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Kneipp-Biber schlägt wieder zu


Autor: Adriane Lochner

Zedersitz, Sonntag, 16. Mai 2021

Seit fünf Jahren treiben Biber an der Zedersitzer Kneippanlage ihr Unwesen. Die Einwohner nehmen es mit Humor.
Das Holzgitter an der Kneippanlage von Zedernitz wurde vom Biber angenagt. Die Kneippenputzer nahmen es mit Humor, nagelten ein Brett dahinter und malten ein Bibergesicht darauf.


Wieder sind die Bretter an der Zedersitzer Kneippanlage angenagt, wieder deuten alle Spuren auf den Biber hin. Im Jahr 2016 fing alles an. In mehreren Nachteinsätzen machte sich das Nagetier an der Holzkonstruktion zu schaffen. "Kurios" nannte Hans-Joachim Küfner damals den Fall. Er ist einer von vier Biberberatern im Landkreis Kulmbach. Normalerweise nagen Biber lieber an natürlichen Weichhölzern als Nahrung oder zum Dammbau. Dass sie Holzbretter anknabbern, sei ganz und gar untypisch, hatte Küfner der Bayerischen Rundschau gesagt

Die Zedersitzer Kneippanlage scheint dem Biber ein Dorn im Auge. Jedes Jahr habe es bereits Schäden gegeben, berichtet Gabriele Popp, Vorsitzende des Kneippenputzervereins Zedersitz. Die Mitglieder haben sich der Pflege und Instandhaltung der Kneippanlage im Ort verschrieben. Auch um die Reparatur der Biberschäden haben sie sich gekümmert. 2016 tauschten sie das Brett an der Kneippanlage aus. Als es 2017 wieder angenagt war, installierten sie eine Metallschiene als Schutz. "Trotzdem war immer wieder etwas angefressen", so Popp.

Der neuste Nageeinsatz Anfang Mai galt einem Holzgitter unter der Brücke. Über Nacht hatte der Biber ein ringförmiges Loch hineingeknabbert. Die Kneippenputzer nagelten ein Brett dahinter und malten aus Spaß ein Bibergesicht darauf. Nur wenige Stunden später, am helllichten Tag, waren auch die anderen Holzlatten durchgenagt.

Konsequente Biber-Eltern

Biberberater Küfner wundert das nicht. "Im Moment gibt es wieder einen Schub an Jungbibern, die von den Eltern verbissen werden." Zwei bis drei Jahre lang ziehen Bibereltern ihren Nachwuchs auf. Dann wird er vor die Tür gesetzt. "Da ist nichts mit Hotel Mama", scherzt Küfner. Die Eltern bekommen neuen Nachwuchs. "Da gibt es für die Jungbiber keinen Aufschub, sie müssen sich eine andere Bleibe suchen."

Es kann also sein, dass dem Jungspund gar keine andere Wahl blieb als bachaufwärts zu wandern. Küfner vermutet zwischen Wonsees und Zedersitz einen Biberbau. Er werde noch dieses Jahr der Sache auf den Grund gehen und die Schwalbach persönlich inspizieren. Dass die Schäden an der Kneippanlage all die Jahre hinweg vom selben Biber verursacht wurden, bezweifelt Küfner stark. Wahrscheinlich sei immer wieder ein anderer Jungbiber auf der Flucht vor seinen Eltern gewesen. Die Kneippanlage versperrt die Bachpassage in Richtung Schirradorf. Auf die Frage, warum der Biber nicht einfach über Land um die Kneippanlage herumgeht, antwortet Küfner: "Die Straße des Bibers ist das Wasser. Sich irgendwo durchzubeißen, ist kein Problem, aber das Wasser zu verlassen, behagt ihm überhaupt nicht."

Die Zedersitzer Einwohner nahmen die Biberschäden mit Humor. Der Biber wurde kurzerhand zu einem Stück Dorfkultur erklärt. Bereits nach dem ersten Vorfall 2016 machte der Kneippenputzerverein mit dem Nager Werbung. Die Mitglieder hängten das Bild eines Bibers neben der angeknabberten Kneippanlage auf; Titel: "Ich war hier". Pünktlich zum Kneippfest erschien die Meldung in der Bayerischen Rundschau, dass Nessie, das Vereinsmaskottchen, Konkurrenz bekommen hat.

Cuba Bibre und Cold Water Challenge

Im Jahr 2019 gab es in der Cocktailbar zum Kneippfest einen "Cuba Bibre", die Zedersitzer Version des Cuba Libres. Im Vorjahr wurde das Nagetier zum Thema einer Cold Water Challenge der Zedersitzer Feuerwehr. Das Video, in dem ein als Biber verkleideter Einwohner in der Kneippanlage von den Feuerwehrleuten nassgespritzt wird, ist auf Youtube zu sehen unter folgendem Link: https://www.youtube.com/watch?v=6mm96Vmjr2A

Normalerweise findet das Zedersitzer Kneippfest jährlich an Christi Himmelfahrt statt. Dieses sowie vergangenes Jahr musste es aufgrund der Coronabeschränkungen ausfallen. Die Kneippanlage jedoch ist geöffnet. Wie jeden Sommer schwimmt die blaue Nessie auf ihrem Surfbrett im Bach. Und etwas weiter unten, wenn man genau hinschaut, sieht man den gemalten Biberkopf unter der Brücke hervorlugen. Vereinsvorsitzende Popp bestätigt, dass das angenagte Gatter zunächst so bleiben wird. "Vielleicht passt der Biber durch und kann jetzt weiterziehen", sagt sie. Bisher hätten die Jungbiber auf Durchreise nur kleine Schäden angerichtet. Das einzige Ärgernis sei, dass man sie nie zu Gesicht bekommen habe. Popp hätte so einen Kneippengast gern einmal persönlich beobachtet.

Auch wenn die Nager mittlerweile schon zur Kneippanlage gehören, werde Nessie weiterhin das offizielle Maskottchen bleiben, so die Vereinsvorsitzende. Sie blickt optimistisch in die Zukunft und hofft, dass das Kneippfest nächstes Jahr wieder stattfinden kann. Immerhin feiert der Erfinder des Kneippens, Pfarrer Sebastian Kneipp am heutigen 17. Mai seinen 200. Geburtstag. "Wir feiern nächstes Jahr dann einfach seinen 201. Geburtstag", so Popp.

Ob ein Biber wieder mit von der Partie ist, wird sich zeigen.