Kirche legt Finanzen offen
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Sonntag, 08. Dezember 2019
Erstmals stellt das Erzbistum einen Jahresabschluss nach dem Handelsgesetzbuch vor. Es informiert auch, warum es nicht Immobilien und Kunstschätze zugunsten der Armen verkauft.
Marion Krüger-Hundrup Generalvikar Georg Kestel kennt all die Vorurteile in der Öffentlichkeit zur Genüge, die sich um die Kirche und das liebe, respektive böse Geld drehen. "Die Kirche schwimmt im Geld!"; "Niemand weiß, was die Kirche mit dem Geld macht!"; "Die Kirche soll ihre Immobilien und Kunstschätze verkaufen und das Geld den Armen geben!"; "Für die Caritas gibt die Kirche gar nichts!": So und ähnlich schallt es dem Domberg entgegen.
Um dem Bedürfnis gerade der Kirchensteuerzahler nach mehr Information gerecht zu werden, lud Generalvikar Kestel zu einer Pressekonferenz ins Ordinariat ein. Als Auskunftgeber war auch Finanzdirektor Mathias Vetter dabei, der den zahlreichen Journalisten uneingeschränkt Rede und Antwort stand.
Der Anlass für diese Medieneinladung klang schlicht und einfach: Erstmals legt das Erzbistum Bamberg einen Jahresabschluss (2018) nach den strengen Kriterien des Handelsgesetzbuchs (HGB) für große Kapitalgesellschaften vor, vollständig und uneingeschränkt testiert von einer unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Außerdem wurden die Jahresabschlüsse der Rechtsträger Erzbischöflicher Stuhl, Metropolitankapitel und Emeritenanstalt veröffentlicht.
"Die vorgelegten Jahresabschlüsse für das Jahr 2018 zeigen, dass das Erzbistum Bamberg wirtschaftlich solide aufgestellt ist und verantwortungsvoll mit seinen Mitteln umgeht", sagte Finanzdirektor Vetter. Bei allem Wirtschaften sei ein "sparsamer Umgang mit den Mittel oberste Maxime". Angelehnt an die derzeitige Diskussion im politischen Raum ergänzte er: "Die Schwarze Null ist uns wichtig, unser Ziel ist nicht, Gewinn zu erwirtschaften." Das von Vetter und Kestel präsentierte Zahlenwerk ist das Ergebnis eines freiwilligen, mehrjährigen Prozesses und den damit verbundenen Software-Umstellungen in der Erzbischöflichen Finanzkammer und den verschiedenen Dienststellen. Zwar gab es bisher schon detaillierte Haushaltspläne über die Verwendung der Kirchensteuern und Zuschüsse, die jeder Interessierte einsehen konnte. Doch die nun erreichte Transparenz über die finanziellen Ressourcen der verschiedenen juristischen Personen des öffentlichen Rechts innerhalb des Erzbistums ist bis dato einmalig. "Vollumfängliche Offenlegung" nannte Generalvikar Kestel diese Offensive.
Siebzig Prozent der knapp 700 000 Katholiken des Erzbistums brachten im Berichtsjahr 2018 rund 183 Millionen Euro Kirchensteuern ein, "unsere Hauptertragsquelle", so der Finanzdirektor. Der demografische Wandel und eine möglicherweise steigende Zahl von Kirchenaustritten seien demnach "eine Herausforderung in der Zukunft". Zu den Kirchensteuermitteln kommen Erträge aus öffentlichen Zuschüssen, Mieten und Pachten.
Auf der Aufwandseite stehen 108 Millionen Euro Personalkosten für rund 1800 hauptberufliche Mitarbeiter in der Seelsorge und Verwaltung. 41 Millionen Euro investierte das Erzbistum in kirchliche Gebäude wie Bildungshäuser, Schulen, Kindertagesstätten und Pfarrheime.
Der Jahresabschluss weist für 2018 ein positives Bilanzergebnis von drei Millionen Euro auf. Dieses Geld soll nach dem Beschluss des Diözesansteuerausschusses für karitative Aufgaben eingesetzt werden, zum Beispiel für eine Einrichtung der Jugendhilfe oder für ein Altenpflegeheim.