Klassenraum auf 3500 Kilometer Länge

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Yannis, Jonna, Eva, Vivi, Phillip, Fabian und Manik (von links) sind mit dem Rad von Erfurt nach Georgien unterwegs. Foto: Rainer Lutz
Yannis, Jonna, Eva, Vivi, Phillip, Fabian und Manik (von links) sind mit dem Rad von Erfurt nach Georgien unterwegs. Foto: Rainer Lutz

Zusammen leben, reisen und lernen ist die Idee des Projekts "Classroom Alive". Sieben junge Leute sind jetzt mit dem Rad unterwegs nach Georgien und wollen unterwegs viel lernen - auch über Länder, Leute und sich selbst.

Vormittags Radfahren, nachmittags lernen, das klingt nicht unbedingt nach Aufregung. Wenn das allerdings über viereinhalb Monate dazu führen soll, dass so ganz nebenbei die Strecke von Erfurt nach Georgien zurückgelegt wird, dann klingt das schon nach Abenteuer. Eines, das sich eine Gruppe von jungen Leuten vorgenommen hat. Mit dabei Viviane "Vivi"aus Bertelsdorf, die mit ihren Freunden einen Stopp in der Heimat eingelegt hat.

"Das ganze nennt sich Classroom Alive", erklärt Phillip, der seinen Job gekündigt hat, um dabei zu sein. Vivi studiert in Erfurt. Freunde aus ihrer WG bildeten den ersten Kern für das Projekt. Über die Internetplattform Classroom Alive fanden weitere dazu. Schließlich stand die Truppe fest, die das doch spezielle Lernprojekt angehen will.

Am 1. Mai ging es in Erfurt los. Wenige Tage später kam die Gruppe in Bertelsdorf an. Ein kleiner Teil der rund 3500 Kilometer, die insgesamt zu bewältigen sind, ist also geschafft. Für erste Erfahrungen reicht es. "Mit dem Rad unterwegs habe ich erst mal wieder gesehen, wie schön diese Gegend im Thüringer Wald ist", sagt Phillip. Als Erfurter hat er die schöne Gegend vor der Haustür. Ehe er sie wiedersieht, werden viereinhalb Monate vergehen.

Alle müssen anpacken

Unterwegs wird gezeltet. Es gilt, sich jeden Tag mit Wasser und Nahrungsmitteln zu versorgen. Jeder muss mithelfen - neben dem selbst festgelegten Lerninhalt. "Das kann sein, dass man fürs Studium lernt, aber auch etwas ganz Anderes, zum Beispiel ein neues Instrument oder eine Sprache ", erklärt Vivi. Dabei sollen auch Teilnehmer eigenes Wissen und Können weitergeben und die anderen unterrichten.

Sprachen böten sich in der Gruppe an, denn Yannis etwa kommt aus Belgien und Eva aus Holland. Englisch können alle während der Reise üben - es wurde zur Gruppensprache erklärt, weil eben nicht alle Deutsch sprechen.

Der erste große Abschnitt führt als grobe Linie über Pilsen in Tschechien nach Wien und weiter ins kroatische Zadar und Dubrovnik. Thessaloniki in Griechenland liegt auf der Route und ebenso Istanbul, ehe es an der türkischen Schwarzmeerküste Richtung Georgien geht. Warum Georgien? Weil die Zeit bis in den Iran nicht reicht. Dort sollte es zuerst hingehen. "Dafür hätten wir sechs Monate angesetzt, aber dadurch, dass nicht alle Teilnehmer so viel Zeit haben, mussten wir auf viereinhalb Monate verkürzen. Das reicht eben bis Georgien", erklärt Vivi.

Über alles reden

Jeden Tag radeln, lernen, Lagerleben organisieren, bei jedem Wetter, auch wenn die Lust aufs Strampeln mal stark nachlässt, das kann auf die Stimmung durchschlagen. "Wir haben fest eingebaut, dass es Runden gibt, in denen über alles gesprochen wird", sagt Phillip. So soll verhindert werden, dass einer der Teilnehmer möglichen Ärger lange mit sich herum trägt, der dann irgendwann in einen Zornausbruch führt.

Das Thema Sicherheit ist kein Tabu. Gerade beim Lagern in der Natur, sind sich die jungen Leute bewusst, dass auch von Tieren Gefahr ausgehen kann. Aber sie haben sich vorgenommen ebenso ein waches Auge darauf zu haben, wo Menschen ihnen vielleicht nicht so freundlich gegenübertreten, wie sie es sich eigentlich erhoffen. "Alle Länder, in denen wir unterwegs sein werden, sind ja eigentlich bekannt für ihre Gastfreundlichkeit", sagt Phillip.

Bibliothek im Smartphone

Moderne Technik sorgt zudem für ein wenig Sicherheit, von Sprachbarrieren über das Leben in der Natur bis zum Orientieren. "Wir haben uns wichtige Wörterbücher und Nachschlagewerke heruntergeladen oder als E-Book dabei", sagt Vivi. Damit soll vorgebeugt werden, wenn es einmal keinen Empfang für die Mobiltelefone gibt und sie sich nicht alles über entsprechende Programme mal schnell übersetzen lassen können.

So vorbereitet, startet die Gruppe voller Optimismus in ihr Abenteuer, über das Phillip sagt: "Wenn du so eine Reise machen willst, dann jetzt, wo du jung bist und es von der Lebensplanung und der körperlichen Fitness her machen kannst."

Wo die Lern-Abenteuer gerade stecken und wie es ihnen geht, kann übrigens jeder mitverfolgen auf Instagram unter cahotturkey..