Einsatz bei ein paar 100 Grad Hitze: Wie die Feuerwehr in einer heißen Kiste den Ernstfall simuliert
Autor: Hanns Strecker
Iphofen, Sonntag, 23. Oktober 2022
Übung muss sein, auch für die Feuerwehr. Besonders realitätsnahe Bedingungen schafft neuerdings ein mobiler Container, der Feuer spucken und Qualm speien kann.
Es ist ein Feuerszenario, wie es in der Realität schon öfters passiert ist. Eine Wohnung steht im Vollbrand. Unerträgliche Hitze, dichte Rauchschwaden, die Sicht gleich Null. Und genau dahin müssen im Ernstfall die Feuerwehrleute. In die vorderste Linie. Geschützt lediglich durch einen hitze- und feuerdämmenden Anzug sowie ein schweres Atemschutzgerät am Rücken. Über das ganze Gesicht gestülpt ist eine eng anliegende Atemmaske. Ihr Auftrag: Erkunden, Löschen der Flammen und Bergen eventueller Personen.
"Bei gut 70 Grad unter der Gesichtsmaske ist es schwer, kühlen Kopf zu bewahren", stöhnt ein Feuerwehrmann. Um den verantwortlichen Kräften hier Erfahrung zu vermitteln, ist unter der organisatorischen Leitung des Landesfeuerwehrverbandes (Lfv) Bayern sowie des Innenministeriums ein Brandübungscontainer konstruiert worden, in dem solche Situationen in echt nachgestellt werden können, und zwar auf einem Lkw-Sattelzug, der nach einem vorgegebenen Plan ganz Bayern zur Verfügung steht. Diese Woche stand er in Iphofen.
Steven Bokemper, Berufsfeuerwehrmann bei einer Werksfeuerwehr in Schweinfurt, ist einer der Ausbilder für die "Heizbrandausbildung im Brandübungscontainer", wie es in der Fachsprache heißt. Laut Oliver Krist, dem verantwortlichen Kreisbrandmeister (KBM) für den Atemschutz, gibt es im Landkreis derzeit rund 450 Atemschutzträger. Knapp fünf Prozent davon sind Frauen.
Sollte eine Hupe ertönen, heißt das: Alle raus! Evakuierung!
Insgesamt 64 Feuerwehrangehörige wurden die Woche über durchgeschleust. Holz "in der Größe einer Schrankwand" wurde zuvor im Container angezündet. Und dann ging es hinein. In Gruppen von bis zu acht Feuerwehrleuten. "Immer im Kriechgang!", warnte der Ausbilder. Denn: "Oben ist es viel heißer!" Zuvor hatte man umfangreiche Sicherheitshinweise besprochen: Ein seitlicher Notausgang wurde gezeigt. Klopfen am Boden bedeutet "Tür auf!", und vor dem Container stand ein gesonderter Sicherungstrupp mit zwei Mann. Voll aufgerüstet mit Atemschutz. Im Notfall betreten die beiden sofort den Container und helfen. Sollte eine Hupe ertönen, heißt das: "Alle raus! Evakuierung!"
Aus dem Inneren ertönen Kommandos: "Sprühstrahl! Vorwärts!" Und immer wieder: "Unten bleiben!" KBM Krist beobachtet von außen das Feuer mit einer Wärmebildkamera. Im Deckenbereich zeigt sie schon mehrere hundert Grad Hitze an. Im unteren Bereich zwischen 60 und 80 Grad. "Die Ergänzung zur traditionellen Ausbildung gibt den Einsatzkräften zusätzliche Handlungssicherheit. Die praktische Erfahrung kann das allein nicht meistern", sagt Krist.
Kreisbrandmeister Ralf Baussenwein hat schon etliche Jahre als Atemschutzträger hinter sich. Dieses Training war auch für ihn das erste Mal und das "definitiv beste Training, das wir hatten". Jeder, der die Möglichkeit zur Teilnahme bekomme, solle sie nutzen.