Der 1. FCN zwischen Aufarbeitung und Aufklärung gegen Hetze
Autor: Pressemitteilung
Kitzingen, Freitag, 23. Februar 2024
Der Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen lud vor kurzem zu einer Buchvorstellung "Heulen mit den Wölfen – Der 1. FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder" von Bernd Siegler ein. Herr Siegler berichtete über die Vorgänge, die zum Ausschluss von 142 jüdischen Mitgliedern geführt hatten. Moderiert wurde die Lesung von Diethart Bischof, Anhänger des FCN seit Jahrzehnten.
Der Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen lud vor kurzem zu einer Buchvorstellung "Heulen mit den Wölfen – Der 1. FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder" von Bernd Siegler ein. Herr Siegler berichtete über die Vorgänge, die zum Ausschluss von 142 jüdischen Mitgliedern geführt hatten. Moderiert wurde die Lesung von Diethart Bischof, Anhänger des FCN seit Jahrzehnten.
Siegler hatte zufällig im Keller des Vereinsgebäudes Kartons entdeckt, die die Akten von Mitgliedern zwischen 1928 und 1955 enthielten. Ihm fielen Karteikarten auf, die mit Datum vom 30. April 1933 die Kündigung jüdischer Mitglieder enthielten. In vorauseilendem Gehorsam hatte der Vorstand des FCN diesen Schritt unternommen, bevor es von politischer Seite angeordnet war! Daher der Buchtitel. Er führte aus, wie hart der Ausschluss die Menschen getroffen hat, die sich bewusst als Zeichen ihrer Angehörigkeit zur deutschen Gesellschaft einem nicht-jüdischen Sportverein angeschlossen hatten. Damals übte der Club als 5-facher Deutscher Fußballmeister eine große Strahlkraft aus. Nur 7 waren Mitglied beim Fußball, mehr bei Leichtathletik, Schwimmen und insbesondere Tennis. Aus den Biografien, die Herr Siegler recherchieren konnte, erfuhr man, dass die meisten sich auf abenteuerlichen Wegen ins Ausland retteten. Acht wurden in KZs ermordet. Im Nachkriegsdeutschland wurden Vorstands- und Führungspositionen wieder mit den Tätern von 1933 besetzt, u.a. durch Ausstellen gegenseitiger "Persilscheine". Präsident Ludwig Franz, der 1933 den Ausschluss angeordnet hatte, wurde von 1948 bis 1963 erneut gewählt. Siegler thematisierte das aktuelle Vorgehen des Club bei der Aufarbeitung der Vergangenheit und die Präventionsarbeit gegen rassistische und antisemitische Ausschreitungen.
Seit fünf Jahren gibt es durch Zusammenarbeit von TSV Maccabi Nürnberg und dem 1.FCN den "Jenö Konrad Cup", benannt nach dem jüdischen Trainer (1930 – 1932), der den Verein wegen antisemitischer Hetze verlassen musste. Für ihn wurde nahe des Max-Morlock-Stadions ein Stolperstein verlegt. Der 1. FC Nürnberg intensiviert die Aufklärung an Schulen mit Informationsveranstaltungen und Besuche in Flossenbürg und Dachau.
Von: Diethart Bischof (Club-Historiker, Kitzingen)