zum Tag der Deutschen Einheit" mit seinen anekdotischen Bändern gekonnt, mitunter politisch überspitzt, zusammen gebunden hat.
Erstmals unter neuem Namen
Drei Premieren kündigte er zu Beginn an: Erstens das erste Konzert der "Staatsbad Philharmonie Kissingen" mit dem neuen Markenbegriff. Zweitens die neue Geige des Orchesterleiters Burghard Toelke und drittens die "weltweit, einmalige" neue Bestuhlung des Orchesters. Nun, solcherlei Superlative sind gerade den Scherz wert, viel wichtiger für die über 400 Besucher im Max-Littmann-Saal war es zu hören, wie das Orchester mit den neuen Ansprüchen umgehen würde.
Der Moderator hatte ein vielfältiges Programm angekündigt und so war es dann auch. Von B bis W wurde der Einheitstag bedient. Von Revolution über Untergang bis zum Zusammenhalt in der Wiederauferstehung wusste der Erzähler einfühlsam in die Stücke einzuführen.
Dass Ludwig van Beethoven (1770-1827) gerne heftig seine Stücke beginnt, wurde auch von den sehr gut aufgelegten "Kissinger Philharmonikern" umgesetzt. Die Coriolan-Ouvertüre von 1807 und die Ouvertüre zur Oper "Egmont" sollten ein wenig Revolutionsgefühle ausdrücken, war doch der Komponist aus dem rheinischen Bonn den Kernaussagen "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" sehr nahe.
Max Bruch (1838-1920) liebte es, Ereignisse des alten Testaments in Töne zu verwandeln. Posthum wurde er von den Nazis als vermeintlicher "jüdischer Komponist" verfemt.
Die "Staatsbad Philharmonie Kissingen" ehrte ihn mit einem orchestralen Gebet zum hohen jüdischen Feiertag Jom Kippur. Ilia Zhukovski am Violincello übernahm dabei den Solopart. Gerade bei diesem Stück konnten die Zuhörer an der Zerrissenheit, aber auch an den Sehnsüchten und Tiefgründen teilhaben, von dem auch jüdisches Leben in Europa bis heute geprägt ist. Das gilt übrigens für jedes religiöse Wirken.
Ein Blick nach Thüringen lohnt sich immer. Die Rhön ist ein Teil davon. Ein großes Waldgebiet trägt den Namen des Landes. Es bleibt viel Geheimnisvolles in dem angrenzenden Bundesland. Fest steht, dass wir an der ehemaligen innerdeutschen Grenze die ersten Kontakte mit den Menschen von dort "drüben" hatten. Nach dem 9. November 1989, mit einer Armada von Trabis wurden die Landkreise an der Grenze heimgesucht. Das Orchester hatte sich ein Stück von Ernst Sachse (1810 - 1849) ausgesucht, um die musikalische Brücke zu den Nachbarn darzustellen. Dass Roman Riedel beim Solopart brillierte, ist dem Komponisten geschuldet. Ernst Sachse war Posaunist in der Hofkapelle Weimar gewesen.