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Königin stößt Himmelstür auf


Autor: Marion Krüger-Hundrup

Gundelsheim, Montag, 21. Oktober 2019

Am Sonntag segnete Domkapitular Peter Wünsche die neue Kögler-Orgel in der Gundelsheimer Pfarrkirche. Ihr weicher Klang überzeugte die vielen Gottesdienstbesucher auf Anhieb.
Nach dem Weiheakt durch Domkapitular Peter Wünsche (rechts) ließ Domorganist Markus Willinger die neue Orgel zum ersten Mal im Gottesdienst erklingen.  Foto: Marion Krüger-Hundrup


Marion Krüger-Hundrup Professor Markus Willinger muss es wissen: "Diese Orgel ist super! Kinder, Enkel und Urenkel brauchen sich keine Sorgen um sie zu machen!", sagt der Domorganist, Diözesanmusikdirektor und Amtliche Orgelsachverständige des Erzbistums Bamberg zu dieser neuen Errungenschaft der Gundelsheimer Pfarrkirche "Sieben Schmerzen Mariens". Schließlich hat Willinger den fast zehnjährigen Entscheidungsprozess weg von der maroden alten Orgel zur neuen "Königin der Instrumente" mit Sachverstand und Herzblut begleitet.

Am Sonntag war es also so weit: Das hochqualitative Werk des österreichischen Orgelbauers Christian Kögler erklang zum ersten Mal in einem Gottesdienst. Hatten zum Einzug der Priester und Ministranten noch die Bläser des Musikvereins Gundelsheim die Oberhoheit über den raumfüllenden Sound, so war es nach dem Weiheritus die Orgel, die Markus Willinger zum "Gloria" und den nachfolgenden Liedern erklingen ließ. Ihr weicher Klang aus 746 großen und kleinen, schlanken und gewichtigen Pfeifen bei 14 Registern überzeugte die vielen Messbesucher auf Anhieb.

Domkapitular Professor Peter Wünsche hatte den feierlichen Akt auf der Empore vollzogen: mit Gebet, Weihwasser und Weihrauch. "Die Orgel stößt die Tür zum Himmel auf!", sagte er in seiner Predigt mit Dankesworten für das "gelungene Werk". Die Orgel sei "ein geheiligtes Ding für die Kommunikation mit Gott". Sie stütze den Dialog zwischen Gott und den Menschen, unterstütze und forme den Gesang, wirke an der Verkündigung der Frohen Botschaft mit, so der Domkapitular. Gute Orgelmusik sei eine eigene Sprache: "Sie kündet von der Größe und der Liebe Gottes."

Ortspfarrer Alexander Berberich dankte allen, die zur Verwirklichung des "Orgeltraumes" beigetragen haben. Vor allem dem Förderverein der Pfarrei galt sein Dank. Dieser hatte sich mit verschiedenen Aktivitäten um Geldmittel für eine neue Orgel bemüht. Immerhin 184 209 Euro mussten aufgebracht werden plus Nebenkosten für Umbau- und Renovierungsarbeiten. Finanziell unterstützt wurde die Pfarrei bei den Anschaffungskosten durch das Amt für Kirchenmusik der Erzdiözese Bamberg, die Bayerische Staatsregierung, die Kommune Gundelsheim, zwei Bankinstitute sowie private Spenden.

Domorganist Markus Willinger lobt den Orgelneubau in altmeisterlicher, bewährter Handwerkstradition: So habe der Orgelbauer keinerlei Kunststoffe verwendet, sondern nur Materialien wie Reinzinn, Blei, Schafglacéleder und langjährig luftgetrocknetes Eichen- und Fichtenholz - "und alles ohne Schrauben".

Instrument erster Güte

Nur diese Bauweise gewährleiste jahrhundertelange Lebensdauer, versichert denn auch Orgelbauer Kögler in seinem Beitrag für die Festschrift zur Weihe. Darin vermerkt er zudem, dass nur das gute Zusammenwirken aller Beteiligten - Auftraggeber, Planer und Ausführende - es ermöglicht habe, "ein Instrument erster Güte erstehen zu lassen".

Gleich fünf Organisten, die sich den Dienst in der Gundelsheimer Pfarrkirche teilen, kommen in den Spielgenuss. Claudia Engelbrecht-Saal ist eine aus dem Team. Sie eilte unmittelbar nach dem Festgottesdienst auf die Orgelempore und strich über die Tasten: "Ich freue mich sehr, sie bald zu spielen", strahlte die Kirchenmusikerin.