Rathaussturm: In Prichsenstadt fahren die Narren mit dem Schiff zur Regierungsübernahme
Autor: Dominik Berthel
Prichsenstadt, Sonntag, 13. November 2022
Bürgermeister René Schlehr wehrte sich wortgewandt, aber vergeblich. Am Ende musste er den Rathausschlüssel rausrücken.
"Um deinen Platz, lieber Bürgermeister, im Rathaus einzunehmen, sind wir Narren heute hier, denn bis Aschermittwoch regieren nun wir!" Was große Faschingshochburgen können, das können sie in Prichsenstadt schon längst – Rathaus stürmen und das Zepter übernehmen am Beginn des Faschings.
Am vergangenen Freitag, dem 11.11., kurz vor 11.11 Uhr rollte das Kirchschönbacher Narrenschiff durch die historische Altstadt. Beladen mit ausgelassen feiernden Närrinnen und Narren aus Kirchschönbach vom Carneval Club (CCK) und aus Laub von der Narren-Gilde (NGL), steuerte es zielgenau das Prichsenstädter Rathaus an. Dort angekommen, übernahm der Kirchschönbacher Sitzungspräsident Daniel Lorey das Wort und forderte Bürgermeister René Schlehr zum verbalen Schlagabtausch heraus.
Elferrat lässt sich auch vom Nachtwächter nicht aufhalten
Dieser zeigte sich am Fenster seines Rathauses erst unbeeindruckt und dachte nicht daran, sich zu ergeben: "Meint ihr, ich überlasse euch die Stadt? – Danach ist hier alles platt", konterte Schlehr. Aber schließlich konnte auch der bereitstehende Nachwächter als Türsteher vor dem Rathaus dem Bürgermeister nicht helfen, stieg doch der Elferrat vom Schiff und drang ins politische Zentrum ein. Kurz darauf ergab sich Schlehr und kam mit dem Rathausschlüssel heraus, zur Freude der Kirchschönbacher und Lauber Narren und zahlreicher Zuschauerinnen und Zuschauer, die sich mittlerweile eingefunden hatten, um sich den Regierungswechsel anzuschauen.
Versöhnung beim Weißwurstfrühstück
Nachdem die Verhältnisse geklärt waren und CCK-Sitzungspräsident Daniel Lorey den Rathausschlüssel einkassiert hatte, feierten alle gemeinsam mit einem Weißwurstfrühstück den Beginn der närrischen Zeit. Im Rathausfoyer herrschte eine ausgelassene Stimmung und jeder war froh, dass der Brauch, der vor gut zehn Jahren in Prichsenstadt eingeführt worden war, nach zwei Jahren Corona-Pause wieder zelebriert werden konnte.