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Klarer Appell an die Waldbesitzer


Autor: Günther Geiling

Haßfurt, Freitag, 20. April 2018

Die Forstbetriebsgemeinschaft Haßberge zog eine erfolgreiche Bilanz und rief zur Geschlossenheit auf.
Solch prachtvolle Stämme bringen den Eigentümern bei Wertholzversteigerungen viel Geld ein. Foto: Ralf Kestel/Archiv


"Unsere Forstbetriebsgemeinschaft war anfangs eine reine Vermarktungsgesellschaft. Heute sind wir die größte Forstbetriebsgemeinschaft Unterfrankens und ein Dienstleister rund um Wald und Holz. Wir sind wirtschaftlich top und mit unserer Gesamtentwicklung auf einem guten Weg." Dies betonte Vorsitzender Wolfgang Borst bei der Hauptversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft Haßberge in der Rathaushalle von Ebern.
Der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Haßberge-Steigerwald gehören derzeit mehr als 800 private und kommunale Waldbesitzer mit einer Mitgliedsfläche von rund 21 500 Hektar Wald an. "Der Service und das Tätigkeitsprofil reichen von der betriebsbezogenen Beratung, Holzvermarktung und Waldbewirtschaftung bis hin zu Mitgliederinformationen, Wertholzsubmissionen und Materialbeschaffung", betonte Vorsitzender Borst.
Da die staatliche/kommunale Waldbewirtschaftung bis spätestens 2025 in bestimmten Bereichen auslaufe, habe man sich mit weiteren Mitarbeitern auf die Erweiterung dieses Aufgabengebietes eingestellt, so dass derzeit zwei Angestellte und drei Förster für die FBG tätig seien. Inzwischen seien auch die Stadt Königsberg und die Gemeinde Knetzgau dazugekommen.


FBG ein gesundes Unternehmen

Die FBG habe ihre Tätigkeiten wirtschaftlich gut umgesetzt, obwohl dies nicht immer einfach sei und man ja dabei auch von der Natur abhängig sei. So müsse man beim Jahresumsatz so aufgestellt sein, dass man gewisse Einbrüche auch überbrücken kann. Im letzten Jahr habe man ein leichtes Minus verkraften müssen, weil ab November kein Holz mehr vermarktet werden konnte. Allerdings stehe nicht die Gewinnerzielung im Vordergrund. Das Team in der Geschäftsstelle arbeite allerdings sehr gut, und die FBG sei ein wirtschaftlich "äußerst gesundes Unternehmen".
Geschäftsführerin Birgitt Ulrich erstattete den Tätigkeitsbericht für das Jahr 2017, in dem man 25 860 Festmeter (fm) Holz vermarktet habe. Daran seien 149 Mitglieder beteiligt gewesen. Den größten Anteil hätten daran die Kiefer (9030 fm) und die Fichte (8993 fm) mit jeweils 35 Prozent, aber eine Steigerung das Laubholz mit 30 Prozent (7837 fm) erfahren.
"Unsere Submissionen werden von den Bietern sehr gut frequentiert. Unsere Hölzer waren gut im Wert, und ich danke allen staatlichen Revierleitern für die Mithilfe bei der Organisation", sprach Geschäftsführerin Ulrich diesen ein Lob aus.
Die Geschäftsführerin gab zu bedenken, dass es notwendig sei, in der Forstbetriebsgemeinschaft kollektiv zusammenzuarbeiten. Auch die Bieter schlössen sich zusammen, und hier könne man nur über einen Zusammenschluss auf dem Markt bestehen. Die Nadelholzpreise würden derzeit noch verhandelt; sie seien bei der Fichte leicht abgefallen, aber bei der Lärche und Douglasie stabil. Beim Laubholz könne man sogar in der Stärkeklasse vier bis sechs von einer Steigerung um bis zu zehn Prozent ausgehen.


Qualität zahlt sich aus

"Wir gehen bei der Submission auf Qualität. Wir wollen Wert- und Schneideholz auf der Submission haben. 44 Bieter kommen nur, wenn die Qualität stimmt", betonte Birgitt Ulrich. Bei der Mengenplanung wies sie darauf hin, dass sich das Einkaufsverhalten verändert habe und mittlerweile Holz schwierig unterzubringen sei, wenn es nicht in Holzverträgen vorher aufgenommen wurde.
An die Waldbesitzer richtete sie aber auch die Aufforderung: "Gehen Sie jetzt in den Wald mit offenen Augen! In Unterfranken sind wir zwar noch auf einer Insel, aber schauen Sie nach dem Käfer und rücken Sie das Holz bei Befall schnell!"
Mit der aktuellen Waldschutzsituation befasste sich Stefan Huber von der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaften. Dabei ging er auf den Klimawandel ein, der in Deutschland schneller voranschreite als anderswo auf der Welt. Auch in Ebern sei ein Temperaturanstieg von 2008 bis heute feststellbar. Die Erwärmung seither betrage ein Grad. Geändert hätten sich auch die Niederschlagszeiten und die Vegetationszeit, wobei vor allem der Frühling früher beginne. "Die heißen Tage nehmen zu, und ich bin heute schon bei knapp 30 Grad durch Bamberg gefahren", betonte der Niederbayer. Den Frost gebe es genauso, und vor allem auch die Spätfröste. Die Buche leide darunter, man könne dies an braunen Blättern erkennen. Extrem hätten Sommerstürme zugenommen.


Auswirkung auf den Wald

Dies alles, so Stefan Huber, wirke sich auch artenspezifisch aus in der Änderung der Verbreitungsgebiete von Insekten. Dramatisch zeigte er dies beim Borkenkäfer (Buchdrucker oder Kupferstecher) auf: Eine befallene Fichte habe 20 000 Jungkäfer in sich und 20 Bäume schon 400 000 Jungkäfer. "Wichtig ist die frühzeitige Aufarbeitung jeder befallenen Fichte."


Schwammspinner aktiv

Franz Eder betonte, dass der Schwammspinner eine kritische Entwicklung genommen habe. Es gebe gefährdete Eichenwälder, und in der Gemeinde Riedbach habe man eine größere Befallsdichte festgestellt. "Es droht ein Kahlfraß, wenn auf den unteren zwei Metern des Baumes ein Gelege gefunden wird", schilderte Eder die Bedrohung. In Franken seien 1400 Hektar gefährdet, davon in den Haßbergen 100 Hektar. Deswegen werde im Landkreis Haßberge der Schwammspinner im Gemeindewald Riedbach und in einem Teil des Gemeindewaldes Hofheim Anfang Mai mit einer Hubschrauberaktion bekämpft. Dies werde durch den Freistaat Bayern finanziert, und während der Maßnahmen würden die Zufahrten und Zugänge zum Wald abgesperrt.