Kleines Lokal, viele Pächter
Autor: Redaktion
Blaich, Freitag, 30. Juni 2017
Die Wirtschaft "Maintal" prägte 75 Jahre lang das kulturelle und soziale Leben in der Blaich - ein Rückblick.
Die Blaicher Kirchweih interessierte sie nicht. Ja, man war auch im gleichen Stadtteil beheimatet. Aber die "großen Zwei", also die "Schmiede" und der Mönchshof Klosterkeller mit seinem schönen Biergarten waren nur einen Steinwurf entfernt. Und so blieb den jeweiligen Pächtern der "Gaststätte zum Maintal" am letzten Juniwochenende nichts anderes übrig, als den Strom von Kirchweihbesuchern zu beobachten, der sich zum Zentrum des Geschehens bewegte. Man würde seine "Kerwa" später feiern. Trotz der übermächtigen Mitbewerber hielt sich das kleine, aber feine Gasthaus fast 75 Jahre.
Zweite Wirtschaft eröffnet
Im Jahre 1901 wagte es der Bierwirt und Bäcker Karl Zapf, eine weitere Wirtschaft in der damals noch recht kleinen Blaich zu bauen und im Keller des Hauses gleich noch eine Backstube neben dem Kohlenlager zu errichten. Aber dafür lag das "Maintal", Hofer Straße 7, noch an der Einfallsstraße nach Kulmbach und direkt neben dem Zollhaus, Hofer Straße 9/Ecke Ängerlein, wo noch bis 1934 Straßenzoll kassiert wurde. Erst als im Oktober 1934 der Verkehr über die neue Brücke, die damalige "Hohe-Flut-Brücke" über den Main geleitet wurde, der heutigen "Berliner Brücke", erlosch der Standortvorteil, das Gasthaus befand sich nun plötzlich in einer Sackstraße.
Unterstützung anderer Bierwirte
Während um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert noch gut zehn Kulmbacher Brauereien ihr "Culmbacher" in alle Welt verschickten, scherte das dem Brauereibesitzer Georg Pöhlmann wenig. Er hatte seine stattliche Brauerei am Schießgraben. Er spezialisierte sich auf den heimischen Markt und unterstützte angehende Bierwirte beim Bau eigener Wirtschaften, oder erwarb selbst solche. Allein im weiteren Bereich der Blaich hatte er sich so Lieferrechte bei Adam Hohlweg in der Unterpurbach, Witzgall in Baumgarten und Schuberth in Gumpersdorf erworben. Und nun stand das "Maintal" zum Verkauf. Ganz klar, dass er da zugreifen musste; wieder ein weiterer Mosaikstein für sein "Schloßbräu" in Kulmbach. Im März 1906 war es soweit. Pöhlmann kaufte und verpachtete das "Restaurant Maintal" mit Bäckerei an Christof Lorenz. Das Pachtverhältnis währte nicht allzu lange. Nach gut zwei Jahren übernahm Hans Steinhäußer. Als die "Export-Bierbrauerei Georg Pöhlmann im Jahre 1922 von der "Ersten Kulmbacher" übernommen wurde, mussten sich nun die Stammgäste des Maintals mit den Biersorten jener Brauerei vertraut machen. Das Anwesen blieb vorerst noch im Besitz der Pöhlmannbräu.
Verpachtung an Hoffmann
Erst am 4. April 1928 wurde das Wirtschaftsanwesen an den Büttner und Bierwirt Konrad Semmelroch überschrieben. Dieser, in der Brauerei Mönchshof beschäftigt, sorgte nun natürlich dafür, dass die Biere seines Arbeitsgebers zum Ausschank gelangten. Und er betrieb eine Tankstelle. Die einzige in der Blaich. Die Zapfsäule für Benzin und Öl befand sich gegenüber des "Maintals" auf der anderen Straßenseite. Konrad Semmelroch konnte sich nur zehn Jahre lang seines Besitzes erfreuen. Dann wurde er als SPD-Stadtrat verhaftet und in "Schutzhaft" genommen. Damit die Gaststätte nicht geschlossen werden musste, wurde sie an Andreas Hoffmann verpachtet.
Inneneinrichtung damals
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die Kriegerwitwe Margarete Limmer, geborene Geist, das "Maintal" und heiratete im Jahre 1956 den "Südwerker" Albert Schossau. Ihre Tochter, Irmgard Meister, heute Zeitzeugin, erinnert sich noch, wie es im Inneren aussah. Der Gastraum war von einer durchgehenden Bank eingerahmt, hatte fünf große und einen kleinen Tisch. Insgesamt konnten rund dreißig Personen Platz finden. Der wuchtige Kanonenofen in der Mitte sorgte in der kalten Jahreszeit für wohlige Wärme. Im bescheidenen Vorgarten konnten die Gäste im Sommer an zwei Tischen Platz nehmen. Das Speiseangebot war bescheiden. Es gab nur selbst eingemachte Heringe mit Zwiebeln und Essig, die Portion für achtzig Pfennige. Das war alles. Nur wenn am Samstagabend die "feinen Damen" der Mönchshof kamen, wurden Bratwürste kredenzt. Die Wirtin, auf sich allein gestellt, musste zum einen die schweren Holzfässer vom Keller in die Wirtstube wuchten und zum anderen als "Brunskarterin" an den Karttischen aushelfen und kannte keinen Ruhetag. Die Stammgäste kamen von Sauermann und Mönchshof und waren eine eingeschworene Gemeinschaft. Heinz Büttner, der Inhaber der Gaststätte erinnert sich: Es existierte der "Stammtisch der Gelehrten" mit eigenem Bürgermeister und Amtskette, Gemeindediener und Nachtwächter mit Hellebarde und Laterne. Die wuchtige Tischglocke hatte der Bäckermeister Otto Müller gespendet. Margarete Schossau ging nach fünfzehn Jahren in den verdienten Ruhestand. Danach gab es verschiedene Pächter. Die Gaststätte "Zum Maintal" schloss im Jahre 1974 ihre Pforten.