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Klein, aber fein


Autor: Bettina Knauth

Seßlach, Dienstag, 12. November 2019

Register für Register, Pfeife für Pfeife wurde die Orgel in der Seßlacher Stadtpfarrkirche restauriert. Bei einem Konzert am Samstag wird das Instrument in voller Pracht zu hören sein.
Die Restaurierung der Orgel in der Stadtpfarrkirche St. Johannis in Seßlach ist abgeschlossen. Am Samstag, 16. November, wird das Instrument ab 17 Uhr bei einem Konzert wieder erklingen.  Foto: Bettina Knauth


Die von der Firma Orgelbau Joh. Wolf & Sohn (Bayreuth) im Jahr 1891 für die Seßlacher Stadtpfarrkirche erbaute Orgel war eine der ersten pneumatischen Kegelladen überhaupt. Im Sommer wurde das fast 130 Jahre alte Instrument aufwendig renoviert. "Die Orgel wurde innen und außen gereinigt, gegen Holzwurm behandelt, und alle technischen Defekte und Defizite wurden, soweit möglich, beseitigt", fasste es der beauftragte Orgelbauer Christian Beck (Coburg) zusammen.

Dazu mussten 1390 Orgelpfeifen erst ausgebaut, um einzeln vor der Kirche ausgeblasen, gesäubert und wenn nötig repariert zu werden. Danach wurde Register für Register wieder eingesetzt. Der Klang jeder Pfeife wurde überprüft und mit anderen Pfeifen derselben Klangfarbe abgestimmt. Einige Pfeifen, aus denen vorher "keine Power rauskam", wurden zudem kräftiger gemacht.

Am Samstag, 16. November, besteht ab 17 Uhr in der Stadtpfarrkirche St. Johannis in Seßlach die Gelegenheit, die rundum erneuerte und voll ertönende Orgel in ganzer Pracht zu hören.

Zum Klingen bringen wird sie Dekanatskirchenmusikerin Gabriele Hirsch, die hauptberuflich die Orgel in der Pfarrei St. Augustin in Coburg spielt. Drei Musikstücke hat die Weidacherin ausgewählt: eine Variation über "Jesus bleibet meine Freude" von Johann Gottfried Walther, "Offertorio" von Giovanni Morandi sowie ein Medley aus drei Stücken von Théodore Dubois.

Bei der Sanierung versuchte der Orgelbauer obendrein ein grundsätzliches Problem der Orgel zu beseitigen: Ihr Klang war der Größe des Kirchenraums bei weitem nicht angemessen. Besonders wenn alle Register gezogen wurden, konnte der Klang nicht befriedigen. Abhilfe schufen ins Gehäuse gefräste Klangschlitze. Nun kommen die Töne auch seitlich aus dem Instrument heraus. "Sehr schön, die Orgel ist jetzt viel leichter als früher zu spielen", lautet das Urteil von Hirsch nach einem ersten Test.

Allerdings bleibe das Problem bestehen, dass das Instrument für die Größe des Gotteshauses zu klein ist: "Für so eine Kirche würde man sich schon noch einmal etwas Größeres wünschen", so die Organistin, doch hat sie Verständnis dafür, dass die Maßnahme "im Rahmen des Möglichen" bleiben musste.

Das Konzert findet unter Beteiligung des Seßlacher Projektchores (Leitung: Monika Rößner) mit Begleitung durch Sarah Frerichs statt. Drei Beiträge haben die rund 30 Sänger in den letzten Wochen einstudiert. Auf den Aufruf zur Bildung des eigens zu diesem Konzert formierten Chores hatten sich über den von Rößner ebenfalls dirigierten Kirchenchor ein Dutzend weitere Sangeslustige gemeldet. Auch der Posaunenchor Heilgersdorf unter der Leitung von Peter Öckler, wird von der Empore drei Musikstücke zum Konzert beisteuern. Zwischen den Musikstücken und Liedern erläutert ein Moderator Bau und Aufbau der Orgel (Anzahl der Register und Pfeifen). Zum Schluss werden auch die Konzertbesucher singen können, und zwar das bekannte deutsche Kirchenlied "Großer Gott, wir loben Dich".

Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen. Sie kommen der Orgelrenovierung zugute, die sich aufwendiger als geplant erwiesen habe, wie Rößner berichtet.