Klimawandel fordert die Retter
Autor: Hans Kurz
LKR Bamberg, Mittwoch, 20. März 2019
Extreme Wetterlagen versetzen Rettungsdienste und Feuerwehren in Alarmbereitschaft. Eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes analysiert vor Verantwortlichen, ob sich solche Wetterphänomene in Zukunft häufen werden.
Die Stürme Burglind und Fabienne, Starkregen und Hagel sowie eine lange Hitze- und Trockenperiode prägten das Jahr 2018 im Raum Bamberg. Häufen sich solche Extremwetterlagen und ihre Folgen? Fordert der Klimawandel also auch von Rettungsdiensten neue Strategien? Um diesen Fragen nachzugehen, hatte der Zweckverband Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Bamberg-Forchheim (ZRF) eine Expertin des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zu Gast. Meteorologin Gudrun Mühlbacher vom Regionalen Klimabüro München des DWD benannte als "einsatzrelevante Klimaereignisse" Starkniederschlag, Sturm, Hagel, Hochwasser, Hitze, Dürre und Waldbrand.
Eindeutiger Trend: Es wird heißer
Mit solchen Ereignissen und deren Folgen - seien es umgestürzte Bäume oder in der Hitze kollabierende Menschen - hatten Feuerwehren und Rettungsdienste schon immer zu tun. Doch hat sich etwas an der Häufigkeit oder Stärke verändert?
Mühlbacher analysierte das mithilfe der Wetterdaten und Statistiken des DWD und speziell mit Blick auf die Region Bamberg-Forchheim.
Ganz eindeutig sei der Trend beim Temperaturanstieg. So war 2018 das heißeste und trockenste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen 1881. "Der Sommer, der bisher alles übertroffen hat", nannte ihn die Meteorologin. Doch nimmt man die Zeit seit Beginn des 21. Jahrhunderts, waren alle Jahre bis auf eines deutlich wärmer als der Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990. Dagegen halten sich Trockenheit und Nässe in etwa die Waage. "Das 2-Grad-Ziel ist getoppt, würde ich mal sagen", stellte Mühlbacher mit Blick auf die künftige Erwärmung ernüchternd fest. 34 Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad wurden 2018 an der Wetterstation Bamberg gemessen, in Möhrendorf waren es sogar 40. "Was wir heute als extremen Sommer bezeichnen, wird künftig der normale sein", mahnte Mühlbacher.
Doch was bedeutet es für die Rettungsdienste, wenn 30 bis 40 solcher heißen Tage (statt bisher meist zehn bis 20) im Jahr zum Standard werden? "Das dürfte vor allem das Rote Kreuz interessieren", meinte die Meteorologin. Es betreffe vor allem ältere Menschen. Und sowohl die Hitzetage als auch die Alten würden mehr, führte Mühlbacher aus. Ein Versuch mit Hitzewarnungen an Altersheime habe gezeigt, dass in solchen Situationen die Einweisungen in Krankenhäuser um 30 Prozent rückläufig waren, wenn die alten Menschen verstärkt zum Trinken animiert wurden.
Weniger mit der Hitze an sich als mit der Trockenheit haben die Feuerwehren zu tun. Steigt die Waldbrandgefahr, muss auch die schnelle und zuverlässige Alarmierung gesichert sein. Und hohe oder sehr hohe Waldbrandgefahr herrschte im Raum Bamberg im vergangenen Jahr an 100 Tagen - wieder ein Rekordwert. Gefordert sind alle Rettungskräfte aber auch bei Stürmen und Starkregen.
Gewitter: weniger aber heftiger
Ein klarer Trend lässt sich dem DWD zufolge hier nicht ablesen, ist die Zahl solcher Ereignisse zum Glück gering und variiert stark von Jahr zu Jahr. Laut Mühlbacher gibt es aber im Raum Bamberg die Tendenz, dass sich die Sommerstürme mit Gewitterböen mehren und heftiger werden. Die reine Anzahl von Gewitter und Hagel zeige für Bamberg in den vergangenen Jahrzehnten eine abnehmende Tendenz, sie könnten jedoch intensiver werden. In diesem Bereich seien noch weitere Untersuchungen nötig. Schwierig sei eine Trendanalyse auch bei Starkregenereignissen. Für Bamberg ergebe sich aber - wie bei vielen anderen Stationen - seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts eine Zunahme bei Niederschlägen von mehr als 20 Litern pro Quadratmeter am Tag.