Kirche bekommt neue Pfeifen
Autor: Pauline Lindner
Röttenbach, Donnerstag, 27. November 2014
Orgel Im Advent des nächsten Jahres soll das Instrument wieder funktionieren. Zuvor müssen bis zu 50 000 Einzelteile meist von Hand hergestellt und vor Ort in der Röttenbacher Mauritiuskirche eingebaut werden.
von unserer Mitarbeiterin Pauline Lindner
Röttenbach — Ende Januar wird die Orgel der Mauritiuskirche abgebaut. Zu Beginn des Kirchenjahres im Advent wird die neue Orgel erklingen. Orgelbauer Claudius Winterhalter stellte bei der Pfarrversammlung das Instrument vor.
Historisches Gehäuse eingebaut
Die orgellose Zeit dauert so lange, weil das neue Werk in das historische Gehäuse von 1840 eingebaut wird. "Der optische Bestand wird weitgehend übernommen", sicherte Winterhalter zu. Mit denkmalgeschützten Orgeln hat Winterhalter Erfahrung. Erst vor vier Jahren erneuerte er die Orgel der Wieskirche mit ihrem Rokoko-Prospekt. Im Anschluss an die Vorstellung in Röttenbach reiste er nach Freiberg in Sachsen.
Die Röttenbacher Orgel ist zweiteilig aufgebaut, dazwischen befindet sich ein großes Fenster.
"Das macht eine konsequente Lösung schwierig", bekannte der Fachmann. Erst vor rund 40 Jahren ist diese Orgel überarbeitet worden. Gleichwohl gibt es deutliche Schäden, auch an den Pfeifen, so dass schon seit einiger Zeit etliche Register nicht mehr benutzt werden können. Die Ursache dürfte minderwertiges Material sein. "Man war vor 300 Jahren weiter im Orgelbau als in den 60er und 70er Jahren", urteilte er. "An der Orgel wurde alle 50 Jahre etwas gemacht, und jedesmal ein bisschen schlechter." Dennoch hofft Winterhalter, die ein oder andere Pfeifenreihe wieder verwenden zu können, wenn der Orgelsachverständige der Erzdiözese Bamberg Markus Willinger damit einverstanden ist.
40 000 bis 50 000 Einzelteile werden in der Werkstatt in Oberharmersbach in Baden großenteils von Hand hergestellt; das summiert sich inklusive der Intonation vor Ort auf 5800 Arbeitsstunden.
Die neue Orgel wird in seiner Werkstatt aufgebaut, in Teilen nach Röttenbach transportiert und aufgestellt. Neue Standsicherheit erhält das 4,5 Tonnen schwere Holz- und Metallgebilde durch einen Rahmen aus Eichenholz, der über die ganze Emporenbreite reicht. Die Intonation erfolgt dann Ton für Ton in der Kirche.
Mehrere Geldgeber
Die Kosten für den Orgelneubau belaufen sich auf 387 000 Euro; Kirchenverwalter Georg Barthel schätzt, dass noch rund 18 000 Euro für Arbeiten an der Empore anfallen werden. Die Finanzierung der vier Raten für die Orgel stützt sich auf mehrere Geldgeber. Das staatliche Bauamt gibt 137 000 Euro; die Gemeinde und Finanzkammer der Erzdiözese 43 000 Euro; die Kirchenstiftung St. Mauritius bringt 50 000 Euro ein.
Angesetzt ist der Beitrag des vor fünf Jahren gegründeten Orgelbauvereins mit 70 000 Euro.
"Aktuell haben wir bereits 78 000 Euro gesammelt", teilte dessen Vorsitzender Rolf Clemens mit. Etwa ein Drittel machen die Beiträge der 79 Mitglieder aus; der Rest sind Einzelspenden. Damit zeichnet sich ab, dass die Finanzierungslücke von um die 100 000 Euro durch ein Darlehen geschlossen wird.