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Klingendes Plädoyer für Draeseke


Autor: Jochen Berger

Coburg, Mittwoch, 26. April 2017

Vor gut drei Jahrzehnten wurde die Draeseke-Gesellschaft gegründet. Ihr Einsatz für das Schaffen des in Coburg geborenen Komponisten trägt Früchte. Das beweist auch die steigende Zahl von CD-Einspielungen.
Diese Relief am Geburtstag am Coburger Marktplatz erinnert an Felix Draeseke. Foto: Jochen Berger


Jochen Berger

Gibt es doch noch späte Gerechtigkeit für Felix Draeseke? Lange war der 1835 in Coburg geborene Komponist fast völlig von den Konzertplänenden verschwunden und sein Platz in der Musikgeschichte höchst umstritten. Inzwischen aber scheint die beharrliche Arbeit der vor mehr als drei Jahrzehnten gegründeten, in Coburg ansässigen Draeseke-Gesellschaft dauerhaft Früchte zu tragen.
Zumindest seine Kammermusik findet sich auch in seiner Heimatstadt immer wieder auf den Konzertprogrammen - zuletzt beim Klavierabend, den der Konzertpianist Hans-Dieter Bauer bei der Coburger Gesellschaft der Musikfreunde gestaltete und dabei die Klaviersonate Draesekes mit Werken von Liszt beziehungsreich kombinierte.


Klangvolles Hornquintett

Der Kammermusik Draesekes ist auch eine CD-Neuerscheinung gewidmet, die das entdeckungsfreudige Label Tyxart vorgelegt hat. Der bereits mit zahlreichen Ersteinspielungen hervorgetretene Pianist Oliver Triendl stellt dabei mit versierten Instrumentalisten einige selten zu hörende Werke Draeseke vor - darunter das B-Dur-Hornquintett.
Dieses 1888 entstandene Werk, das seinen besonderen Charakter dem dem warmen Klang des Horns verdankt, ist Draesekes klassizistisch anmutender Phrase zuzuordnen. Den Interpreten gelingt eine jederzeit stilsichere Wiedergabe - stets in Balance gehalten zwischen genau dosierter Ausdrucksintensität und Klarheit der Stimmführung. In Coburg war dieses Quintett zum 25-jährigen Bestehen der Draeseke-Gesellschaft im Rahmen eines Schlosskonzertes im Riesensaal der Ehrenburg zu hören.
Als Bereicherung des kammermusikalischen Repertoires für Horn erweisen sich Draesekes F-Dur-Romanze und sein elegisch gefärbtes Adagio a-Moll.


Lebendiges Zusammenspiel

Neben den Meisterwerken für Klarinette und Klavier von Brahms und Reger darf die 1887 entstandene B-Dur-Sonate Felix Draesekes durchaus ihren Platz im Repertoire beanspruchen. Pascal Moraguès und Oliver Triendl gelingt im lebendigen und präzisen Zusammenspiel ein überzeugendes Plädoyer für dieses Werk, das in Coburg bereits mehrfach zu hören war - zuletzt im Juzli 2016 im Andromedasaal des Landesbibliothek in der Interpretation von Christian Teiber und Hans-Dieter Bauer.
Als Draeseke diese Sonate komponierte, waren die späten Klarinettenwerke von Johannes Brahms noch nicht geschrieben. Draeseke aber hatte die stürmischen Anfänger seiner Komponisten längst hinter sich gelassen und damit sich verabschiedet von der sogenannten "Neudeutschen Schule" um Franz Liszt.